Luftfahrt: Lufthansa darf italienische Staatsairline ITA übernehmen

Die staatliche italienische Fluggesellschaft ITA kann unter Bedingungen Teil des Lufthansa-Konzerns werden. Die Lufthansa habe Verpflichtungen abgegeben, mit denen „die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission vollständig ausgeräumt“ werden, teilte die EU-Kommission mit. So muss die deutsche Fluggesellschaft unter anderem Flug- und Landerechte am Mailänder Flughafen abtreten. Außerdem sollen Verhandlungen mit Konkurrenten auf der Lang- und Mittelstrecke geführt werden.

Die Lufthansa erreicht mit der Übernahme nach jahrelangen
Bemühungen ihr Ziel, in Italien zu wachsen – ihrem zweitwichtigsten
Markt nach den USA. Bereits Ende Mai 2023 hatte sich die Airline mit der
italienischen Regierung darauf geeinigt
, zunächst 41 Prozent der ITA
für 325 Millionen Euro zu erwerben. Zugleich wurden Optionen für eine
vollständige Übernahme zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt.

Der Genehmigung waren lange Verhandlungen vorausgegangen. Die Wettbewerbshüter der EU hatten vermutet, dass ein Zusammenschluss der beiden Unternehmen den Wettbewerb auf einigen Flugstrecken verringern und so für höhere Preise sorgen könnte.

Mit Blick auf die ITA teilte die Behörde mit, der Airline gehe es derzeit zwar gut, ihr dauerhaftes Bestehen als unabhängige Fluglinie sei ohne die Transaktion allerdings „höchst ungewiss“. Die ITA war vor vier Jahren verkleinert aus der defizitären Staatsfluglinie Alitalia hervorgegangen. Derzeit hat sie noch rund 4.500 Beschäftigte – der Lufthansakonzern fast 100.000.

Lukrativer US-Markt

Auch viele Expertinnen waren der Auffassung, die Fluglinie könne alleine nicht weiter existieren. Auf ihrem Heimatmarkt wurde sie von Billigfluglinien wie Ryanair und Easyjet verdrängt. Auf den gewinnbringenden Strecken über den Atlantik tut sie sich schwer, gegen die Macht der sehr viel größeren US-Anbieter anzukommen. Das ist in einem starken Verbund wie mit der Lufthansa erheblich einfacher, wie auch die EU-Kommission anerkannt hat.

Gerade an diesem Punkt hatte indes auch die EU Bedenken angemeldet, weil die Lufthansa über dem Nordatlantik auch Absprachen mit United und Air Canada trifft. Auf dem lukrativsten Luftverkehrsmarkt der Welt sind auch sämtliche andere US-Gesellschaften sowie die europäischen Lufthansa-Konkurrenten IAG um British Airways und Air France-KLM aktiv. Noch im März hatte sich die Kommission überzeugt gezeigt, dass der von anderen Fluggesellschaften ausgehende Wettbewerbsdruck auf Strecken zwischen Italien und den USA sowie von und nach Kanada sowie Japan vernachlässigbar sei.

Zudem hatten die EU-Beamten Bedenken, dass sich bei der Lufthansa auch auf Kurzstrecken zwischen Italien und mitteleuropäischen Ländern zu viel Marktmacht konzentrieren könnte. Konkurrenz gebe es zwar – in erster Linie durch Gesellschaften wie Ryanair. Solche Billigfluggesellschaften starteten aber oft von abgelegenen Flughäfen.