„Lotte in Weimar“ : In „Lotte in Weimar“ wird die Dichtung zur Wahrheit
Um besonders sanft aus dem einen Gedenkjahr ins nächste hinüberzugleiten, empfiehlt sich ein Blick in Goethes Werther. Nicht nur sein Romandebüt hatte im letzten Jahr 250. Geburtstag, es erblickte auch Anfang September 1774 das Licht der Welt, genau wie der große Maler Caspar David Friedrich. Dessen runder Geburtstag wurde ausgiebig gefeiert – aber darüber fast vergessen, wie sehr er vom Werther geprägt war, der sich selbst ja als Maler verstand. Als Goethe 1816 den Künstler bat, die verschiedenen Wolkenformen für ihn abzumalen, da verweigerte Friedrich sich – und antwortete dem alten Goethe mit leicht abgewandelten Worten des jungen Goethe aus dem Werther: Man könne die „leichten, freien Wolken“ nicht „sklavisch in eine Ordnung zwingen“. So wird die Dichtung 1816 das erste Mal zur Wahrheit.