Liv Lisa Fries: Das Gesicht dieser Unschuld
Die Nazis verurteilen eine deutsche Widerstandskämpferin zum Tode, aber da die Frau schwanger ist, schieben sie die Vollstreckung des Urteils auf. Sie lassen das Kind zur Welt kommen und ermorden die Mutter erst dann, als es nicht mehr gestillt werden muss. Das ist, in zwei Sätzen, die Handlung von Andreas Dresens Film In Liebe, Eure Hilde: ein Gnadenakt im Terror.
Und so war es auch in Wirklichkeit. Hilde Coppi hieß die Frau, sie wurde am 5. August 1943 in Berlin-Plötzensee enthauptet, weil sie der Widerstandsgruppe Rote Kapelle angehörte. Ihr Sohn Hans, geboren am 27. November 1942 im Frauengefängnis Barnimstraße, wuchs bei seinen Großeltern auf. Später studierte er Ökonomie und wurde Direktor eines Außenhandelsbetriebes der DDR. Einige Jahre lang war er Parteisekretär der SED. Nach dem Mauerfall engagierte er sich in der Gedenkstätte Sachsenhausen und im Berliner Bund der Verfolgten des Naziregimes.