Liberale-Chef: Lindner warnt vor Zerbrechen dieser Nato nebst Stopp von Ukraine-Hilfen

Bundesfinanzminister Christian Lindner sieht Versäumnisse bei der Kommunikation der Ukraine-Politik der Ampel in Ostdeutschland. „Wir müssen den Menschen in Ostdeutschland die Ukraine-Politik der Bundesregierung in aller Offenheit erklären“, sagte der FDP-Chef der Rheinischen Post. „Denn es geht ja nicht nur darum, der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Russland zu helfen.“ Es gehe bei Waffenlieferungen, Flüchtlingshilfe und wirtschaftlicher Unterstützung auch um Interessen Deutschlands.

„Wenn wir den Völkerrechtsbruch und Angriffskrieg Russlands hinnehmen, könnten EU und Nato zerbrechen“, warnte Lindner. „Denn etwa Polen und Tschechen würden sich fragen, ob wir sie genauso fallen lassen würden im Ernstfall.“ Hinzu komme, dass Deutschland viele Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine zusätzlich aufnehmen und versorgen müsse, wenn das von Russland angegriffene Land den Krieg verlieren sollte. „Das wäre um ein Vielfaches teurer als die aktuellen Hilfen, die wir leisten“, sagte der Bundesfinanzminister.

Wahlforscher und Politologen führen das starke Abschneiden der AfD bei der Europawahl in den ostdeutschen Ländern auch auf die Ukraine-Politik der Bundesregierung zurück. Gerade in Ostdeutschland habe viele Menschen das Thema Krieg und Frieden bewegt, also der künftige Umgang mit der Ukraine, sagte etwa der Berliner Politikwissenschaftler Thorsten Faas. Hier hätten AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht andere Positionen vertreten als die übrigen Parteien.