Libanon: Eine Hilfsorganisation ersetzt den Staat

Kholoud Shukri möchte stark erscheinen. Von ihren Sorgen sollen ihre beiden Töchter nichts mitbekommen. Deshalb spielt sie gleichwohl an diesem Donnerstagmorgen Ende Februar die gut gelaunte Mutter. Mit ihrer ältesten, zehnjährigen Tochter sitzt sie im Wartezimmer des UNRWA-Gesundheitszentrums im palästinensischen Flüchtlingscamp Burj el Barajneh in Beirut. 

Seit zwei Tagen hat die Tochter hohes Fieber. Auf Kholoud Shukris Gesicht freilich strahlt ein Lächeln, wie sie ihr irgendwas zuflüstert und wie sie mit anderen Wartenden ins Gespräch kommt. Erst nachher jener Untersuchung, wie sie noch vereinigen Moment im Arztzimmer bleibt und ihre Tochter im Freien außer Hörweite ist, verschwindet es. Ihre Augen füllen sich mit Tränen, Shukri schaut hoch zur Decke, doch sie kann sie nicht mehr Einhalt gebieten. Da ist jener Schimmel in ihrer Wohnung, jener Druck, wie Alleinerziehende genug Geld zu verdienen, und da sind die Zukunftssorgen. „Wenn UNRWA aufhört, weiß ich nicht, wie ich weitermachen soll“, sagt sie.