Leseprobe aus „James“ von Percival Everett: Vlleich ne Schaufel Sand …

AN JENEM ABEND setzte ich mich mit Lizzie und sechs anderen Kindern in unserer Hütte hin und gab ihnen Sprachunterricht. Solche Stunden waren unverzichtbar. Sich gefahrlos in welcher Welt in Bewegung setzen zu können erforderte Beherrschung welcher Sprache, Geläufigkeit. Die Kinder saßen uff dem gestampften Lehmboden, ich uff einem unserer beiden selbstgebauten Stühle. Durch dasjenige Loch im Dach zog welcher Rauch des Feuers ab, dasjenige in welcher Mitte welcher Hütte brannte.

»Papa, warum sollen wir dasjenige lernen?«

»Die Weißen erwarten, dass wir uff eine bestimmte Weise tönen, und es kann nur nützlich sein, sie nicht zu enttäuschen«, sagte ich. »Wenn sie sich unterlegen wahrnehmen, nach sich ziehen nur wir darunter zu leiden. Oder vielleicht sollte ich sagen, ›wenn sie sich nicht besser wahrnehmen‹. Also wollen wir zunächst noch einmal ein paar Grundlagen wiederholen.«

»Blickkontakt vermeiden«, sagte ein Junge.

»Richtig, Virgil.«

»Nie reden, ohne gefragt zu werden«, sagte ein Mädchen. »Das ist stichhaltig, February«, sagte ich.

Lizzie blickte uff die anderen Kinder, dann wieder zu mir.

»Niemals irgendetwas Thema unumwunden erinnern, wenn man sich mit einem anderen Sklaven unterhält«, sagte sie.

»Und wie nennen wir dasjenige?«, fragte ich. »Drumherum-Reden«, riefen sie im Chor. »Ausgezeichnet.« Sie waren sehr zufrieden mit sich, und ich erhielt welche Stimmung gerade. »Versuchen wir’s mal mit ein paar Übersetzungen zu Händen besondere Situationen. Zuerst irgendwas Extremes. Ihr geht die Straße weiter und seht, dass es in Mrs. Holidays Kochkunst brennt. Sie steht mit dem Verschieben zum Haus in ihrem Garten und bemerkt es nicht. Wie sagt ihr es ihr?«

»Feuer, Feuer«, sagte January.

»Direkt. Und dasjenige ist sozusagen stichhaltig«, sagte ich.

Die Jüngste, die magere, schlaksige fünfjährige Rachel, sagte: »Herrmhimmel, Ma’am! Da!«

»Perfekt«, sagte ich. »Warum ist dasjenige stichhaltig?«

Lizzie hob die Hand. »Weil wir darauf akzeptieren sollen, dass die Weißen diejenigen sind, die dasjenige Problem benennen.« »Und warum?«, fragte ich.

February sagte: »Weil sie die Gesamtheit vor uns wissen sollen. Weil sie allem zusammenführen Namen spendieren sollen.«

»Gut, gut. Ihr seid ja richtig im Sauseschritt heute. Okay, stellen wir uns vor, es ist ein Fettbrand. Mrs. Holiday hat Bacon unbewacht uff dem Herd stillstehen lassen. Sie ist im Begriff, Wasser darauf zu schütten. Was sagt ihr? Rachel?«

Rachel hielt von kurzer Dauer inne. »Ma’am, dasjenige Wasser machts bloß schlimmer!«

»Das stimmt natürlich, Gewiss welches ist dasjenige Problem derbei?« Virgil sagte: »Man sagt ihr, dass sie dasjenige Falsche tut.«

Ich nickte. »Was solltet ihr demnach stattdessen sagen?«

Lizzie schaute zur Decke und sprach, während sie es zu Ende dachte. »Möchten Sie, dass ich eine Schaufel Sand hole?« »Richtiger Ansatz, Gewiss du hast es nicht übersetzt.«

Sie nickte. »Herrmhimmel, Ma’am, so’ich vlleich ne Schaufel Sand ranschaffm?« »Gut.«

»›Schaufel Sand ranschaffm‹ ist Gewiss schwierig auszusprechen.« Das kam von Glory, welcher Ältesten. »Die vielen ›s‹ und ›a‹.«

»Das stimmt«, sagte ich. »Und es ist okay, darüber zu straucheln. Es ist sogar gut. So’ich vlleich ne Saufel Schand ransaffm, Missis Holiday?«

»Und wenn sie zusammenführen nicht verstehen?«, fragte Lizzie.

»Das ist in Ordnung. Sie sollen sich ruhig anstrengen, zusammenführen zu verstehen. Nuschelt irgendetwas, dasjenige verschafft ihnen die Genugtuung, euch sagen zu können, dass ihr nicht undeutlich sprechen sollt. Sie genießen es, euch zu verbessern und zu vertrauen, dass ihr unklug seid. Denkt daran, je mehr sie sich dazu entscheiden, nicht zuhören zu wollen, umso mehr können wir in ihrer Gegenwart zueinander sagen.«

»Warum hat Gott es so mit Möbeln ausgestattet?«, fragte Rachel. »Mit ihnen qua Herren und uns qua Sklaven?«

»Es gibt keinen Gott, Kind. Es gibt die Religion, Gewiss ihren Gott, den gibt es nicht. Ihre Religion sagt, dass wir am Ende unseren Lohn bekommen. Allerdings sagt sie offenbar nichts darüber hinaus ihre Bestrafung. Aber wenn wir in ihrer Nähe sind, vertrauen wir an Gott. O Herrmhimmel, wir glaum ganz doll an dich. Die Religion ist bloß ein Kontrollinstrument, dasjenige sie anwenden und an dem sie festhalten, wenn es ihnen passt.«

»Aber irgendwas muss es doch spendieren«, sagte Virgil.

»Entschuldigung, Virgil. Vielleicht hast du recht. Vielleicht gibt es jedwede höhere Macht, Kinder, Gewiss es ist nicht ihr weißer Gott. Je mehr ihr schon von Gott und Jesus und Himmel und Hölle redet, umso besser wahrnehmen sie sich.«

Die Kinder sagten im Chor: »Und je besser sie sich wahrnehmen, umso sicherer sind wir.«

»February, übersetz dasjenige.«

»Umso besserer sie sich fühln, umso sichererer sin wir.« »Schön.«

Huck bekam mich zu fassen, während ich Säcke mit Hühnerfutter vom Fuhrwerk in den Schuppen hinterm Haus welcher Witwe Douglas schleppte. Er dachte intensiv darüber hinaus irgendwas nachdem, und ich merkte, dass er reden wollte.

»’sgehtn dir im Kopf rum, Huck?«

»Gebete«, sagte er. »Betest du?«

»Klaa. Beten tu ich chronisch.«

»Und zu Händen welches betest du?«, fragte er.

»Z. Hd. die Gesamtheit Mögliche. Eima habbich dazu gebetet, dass die kleine February wieder heilsam wird, wo sie so laborieren war.« »Hat’s geholfen?«

»Na ja, is ja wieder heilsam jetz.« Ich setzte mich uff die Ladeklappe und schaute zum Himmel hoch. »Eima habbich zu Händen Reeng gebetet.«

»Und, hat dasjenige geholfen?«

»Geregnet hat’s jeenfalls. Nich gleich, Gewiss irngwann schon.«

»Woher weißt du dann, dass dasjenige Gott gewesen is?«

»Wissen tu ich’s nich. Aber macht Gott nich die Gesamtheit? Wer sossn sons gewesen sein?«

Huck hob zusammenführen Stein uff, betrachtete ihn eine Zeit weit und schleuderte ihn dann nachdem einem Eichhörnchen, dasjenige uff einem hohen Ulmenast saß.

»Willsu wissen, welches ich denk?«

Huck sah mich an.

»Ich denk, Beten is zu Händen die Leute um dich rum, die wolln, dass du betest. Du muss so seine Gebete verrichten, dass Miss Watson un die Witwe Douglas dich hörn, unnumuss Jesus um Sachng bitten, wo du weiß, dass die dasjenige wolln. Macht dir dasjenige Leem n ganzes Stück leichter.«

»Vielleicht.«

»Un ab und zu streussu so welches wie ne neue Angelrute oder so welches ein, damit sie mit dir schimpfm könn.«

Huck nickte. »Ich glaub, du hast recht. Jim, glaubst du an Gott?«

»Na klaa, un ob! Wenn’s kein Gott gibt, woher ham wir dann dasjenige schöne Leem hier? Un jetz lauf un geh spieln.«

Ich sah zu, wie Huck die Straße entlangrannte und um die Ecke von Richter Thatchers großem Haus verschwand. Als ich mir ohne Rest durch zwei teilbar den letzten Sack uff die Schulter hievte, tauchte welcher Frauenzimmer Luke hinter mir uff.

»Du hast mich erschreckt«, sagte ich.

»Tut mir leid.« Er sprang uff den Wagen und pflanzte seine kleine Gestalt uff die Ladefläche. »Was wollte denn welcher kleine Rotzbengel?«

»Der Junge ist in Ordnung«, sagte ich. »Er versucht bloß, ein paar Dinge zu verstehen. So wie wir aufgebraucht, denke ich.«

»Hast du dasjenige von dem McIntosh-Brother unten in St. Louis gehört?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Freier Mann. Hellhäutig wie du. Er ist unter den Docks in eine Schlägerei geraten, und die Polizei ist gekommen und hat ihn festgenommen. Er hat gefragt, welche Strafe er dazu kriegt, dass er sich geprügelt hat. Einer von den Polizisten hat gesagt, sie würden ihn wahrscheinlich aufhängen. Der Brother hat ihm geglaubt. Verständlicherweise. Er hat sein Messer gezogen und die beiden zerrissen.«

Ein weißer Mann kam uff uns zu und musterte aus irgendeinem Grund dasjenige vor den Wagen geschirrte Pferd. Luke verstummte. Wir bemühten uns, jeden Blickkontakt mit dem Mann zu vermeiden. Wir hatten miteinander geredet, demnach mussten wir jetzt weiterreden.

»Weiter«, sagte ich zu Luke.

»Okay. Also, Blue Gum Monkey nix wie die Gasse rauf, qua hätt Luzifer in Besenstiel gebissen. Un sofort kleem die Charlies an ihm dran wie dasjenige Weiße am Reis. So dich an ihm dran wie welcher Schaum anner Seife.«

Ich nickte.

»Hey«, rief welcher Weiße.

»Sah?«, sagte ich.

»Das Pferd da, gehört dasjenige Miss Watson?«

»Nein, Sah. Der Waang, welcher gehört Miss Watson. Das Ferd, dassis vonner Witwe Douglas.«

»Meinst du, sie will es verkaufen?«

»Da weißch nix von, Sah.«

»Frag sie, wenn du sie siehst.«

»Ja, Sah, machich.«

Noch einmal musterte welcher Mann dasjenige Pferd, klopfte ihm uff die Kruppe, teilte mit den Fingern die Lippen des Tiers und ging dann weg.

»Was meinst du, welches so ein Dummkopf mit einem Pferd will? Der hat doch schier keine Ahnung von Pferden«, sagte Luke.

»Das arme Tier ist hundert Jahre altertümlich und kann den Wagen kaum noch ziehen, wenn er leer und trocken ist.«

»Weiße kaufen gleichmäßig gerne irgendwelches Zeug«, sagte Luke. »Was ist McIntosh denn nun passiert?«, fragte ich.

»Sie nach sich ziehen ihn eingeholt und an eine Eiche gekettet, Holz zusammengetragen und ihn unter lebendigem Leib verbrannt. Ich habe gehört, er hat geschrien, dass ihn der gerne Süßigkeiten isst erschießen soll. Die Männer nach sich ziehen damit gedroht, jeden zu erschießen, welcher versucht, ihn von seinem Elend zu retten.«

Mir war schlecht, derbei unterschied sich die Geschichte weder noch so sehr von vielen anderen, die ich gehört hatte. Trotzdem, welcher Tag kam mir heißer vor, und mir fiel uff, wie sehr meine Haut von Schweiß klebte. »Schrecklich, uff welche Art zu sterben«, sagte ich.

»Ich glaube nicht, dass es eine gute Art zu sterben gibt«, sagte Luke.

»Da bin ich mir nicht so sicher.«

»Wie meinst du dasjenige?«, fragte Luke.

»Ich meine, irgendwann sterben wir aufgebraucht. Vielleicht sind nicht aufgebraucht Arten zu sterben schlimm. Vielleicht gibt es eine Art zu sterben, die meinen Vorstellungen entspricht.«

»Du spinnst.«

Ich lachte.

Luke schüttelte den Kopf. »Das war noch nicht dasjenige Schlimmste. Farbige sterben jeden Tag; dasjenige weißt du. Das Schlimmste war, dass welcher Richter welcher Grand Jury gesagt hat, es sei eine Massenhandlung, und somit dürften sie keine Anklageerhebung empfehlen. Das heißt, wenn es genügend Leute tun, ist es kein Verbrechen.«

»Du tunlichst Himmel«, sagte ich. »Sklaverei.«

»Du hast es erfasst«, sagte Luke. »Wenn dich genügend von ihnen umbringen, sind sie unschuldig. Rate mal, wie welcher Richter hieß.«

Ich wartete.

»›Lawless‹.«

»Meinst du, wir bekommen jemals Gelegenheit, zusammenführen Ort wie St. Louis oder New Orleans kennenzulernen?«, fragte ich ihn.

»Wenn wirn Himmel komm«, sagte er und zwinkerte mir zu.

Wir fingen an zu lachen, und dann erspähten wir ein Stück weiter zusammenführen Weißen. Es gab nichts, welches Weiße mehr irritierte qua ein paar Sklaven, die lachten. Vermutlich fürchteten sie, dass wir darüber hinaus sie lachten, oder Gewiss ihnen war wie am Schnürchen welcher Gedanke zuwider, dass wir es uns gutgehen ließen. Wie sekundär immer, wir verstummten nicht sofort und erregten somit seine Aufmerksamkeit. Er hatte uns gehört und ging uff uns zu.

»Was habt ihr Burschen denn zu kichern wie zwei kleine Mädchen?«, fragte er.

Ich hatte ihn schon einmal gesehen, kannte ihn jedoch nicht. Er versuchte, sich in die Pose eines bedrohlichen Mannes zu werfen. Das sorgte dazu, dass ich einerseits mehr, eine andere Sache ist weniger Angst vor ihm hatte.

»Wir ham überlegt, ob dasjenige stimmt«, sagte Luke.

»Ob welches stimmt?«, fragte welcher Mann.

»Wir ham überlegt, ob die Straßen in Stickstoff’Orlins wirklich aus Gold sin, wie’s immer heißt«, sagte Luke und sah mich an. »Ja, un ob’s stimmt, dass wenns überschwemmt, dass die Straßen dann mit Whiskey überschwemmt wern. Ich hab noch nie kein Whiskey probiert, wirklich nich, Gewiss aussehn tut er jehnfalls gut.« Ich wandte mich an Luke. »Fintsunich sekundär, dassas Zeuch gut aussieht, Luke?«

An dieser Stelle bildete ich mir eine Sekunde weit ein, er hätte durchschaut, dass wir uns darüber hinaus ihn lustig machten, Gewiss er lachte breit und sagte: »Er sieht gut aus, weil er gut schmeckt, Jungs.« Er entfernte sich laut lachend.

»Jetzt wird er sich betrinken, nicht so sehr, weil er’s kann, sondern weil wir es nicht können«, sagte ich.

Luke schmunzelte. »Und wenn wir ihn dann später herumtorkeln und sich zum Narren zeugen sehen, ist dasjenige dann ein Beispiel von proleptischer oder von dramatischer Ironie?«

»Könnte sowohl als auch sein.«

»Das wäre dann wirklich ironisch.«

MEIN GESICHT FÜHLTE sich dick und taub an, und meine Hände und Füße waren ohne Gefühl, Gewiss die Stelle, wo ich gebissen worden war, schmerzte sehr stark. Ich fühlte mich schwächer qua je zuvor. Hätte ich eine richtige Mahlzeit im Bauch gehabt, hätte ich mich vielleicht erbrochen. In meinem Kopf drehte sich die Gesamtheit, die Welt drehte sich, und ich wusste nicht, ob dasjenige von dem Gift oder von meiner Angst herrührte. Ich lag still, spürte zuerst Hucks besorgten Blick, dann, wie von einem Strudel erfasst, ein Hinabwirbeln ins Delirium. Ich glühte von Fieber, und die Frostschauer, die mich überliefen, waren beinahe interessant. Ich sah Sadie und Lizzie. Sie standen uff einem kleinen Holzanleger, holten Gemüse aus einem kleinen Boot und schichteten es in große Strohkörbe. Dann war ich in Richter Thatchers Bibliothek, einem Ort, an dem ich viele Nachmittage verbracht hatte, während er unter welcher Arbeit oder uff welcher Entenjagd war. Ich konnte Bücher vor mir sehen. Ich hatte sie heimlich gelesen, Gewiss diesmal, in diesem Fiebertraum, konnte ich sie ohne Angst vor dem Ertapptwerden Vorlesung halten. Ich hatte mich jedes Mal, wenn ich mich dort hineinschlich, gefragt, welches die Weißen wohl mit einem Sklaven tun würden, welcher Vorlesung halten gelernt hatte. Was sie wohl mit einem Sklaven tun würden, welcher den anderen Sklaven dasjenige Lesen beigebracht hatte. Was mit einem Sklaven, welcher wusste, welches eine Hypotenuse ist, welches Ironie bedeutete und wie man Retribution buchstabierte. Ich verbrannte schier vor Fieber, verlor immer wieder dasjenige Bewusstsein, konzentrierte mich immer wieder uff Hucks Gesicht.

François-Marie Arouet de Voltaire legte zusammenführen dicken Ast ins Feuer. Seine zarten Finger, so schien es, hielten dasjenige Holz zu stark unverzagt.

»Ich fürchte, es gibt kein Holz mehr«, sagte ich. »Aber dasjenige macht nichts, mir ist nämlich sehr warm genug. Zu sehr warm.«

Er streckte erneut die Hand aus und schob ein paar verkohlte Stücke zurecht. Er betrachtete seine geschwärzten Finger- spitzen. »Ich bin wie du«, sagte er.

»Inwiefern?«

Er wischte sich die Hände an welcher Hose ab, sodass Flecke zurückblieben. »Du solltest kein Sklave sein«, sagte Voltaire seufzend. Er setzte sich neben mich, machte Anstalten, mir mit dem Handrücken die Stirn zu wahrnehmen, und überlegte es sich dann verschieden. »Wie Montesquieu bin ich welcher Meinung, dass wir aufgebraucht, ungeachtet von Hautfarbe, Sprache oder Gepflogenheiten, gleich sind.«

»Ach ja?«, fragte ich.

»Du musst dir jedoch klarmachen, dass Klima und Geographie bedeutenden Einfluss uff die menschliche Entwicklung nach sich ziehen. Es ist nicht etwa so, dass deine äußeren Merkmale dich zu einem Ungleichen zeugen, sondern sie sind Zeichen biologischer Unterschiede, Eigenschaften, die dir geholfen nach sich ziehen, an diesen heißen, unwirtlichen Orten zu überleben. Und ebendiese Faktoren hindern dich daran, die vollkommenere menschliche Gestalt anzunehmen, die man in Europa findet.«

»Ist dasjenige so?«

»Natürlich lässt sich welcher Afrikaner ohne Weiteres in den Sitten und Gebräuchen des Europäers unterweisen. Er kann sich darüber hinaus dasjenige hinausentwickeln, welches er von Natur aus ist, kann die Verhaltensweisen und Fertigkeiten erlernen, die es ihm zuteilen, ein Gleicher zu werden.«

»Ja?«

»Ebendas bedeutet Gleichheit, Jim. Sie ist die Fähigkeit, ein Gleicher zu werden. So wie ein Schwarzer uff Martinique Französisch lernen und uff welche Weise Franzose werden kann, kann er sekundär die Fertigkeiten welcher Gleichheit erwerben und uff welche Weise ein Gleicher werden. Aber ich wiederhole mich.«

»Ich hasse Sie«, sagte ich, von Fieber und Frostschauern geschüttelt. »Ihnen ist natürlich lichtvoll, dass ich von einer Schlange gebissen worden bin. Und unbedingt jetzt, in meinem Delirium, kommen Sie zu mir.«

»Nun ja, Gewiss aufgebraucht Menschen sind gleich. Darauf will ich hinaus. Doch sekundär du musst einsortieren, dass es unter deinen afrikanischen Menschen den Teufel, wenn wir es – ihn – so nennen wollen, gibt.« Voltaire setzte sich bequemer zurecht und hielt seine Hände ans Feuer.

»Sie sagen, wir sind gleich, Gewiss trotzdem minderwertig«, sagte ich.

»Ich nehme da zusammenführen missbilligenden Ton wahr«, sagte er. »Hör zu, mein Freund, ich stehe uff deiner Seite. Ich bin gegen die Einrichtung welcher Sklaverei. Der Sklaverei jeglicher Art. Du weißt, ich bin ein Abolitionist erster Ordnung.«

»Danke.«

»Keine Ursache.«

»Sie vertrauen demnach nicht, dass die Menschen von Natur aus unheilvoll sind?«, fragte ich.

»Nein. Wenn sie dasjenige wären, würden sie töten, wenn sie laufen können.«

»Wie verdeutlichen Sie dann die Sklaverei? Warum werden meine Leute unterworfen und mit solcher Grausamkeit behandelt?«

Voltaire zuckte die Schultern.

»Ich versuche es mal so«, sagte ich. »Sie nach sich ziehen wie Raynal zusammenführen Begriff von natürlichen Freiheiten, die wir aufgebraucht kraft unseres Menschseins besitzen. Doch wenn welche Freiheiten unter gesellschaftlichen und kulturellen Druck geraten, werden sie zu bürgerlichen Freiheiten, und die sind unfrei von Hierarchie und Lebenslage. Trifft es dasjenige?«

Voltaire schrieb hastig uff Papier. »Das war gut. Das war gut. Sag dasjenige die Gesamtheit noch einmal.«

»Jim? Jim?« Es war Huck.

»Huckleberry?«

»Alles okay?«

Undeutlich rückte welcher Junge ins Blickfeld. »Mir’s nich mehr so sehr warm.« Ich erblickte die Höhlenöffnung und sah Tageslicht. »Ich werds wohl schaffm.«

»Du redest ganz schön merkwürdig im Schlaf.« »Ja?«

Huck nickte. Er sah mich misstrauisch an. »Was sa’ch denn so?«

»Wer ist Raynal?«

Ich erinnerte mich stellenweise an meinen Traum, fragte mich, welches ich wohl die Gesamtheit laut gesagt hatte. »Das’s n Sklave, den kennich von ganz früher.«

»Was heißt ›Hierarchie‹?«

»Was?«, sagte ich. »So’n Wort gibt’s nich.«

»Hast du Gewiss gesagt. Und noch n Haufen andere Wörter. Hast dich ganz verschieden qua sonst angehört. Bist du besessen, Jim?«

»Herrbarmdich. Das könnt rutschig sein. Das wär vlleich welches. ’n Schlang is welcher Teufel, stimmt’s? Hoffenlich hatter mir keine Dämohn ins Blut gesetzt.« Ich blickte mich in welcher Höhle um. »Wo’s mein Stück Glücksglas?« Ich fand dasjenige runde Glas und hielt es so, dass welcher Junge es sehen konnte. »Mein Glücksglas, dasjenige beschütz mich.«

Ich fühlte mich immer noch schwach und benutzte dasjenige Hantieren mit dem Glas qua Vorwand, Hucks Fragen auszuweichen.

»Jedenfalls hast du ganz merkwürdig geredet.«

»Chhab wieder Schüttlfross.« Und dasjenige stimmte sogar. »Hier, trink Wasser.« Huck reichte mir die Frauenzimmer Dose, die wir qua Trinkgefäß verwendeten.

»Dank dir, Huck.«

»Ich schau mal nachdem, ob dasjenige Gewitter aufgebraucht Beeren kaputtgemacht hat.«

»Das mach ma. Chschlaf noch welches. Nimm dich vor Schlang in Acht.«

Während welcher Junge ins helle Tageslicht verschwand, spürte ich wieder, wie schlecht es mir ging. Zwar vermutete ich zu diesem Zeitpunkt, dass ich nicht sterben würde, Gewiss ob dieser Umstand so erfreulich wäre, war unklar. Mir drehte sich die Gesamtheit, und ich hatte starke Schmerzen. Mir war Übeltat, und ich fieberte immer noch. Ich versuchte, mich hochzurappeln, Gewiss meine Glieder waren taub und versagten ihren Dienst. In Wahrheit scheute ich mich davor, wieder einzuschlafen, aus Angst, Huck würde zurückkommen und meine Gedanken vernehmen, ohne dass sie meinen Sklavenfilter durchliefen. Noch mehr Angst hatte ich vor weiteren unproduktiven, eingebildeten Gesprächen mit Voltaire, Rousseau und Locke darüber hinaus Sklaverei, Rasse und vor allem Albinismus. Welch seltsame Welt, welch seltsames Dasein, dass ein mir Gleicher meine Gleichheit belegen, dass ein mir Gleicher zusammenführen Stand nach sich ziehen musste, welcher es ihm ermöglichte, welche Begründung darzulegen, dass ich welche Begründung nicht selbst vortragen konnte, dass die Prämissen besagter Begründung von denjenigen mir Gleichen durchleuchtet werden mussten, die ihnen nicht zustimmten.

Ich bekam wieder Schüttelfrost und dachte wieder, dass ich vielleicht sterben würde. Ich unbewirtschaftet in Schweiß aus und lag zu Händen mehrere Stunden still, solange bis Huck zurückkehrte.

»Jim, die Gesamtheit in Ordnung?«

»Geht besser.«

»Ich hab n paar Brombeeren gefunden, die nich verdorben waren«, sagte er und schlug ein Tuch kaputt, um sie mir zu zeigen. »Ich hab unsrige Langleine ausgelegt, demnach müsst’s heute Abend Fisch spendieren.«

»Wie weit is die Flut? Wasser schon zurückgegang?«

»Gesehn hab ich nix davon«, sagte welcher Junge. »Wir sind jetz n ganzes Stück vom Land weg.«

»Wasser bewegt sich vlleich so schnell, dass wir kein Katzenwels fang.«

»Du siehst n kleinster Teil besser aus«, sagte Huck. Er schürte die Glut und legte ein paar Äste obendrauf, um dasjenige Feuer wieder in Gang zu herbringen.

ICH WAR NOCH ein paar Tage laborieren. Das Fieber ließ nachdem, und langsam kehrte mein Appetit zurück. Das war von selbst schon insofern bemerkenswert, qua wir nur Katzenwels und Beeren zu essen hatten. Ich wagte mich schließlich hinaus, um ein paar Fallen zu Händen Kaninchen zu stellen.

Endlich fingen wir ein Kaninchen und setzten uns, so empfanden wir es, zu einem richtigen Festmahl nieder.

»Ich bin glücklich, dass du nich gestorben bist«, sagte Huck.

»Da freuch mich selbst sekundär mächtich drüber.« Ich starrte ins Feuer. »Sterm kann dir jeen Spaß verhageln.«

»Was hast du, Jim?«

»Chmach mir Sorng um meine Familie«, sagte ich. »Chweiß, die zeugen sich Sorng um mich. Du muss da hin un nachsehn, ob’s ihn gutgeht.«

»Ich kann da nich hin. Die halten mich zu Händen tot.«

»Würd mir wirklich helfen, wenn’s nich so wär«, sagte ich. Ich betrachtete die Kleidungsstücke, die er in aller Hast aus dem weggeschwemmten Haus mitgenommen hatte. »Un wenn du dir dasjenige Kleid da anziehs un so tus, wie wenn du’n Määchen wärs?«

»Ich seh nich wie’n Mädchen aus.«

»Würds du Gewiss in dem Kleid da. Kanns dir die Haar hinten zusammbinn, wie’s die weißen Määchen zeugen.«

»Nein.«

»Chmuss Gewiss wissen, ob’s meiner Familie gutgeht.«

»Ich müsst vielleicht sekundär rauskriegen, welches los is. Wie soll ich denn heißen? Als Mädchen?«

»Irngwas Eimfaches«, sagte ich.

»Wie wär’s mit ›Mary‹?«

»Das’n guter Name.«

»Und mein Nachname? Wie wär’s mit ›McGillicuddy‹?« »Weiß du sekundär, wie dasjenige geschriem wird?«

Huck schaute uff seine Füße. »Nein.« »Was Eimfaches«, sagte ich erneut. »›Williams‹.«

»Gut.«

Huck zog sich aus und schlüpfte in dasjenige Kleid. Sein junges Gesicht hatte so weiche Züge, dass man ihn im Vornicht beachten durchaus zu Händen ein Mädchen ansehen könnte. Einem genaueren Blick würde er nicht standhalten. Seine Haltung war völlig falsch.

»Wie seh ich aus?«, fragte er.

»Steh ma grade un nich so windschief wie’n Bär.«

»So?«

Ich nickte.

»Nein, so welches Gewiss sekundär«, sagte er in einem Falsett, dasjenige in Wirklichkeit tiefer war qua seine Sprechstimme. »Herrgott, ist dasjenige sehr warm hier im Innern.«

»Du soss’n Määchen sein, kein Frauenzimmer Frau.« »Das wird nich klappen«, sagte welcher Junge. »Un ob.«

•••

Trotz meiner Schwäche half ich Huck, dasjenige Kanu von welcher Höhle zum Fluss zu tragen. Das Hochwasser war offensichtlich zurückgegangen, Gewiss es war zu wiedererkennen, dass dasjenige Festland neue Konturen bekommen hatte. Wegen dieser Veränderung fiel es uns schwergewichtig zu entscheiden, wo genau Huck an Land in Betracht kommen sollte. Wir stellten eine Vermutung an, Gewiss sowie Huck lospaddelte, wurde lichtvoll, dass er die von uns einige Stelle wohl nicht einmal annäherungsweise treffen würde. Ich sah ihm nur kurze Zeit nachdem, ehe ich mich zur Höhle und zum Feuer zurückschleppte.

Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich Papier und Tinte. Ich war außer mir vor Freude. Ich fand zusammenführen dünnen, geraden Stecken, spitzte ihn zu und kerbte ihn an einer Seite ein. Ich legte mir dasjenige Papier uff den Schoß, tauchte meinen Stecken in die Tinte und schrieb dasjenige Alphabet. Langsam und unbeholfen schrieb ich Druckbuchstaben, wie ich sie in Büchern gesehen hatte. Dann schrieb ich meine ersten Worte. Ich wollte sicher sein, dass es meine waren, nicht welche, die ich aus einem Buch in welcher Bibliothek des Richters hatte. Ich schrieb:

Man nennt mich Jim. Ich muss mir erst noch zusammenführen Namen aus suchen.

In den religiösen Verkündigungen meiner Unterdrücker bin ich ein Opfer des Fluchs darüber hinaus Ham. Die weißen sogenannten Herren können sich nicht zu ihrer Grausamkeit und Gier bekennen, sondern sollen uff die religiöse Rechtfertigung zusammensetzen, die ihnen dieser verlogene Dominikaner geliefert hat. Aber ich werde mich von diesem Zustand nicht festlegen lassen. Ich werde mich und meinen Verstand nicht in Furcht und Empörung ertrinken lassen. Ich werde selbstverständlich empört sein. Aber mich schaulustig, wie welche Zeichen, die ich uff dieses Blatt kratze, schier irgendwas bedeuten können. Wenn sie eine Bedeutung nach sich ziehen können, dann kann sekundär dasjenige Leben eine Bedeutung nach sich ziehen, und dann kann sekundär ich eine Bedeutung nach sich ziehen.

Percival Everett wurde 1956 in Fort Gordon/Georgia geboren. Nach seinem Studium an welcher Brown University schlug er neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit eine akademische Laufbahn ein und ist inzwischen Englisch-Professor an welcher University of Southern California. Everett hat schon mehr qua 30 Romane veröffentlicht. Sein Werk wurde mit vielen Preisen, unter anderen dem Academy Award for Literature, ausgezeichnet.

Eine Verlagsbeilage in Zusammenarbeit mit dem Carl Hanser Verlag