Leseempfehlung: Die Sachbuch-Bestenliste zum Besten von Juli/August


1. (-) Steffen Mau: Ungleich
vereint – Warum der Osten anders bleibt

Suhrkamp,
168 Seiten, 18,–

Die Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen
und Thüringen stehen an – und wie so oft drehen sich die Debatten über
Ostdeutschland im Kreis. Die einen klagen über Demütigungen nach der Wende, die
anderen über fehlende Demokratiefähigkeit. Der Soziologe Steffen Mau sucht
einen Ausweg aus dem Teufelskreis aus Vorwürfen. Sein Vorschlag: Der Osten muss
einen eigenen Zugang zur Demokratie finden.

92
Punkte



2.
(-) Siddharth Kara: Blutrotes Kobalt
. Der Kongo und die brutale Realität
hinter unserem Konsum

Aus dem Amerikanischen von Hans Freundl, HarperCollins, 352 Seiten, 26,– €

Nicht
erst seit dem E-Auto spielt die Batterie eine wichtige Rolle in unserem Alltag.
Und damit auch ihr zentraler Bestandteil: das Metall Kobalt, das aus den einsturzgefährdeten
Mienen des Kongos stammt. Der Wissenschaftler und Aktivist Siddharth Kara legt
Lieferketten offen und spricht mit den Menschen, die vom Kobalt abhängig sind.
Ein schockierender Blick in die Abgründe der globalen Wirtschaft.

84 Punkte



3.
(-) Daniel Mullis: Der Aufstieg der Rechten in Krisenzeiten. Die Regression der
Mitte

Reclam, 336 Seiten, 22,– €

Die
AfD ist stärker denn je. Wie konnte es so weit kommen? Daniel Mullis‘ These: In
Krisenzeiten ist auch die Mitte der Gesellschaft empfänglich für rechte
Narrative. Welche Ängste, Sehnsüchte und Ressentiments liegen diesen Erfolgen
zugrunde? Eine fundierte Analyse des deutschen Gefühlshaushalts, basierend auf
zahlreichen Interviews.

70 Punkte



4.
(2) Matthew Desmond: Armut. Eine amerikanische Katastrophe

Aus dem
Amerikanischen von Jürgen Neubauer, Rowohlt Polaris, 304 Seiten, 20,– €

Würden
alle von Armut Betroffenen der USA einen Staat gründen, wäre dessen Bevölkerung
größer als Australien. Wie konnte es im reichsten Land der Welt so weit kommen?
Der Pulitzer-Preisträger Matthew Desmond analysiert diverse Ursachen, vom
Niedergang der Gewerkschaften bis zur Macht der Konzerne. Sein Plädoyer: Jeder
muss bei sich selbst ansetzen – denn Armut existiert, weil es Profiteure gibt.

45
Punkte



5.
(-)
Marina Weisband: Die neue Schule der
Demokratie. Wilder denken, wirksam handeln

S. Fischer, 176 Seiten, 22,– €

Demokratie
muss erst erlernt werden, davon ist Marina Weisband überzeugt. Schulen lassen
mit ihren starren Stundenplänen jedoch wenig Platz für Mitbestimmung. Seit
Jahren geht die ehemalige Politikerin deshalb in Klassenzimmer, um demokratische
Selbstwirksamkeit zu unterrichten. Ein Fahrplan, wie es gelingen könnte,
zukünftige Generationen gegen die populistische Versuchung zu immunisieren.

38 Punkte



6.
(-) Ben Ansell: Warum Politik so oft versagt. Und warum das besser wird, wenn
wir unseren Egoismus überwinden

Aus dem Englischen von Gisela Fichtl, Siedler,
480 Seiten, 28,– €

Vom
Klimahandel bis zur Reichensteuer: Politische Lösungen für die Krisen unserer
Zeit sind bekannt. Trotzdem setzen wir sie selten um. Woran liegt das? Der Oxford-Politikprofessor
Ben Ansell zeigt, wie der individuelle Egoismus demokratischen Idealen oft
entgegensteht. Ein Plädoyer, unsere sozialen Normen zu ändern, um politische
Versprechen in Zukunft wirkungsvoller verwirklichen zu können.

30 Punkte



7. (-) Shashi Tharoor: Zeit der
Finsternis. Das Britische Empire in Indien

Die
Andere Bibliothek, 480 Seiten, Aus dem Englischen von Cornelius Reiber, 480 Seiten, 48,– €

Das
britische Kolonialreich wird oft zur Herrschaft zum Wohle der Beherrschten
verklärt. Doch brachte es Indien wirtschaftlichen Niedergang und Hungersnöte
mit Millionen Toten. In einem faktenreichen Essay räumt der indische Politiker
und Intellektuelle Shashi Tharoor die Legende des aufgeklärten Despotismus ab –
und zeigt, wie die Schatten des Kolonialismus bis heute fortwirken.

28 Punkte



8. (-) Ruth Hoffmann: Das
deutsche Alibi
.
Mythos „Stauffenberg-Attentat“ – wie der 20. Juli 1944 verklärt und
politisch instrumentalisiert wird

Goldmann, 400 Seiten, 24,– €

Die
Verschwörung eines kleinen Kreises konservativer Militärs – so lautet der
Mythos über den 20. Juli. In Wirklichkeit waren rund 200 Personen aus
verschiedenen politischen Lagern am Hitler-Attentat beteiligt. Die Journalistin
Ruth Hoffmann klärt über die wahren Hintergründe auf – und zeigt, wie der
Mythos bis heute politisch instrumentalisiert wird.

27 Punkte



9.
(1) Onur Erdur: Schule des Südens: Die kolonialen Wurzeln der französischen
Theorie

Matthes&Seitz, 335 Seiten, 28,– €

Ob Bourdieu in Algier, Foucault in Tunis oder
Barthes in Casablanca – das Denken vieler großer französischer Geister wurde
maßgeblich durch ihre Kolonialerfahrung geprägt. In acht Porträts erzählt der
Kulturhistoriker Onur Erdur von solchen Erlebnissen: Der Ursprung des
Poststrukturalismus liegt weniger in Pariser Bibliotheken als in den Straßen
Nordafrikas.

25 Punkte



10.
(-) Agnes Imhof: Feminismus. Die älteste Menschenrechtsbewegung der Welt. Von
den Anfängen bis heute

Dumont, 384 Seiten, 26,– €

Welle
eins, zwei, drei: Bei den Strömungen des Feminismus kann man schnell den
Überblick verlieren. Dabei ist der Widerstand gegen das Patriarchat älter als
der Begriff selbst, er geht wohl zurück bis in die Steinzeit. Die Autorin Agnes Imhof stellt die wichtigsten Thesen und Werke aller Epochen und Kontinente vor.
Über eine diverse Bewegung, verbunden durch den Kampf um die Freiheit der Frau.

16 Punkte