Lanz ringt um Fassung, wie sich Alice Weidel zu Selenskyj äußert

Es dauerte nur wenige Minuten, bis Moderator Markus Lanz in seiner gleichnamigen ZDF-Sendung am Donnerstagabend um Fassung ringen musste. Ausgangspunkt war AfD-Chefin Alice Weidel, die sich zum gescheiterten Treffen von Wolodymyr Selenskyj mit dem US-Präsidenten Donald Trump vergangenen Freitag äußerte.

Für sie sei die Frage: „Wollen wir Krieg oder wollen wir Frieden? Und ich glaube, die eindeutige Antwort ist, dass wir Frieden wollen.“ Trump habe die Tür für Friedensverhandlungen geöffnet. Er wolle genau das, was die AfD seit drei Jahren im Bundestag fordere: Friedensverhandlungen und Waffenstillstand.

Das Treffen „war historisch. Es war ein reinigendes Gewitter“. Weil es nicht hinter verschlossenen Türen, sondern vor den Augen der Weltöffentlichkeit passiert sei.

„Die Europäer“, kritisierte Weidel, „haben das Zepter des Handelns aus der Hand gegeben. Das hat das Gespräch auch noch gezeigt.“ Deutschland frage niemand mehr. „Wir haben keine europäische Führung mehr. Das ist natürlich sehr schwerwiegend für uns.“

Auf die Bitte von Lanz, die Aussage ihres Co-Parteivorsitzenden Tino Chrupalla, Selenskyj sei ein „Bettelpräsident“, einzuordnen, sagte Weidel: „Ja, das kann man sagen. Ich meine, Selenskyj ist drei Jahre um die Häuser gezogen und hat wirklich um Geld gebettelt.“

Selenskyj ein „Bettelpräsident“?

Lanz, sichtlich irritiert, fragte erneut nach: „Sie würden sich dieses Vokabular zu eigen machen?“

Weidel: „Das kann man in der Überspitzung so sagen. Inhaltlich ist es auf jeden Fall richtig.“

Lanz: „Der ist um die Häuser gezogen? Er vertritt ein Land, welches brutal angegriffen worden ist von Russland, dessen Existenz auf dem Spiel steht.“ Es sei eine Schlacht zwischen Gut und Böse.

Weidel: „Darum wollen wir sie beenden.“

Lanz: „Frau Weidel, das wollen alle.“

„Nein“, widerspricht Weidel, „der Präsident wollte es letzten Freitag nicht. Und das war explizit.“

Lanz: „Stopp, stopp! Selenskyj sagen Sie, will keinen Frieden?“

Weidel: „Das hat er gesagt und jetzt ist er zurückgerudert.“

Lanz hakt erneut nach: „Das hat er nicht gesagt.“

Weidel: „Doch, er wollte nicht auf den Frieden hinarbeiten. Und das ist auch der Grund, warum er das Weiße Haus verlassen hat.“

Lanz: „Er wollte den Deal nicht, er wollte die Erpressung nicht. Er wollte Sicherheitsgarantien haben. (…) Das ist doch was anderes.“

Weidel: „Ja, aber wir müssen hier einen Friedensvertrag machen.“ Sie vermisse bei der deutschen Politik eine Strategie für die Ukraine. „Man sagt die ganze Zeit ‚Wir stehen an der Seite der Ukraine‘ und ‚Putin ist böse‘. Da muss ich Ihnen ganz ehrlich sagen, ich finde die Diskussion viel zu verkürzt.“ Ihr fehle eine außenpolitische Strategie.

Später ging es bei Lanz auch um die deutsche Innenpolitik, die Weidel mit Blick auf die CDU und deren Chef Friedrich Merz kritisierte. „Wir machen eine Orientierung an einer 16-Prozent-Partei wie der SPD. Also unglaublich, was hier gemacht wird gegen den Wählerwillen.“ Der Wähler seien für einen Politikwechsel, fügte sie an und kritisiert Merz auch für „eine gigantische Verschuldung“.

Angesichts dieser Worte wollte Lanz wissen, ob Weidel noch mit Merz in eine Regierung gehen würde. „Friedrich Merz hat sich demaskiert“, entgegnet die AfD-Politikerin. Nein, man könne es sich nicht vorstellen. „Der Mann ist nicht integer.“

Seit wann das ihre Meinung sei, wollte der Moderator wissen. Die knappe Antwort: „Seitdem er alle Wahlversprechen gebrochen hat.“ Eine Koalition mit dieser CDU unter Friedrich Merz schließe sie „auf jeden Fall“ aus. Sie halte diese Politik für „völlig unseriös“. Innerhalb von 24 Stunden sei die Partei umgefallen und mache nur noch linke Politik. Das Finanzpaket von SPD und Union rügte sie als „finanzpolitischen Staatsstreich“.

Neben Weidel waren auch Johannes Winkel (Vorsitzender der Jungen Union), Sonja Álvarez von der „Wirtschaftswoche“ und Justus Bender von der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ zu Gast.

Source: welt.de