Landung welcher Alliierten in welcher Normandie: Olaf Scholz sieht D-Day-Gedenktag wie Mahnung zu Händen mehr Verteidigung

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 als „Tag der Befreiung“ für Frankreich, viele andere besetzte Länder Europas, aber auch für Deutschland gewürdigt. Das Datum markiere „den Anfang vom Ende des menschenverachtenden Systems
des Nationalsozialismus, von dessen Rassenwahn und Militarismus, von
Vernichtungswillen und imperialistischen Fantasien“, schrieb Scholz in einem Gastbeitrag für die französische Zeitung Ouest-France anlässlich des 80. Jahrestags.

Scholz sieht bei dem Anlass zugleich auch verstärkte europäische
Verteidigungsanstrengungen: „Für mich ist klar: Europa wird in Zukunft noch mehr Verantwortung
übernehmen“, schrieb der Kanzler. Ein wirtschaftlich, militärisch und gesellschaftlich starkes Europa sei nötig, um den Frieden zu bewahren, sagte er in Anspielung auf Russland.

„Für dieses Europa zu arbeiten, das ist das Vermächtnis des 6. Juni 1944“, fügte er mit Blick auf den D-Day hinzu. Für Deutschland und seine Partner sei klar, dass der „brutale russische Imperialismus“ keinen Erfolg haben dürfe. „Und er wird keinen Erfolg haben, weil wir die Ukraine weiter in ihrem heldenhaften Abwehrkampf unterstützen, solange es nötig ist. 

US-Präsident Biden sieht die Demokratie gefährdet

Unterdessen warnte US-Präsident Joe Biden bei der Gedenkfeier in der Normandie vor Gefahren für die Demokratie: „Wir leben in einer Zeit, in der die Demokratie weltweit mehr gefährdet ist denn je seit Ende des Zweiten Weltkriegs“, sagte Biden in Colleville-sur-Mer. „Hier haben wir bewiesen, dass die Kräfte der Freiheit stärker sind als die Kräfte der Eroberung“, sagte Biden mit Blick auf den Militäreinsatz am 6. Juni 1944. Der D-Day habe auch gezeigt, wie wichtig Bündnisse seien. „Isolationismus war vor 80 Jahren keine Antwort und ist auch heute keine“, sagte Biden in Anspielung auf die Bedeutung der Nato.

Zuvor hatten bereits Kanadas Premierminister Justin Trudeau und die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen die heutige Bedrohung der Demokratie hervorgehoben. Man müsse die künftigen Generationen an die Grundsätze erinnern, für die
die Alliierten vor 80 Jahren kämpften: „Freiheit, Demokratie und
Gerechtigkeit“, sagte Trudeau. Frederiksen erinnerte  indes daran, „dass Freiheit kostet“. Europa finde sich erneut in einem „schicksalhaften Moment“, sagte die dänische Ministerpräsidentin.

Die Landung der Alliierten am 6. Juni 1944 in der Normandie machte den
Weg für den Sieg der Alliierten über Nazideutschland frei. Mehr als
156.000 Soldaten landeten größtenteils mit Schiffen, weitere sprangen
mit Fallschirmen ab – und eröffneten damit eine neue Front gegen die
deutschen Truppen. Zehntausende Soldaten wurden bei dem Militäreinsatz
getötet.

Bei der zentralen Gedenkfeier am Landungsstrand der
US-Soldaten Omaha Beach nehmen neben US-Präsident Biden und Olaf Scholz auch der ukrainische Präsident
Wolodymyr Selenskyj teil.