Landtagswahl in Thüringen: 55 Prozent welcher Thüringer Wähler nach sich ziehen solange bis 16 Uhr ihre Stimme abgegeben


  • In Thüringen wird heute ein
    neuer Landtag gewählt. Die Wahllokale sind bis 18 Uhr geöffnet. Der Landeswahlausschuss hat 15 Parteien und politische Vereinigungen zur Wahl zugelassen, darunter das Bündnis
    Sahra Wagenknecht (BSW) und die WerteUnion.
  • Bislang regiert in Thüringen eine Koalition aus Linken, SPD und Grünen unter Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) als Minderheitsregierung.
  • Alle Artikel zum Thema finden Sie auf unserer Themenseite zur Landtagswahl in Thüringen.
  • Neben eigenen Recherchen verwenden wir auch Material der Nachrichtenagenturen dpa, AP, AFP, KNA und Reuters.



zweimal wegen der Verwendung von Nazi-Parolen verurteilt worden. Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Wahl hat meine Kollegin Sarah Kohler zusammengestellt:

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Der CDU-Mann, der Thüringens neuer Ministerpräsident werden will

Zweitstärkste Kraft nach der AfD wird aktuellen Umfragen zufolge die Thüringer CDU. Ihr Spitzenkandidat Mario Voigt will nach der Wahl neuer Ministerpräsident im Freistaat werden – und hat bisher gute Chancen darauf. Voigt hat in einem viel beachteten TV-Duell bereits den AfD-Spitzenkandidaten Björn Höcke getroffen und ihn inhaltlich zu stellen versucht. Im Wahlkampf setzt er darauf, sich von der AfD abzugrenzen und gleichzeitig auch die Ampelregierung und die noch immer starken Linken in Thüringen anzugreifen.

Mein Kollege Ferdinand Otto hat Voigt im Wahlkampf begleitet:

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Der scheidende linke Ministerpräsident

Der Linkenpolitiker Bodo Ramelow wurde 2014 zum ersten Mal zum Ministerpräsidenten von Thüringen gewählt und regiert seitdem – mit kurzer Unterbrechung. Er steht der einzigen von der Linken angeführten Regierung vor – und der einzigen aktuellen Minderheitsregierung in Deutschland. Ob die Linke nach der Landtagswahl Teil einer neuen Regierung in Thüringen wird, ist fraglich: Jüngsten Umfragen zufolge kommt sie auf nur 13 bis 14 Prozent, die CDU will nicht mit ihr zusammenarbeiten. Ramelow selbst ist viel beliebter als seine Partei und würde bei einer Direktwahl wohl im Amt bestätigt. Doch einen Amtsbonus wird es bei dieser Wahl voraussichtlich nicht geben. Unser Videoteam hat Bodo Ramelow im Wahlkampf begleitet:

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Eine pragmatische BSW-Frau, die entscheidend sein könnte

Sie hat nach eigener Aussage lange mit sich gerungen und ist dann doch von der Linken zum neu gegründeten Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) gewechselt. Als Oberbürgermeisterin von Eisenach hat Katja Wolf sich einen Namen gemacht, dann ist sie als Spitzenkandidatin in den Wahlkampf gezogen. Mit der Parteigründerin ist sie sich oft nicht einig; wer die Richtung in Thüringen bestimmen wird, ist noch offen.

Mein Kollege August Modersohn hat Katja Wolf getroffen:

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Wer könnte bald regieren?

In den vergangenen Jahren wurde Thüringen von einer rot-rot-grünen Minderheitsregierung regiert. Auch nach der Wahl an diesem Sonntag dürfte die Frage nach einer neuen Regierung in Thüringen besonders schwierig zu beantworten sein. Nach aktuellen Umfragen bekommt die aktuelle Regierung erneut keine Mehrheit. Wenn alle Parteien sich an ihre Aussage halten, nicht mit der AfD zusammenarbeiten zu wollen, müssten sich für eine Mehrheitsregierung gleich mehrere Parteien zusammentun – allen voran CDU und BSW.

Sehen Sie hier, welche Regierungskonstellationen möglich werden könnten:

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Ein "Faschist" als Spitzenkandidat

Die Thüringer AfD ist mit Björn Höcke an der Spitze in den Wahlkampf gezogen – einem Mann, der laut Gerichtsentscheid von 2019 als "Faschist" bezeichnet werden darf. Höcke ist auch innerhalb seiner Partei umstritten, er gilt als besonders radikal. Er hatte die parteiinterne Gruppierung Der Flügel mitbegründet, die vom Landesverfassungsschutz bis zu ihrer Auflösung als gesichert rechtsextrem eingestuft wurde, und ist nun Landeschef der ebenfalls als gesichert rechtsextrem eingestuften Thüringer AfD. Er wurde bereits zweimal wegen der Verwendung einer Parole der SA wegen Volksverhetzung verurteilt; aktuell läuft ein weiteres Verfahren gegen ihn. 

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Der Kurzzeit-Ministerpräsident als Spitzenkandidat

Die FDP hat ein altbekanntes Gesicht in den Wahlkampf geschickt: Thomas Kemmerich wurde 2020 bundesweit bekannt, als er sich mit den Stimmen von FDP, CDU und AfD zum Ministerpräsidenten wählen ließ. Einen Tag später trat Kemmerich nach landesweiten Protesten wieder zurück – kann seinen Fehler aber offenbar bis heute nicht erkennen.

Mein Kollege Ferdinand Otto war mit Kemmerich auf seinem Anti-Establishment-Wahlkampf durch Thüringen unterwegs:

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Er warnt schon lange vor dem Rechtsruck

Die SPD ist in Thüringen mit dem aktuellen Innenminister Georg Maier in den Wahlkampf gezogen. Schon im vergangenen Jahr hat Maier vor einem möglichen Ministerpräsidenten Björn Höcke gewarnt – und für eine Verfassungsreform geworben. Seit 15 Jahren ist die SPD in Thüringen in der Regierung – und möchte das trotz schlechter Umfragewerte bleiben. Die Sozialdemokraten hoffen auf ein zweistelliges Ergebnis, auch wenn es danach laut aktuellen Umfragen überhaupt nicht aussieht.

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Grüner Kampf um den Einzug ins Landesparlament

Obwohl sie aktuell mitregieren, müssen die Grünen in Thüringen um den Einzug in das neue Landesparlament bangen. Die Landtagsabgeordnete Madeleine Henfling und der aktuelle Landesumweltminister Bernhard Stengele haben als Spitzenkandidaten im Wahlkampf vor allem auf den Kampf gegen den Rechtsextremismus gesetzt.

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"Die Hoffnung stirbt zuletzt" 

Daniel und Peggy haben in Erfurt gewählt. Für sie steht fest: Diese Wahl ist wichtig und diese Wahl entscheidet über ihre Zukunft. Gerade haben sie im Wahllokal am Evangelischen Ratsgymnasium ihre Stimme abgegeben. Daniel hat Angst vor dem Rechtsruck. Seine Frau Peggy sagt: "Wenn wir das nicht verhindern, dann stehen wir vor einer Situation, die nicht mehr umkehrbar ist." Die Stimmung hier in Thüringen sei in den letzten Jahren rauer geworden. Trotzdem hoffen die beiden nach der Wahl auf einen positiven Umbruch: "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sagt Peggy. 

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Jeder fünfte Wahlbeteiligte hat Briefwahlunterlagen beantragt

Bis vier Tage vor der Wahl haben rund 358.000 Thüringer Wählerinnen und Wähler Unterlagen für die Briefwahl angefordert. Das entspricht einem Anteil von 21,7 Prozent der Wahlberechtigten, teilte der Landeswahlleiter mit. In den Zwischenstand zur Wahlbeteiligung von 32 Prozent um 12 Uhr sind die Briefwähler und Briefwählerinnen nicht einberechnet. Sie werden die Wahlbeteiligung also noch beeinflussen.

Der Trend zur Briefwahl hält damit auch in Thüringen an. Zur Landtagswahl 2019 beantragten ebenfalls vier Tage vor der Wahl nur 13,2 Prozent der Wahlberechtigten die Briefwahlunterlagen.

Doch nicht jeder, der Briefwahlunterlagen beantragt hat, scheint auch daran gedacht zu haben, sie einzuwerfen: Bis Mittwochabend, 28. August, erreichten 17,8 Prozent der beantragten Briefwahlunterlagen die Gemeinden, wo sie ausgezählt werden. Wer seine Briefwahlunterlagen noch immer zu Hause liegen hat, kann sie bis 18 Uhr bei der Adresse vorbeibringen, die auf dem roten Wahlbriefumschlag aufgedruckt ist. Sonst zählt die Stimme nicht.

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Wahlbeteiligung liegt nun bei 44 Prozent

Bis 14 Uhr haben nach Angaben des Landeswahlleiters 44,4 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen in den Wahllokalen abgegeben. Bei der Landtagswahl 2019 belief sich Wahlbeteiligung zu dieser Uhrzeit auf 42,2 Prozent. Briefwähler sind in diesen Zahlen nicht enthalten.

Mehr dazu lesen Sie hier:

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"Höcke stoppen" – das scheint der CDU nicht zu gelingen

Nichts hat die CDU im Schlussspurt in Thüringen unversucht gelassen: "Höcke stoppen" plakatierten die Christdemokraten überall im Land. Der Spitzenkandidat Mario Voigt ging die AfD immer wieder hart an, traf sich sogar zum TV-Duell eins gegen eins mit Björn Höcke. Genutzt hat das: nichts. Zumindest bewegten sich die Umfragen seit Monaten kaum. Die Union liegt bei knapp über 20 Prozent, die AfD beinahe uneinholbar vorn um die 30 Prozent.

Gegen diesen besonders radikalen Landesverband der AfD zu verlieren – das würde sicher Diskussionen in der ganzen Partei in Gang setzen. Und dann droht der CDU noch die maximale Schmach: Denn zuletzt rückte das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht in Umfragen bedrohlich nah an die zweitplatzierte CDU.

Immerhin ihr zweites und drittes Wahlziel könnten die Christdemokraten noch erreichen: Eine neue Regierung bilden – und ihr desaströses Wahlergebnis von vor fünf Jahren (21,7 Prozent) überbieten.

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Spürbares Interesse an der Beobachtung der Stimmauszählung

Im Wahllokal in einer Erfurter Schule ist "alles wie immer", sagen die Wahlhelferinnen. Sie sind nicht zum ersten Mal dabei. Die Stimmung sei gut, aber es habe auch misstrauische Wähler gegeben. Die AfD hatte schon zur Europawahl aufgerufen, in den Wahllokalen die Stimmauszählung zu überprüfen. Es habe auch hier im Wahllokal nun Anfragen gegeben, wann die Stimmzählungen beginnen, erzählen die Wahlhelferinnen. Davor haben sie hier keine Angst: "Jeder Bürger, der will, soll kommen", sagt eine von ihnen.

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AfD gesichert rechtsextrem? "Das ist nur Gerede", sagt eine Rentnerin

War was? Erfurt an der berühmten Krämerbrücke – Kinderwagen, Eis schleckende Menschen, Sonnenschein; alles idyllisch, harmonisch auch?
Der Blick auf die Wahl ist ganz verschieden. Ein Mann, Anfang 60, Sicherheitsmitarbeiter, hofft auf BSW: Es brauche einen “Neuanfang”
Eine Rentnerin, ihren Enkel im Kinderwagen vor sich, sagt, ihr gehe es gut. Was sie denn sagen würde zur AfD als Regierung? “Warum nicht.” Dass sie als gesichert rechtsextrem gelten? “Das ist nur Gerede.” Darauf gebe sie nichts, es gehe doch darum, was die Leute wollten.
Ein Student sagt: “Die Anspannung ist im Kopf”. Er hofft auf die Linke; hat Sorge vor der AfD. Eine Freundin, die neben ihm im Gras sitzt, hofft auf Grüne. Gestern sei sie bei der Demo gegen die AfD dabei gewesen; hätte Höcke von Weitem gesehen; seine Anhänger. “Da bekommt man das Gefühl, wir sind hier nicht mehr sicher.” 

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Wahlbeteiligung um 16 Uhr bei 55 Prozent

Nach Angaben des Landeswahlleiters haben bis 16 Uhr 55 Prozent der Wahlberechtigten in Thüringen ihre Stimme in einem Wahllokal abgegeben. Bei der Landtagswahl 2019 waren es zur gleichen Uhrzeit 54,1 Prozent gewesen. Die Briefwahlstimmen sind noch nicht enthalten.

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Sarah Kohler
Sarah Kohler

Wahlbeteiligung um 16 Uhr bei 55 Prozent

Nach Angaben des Landeswahlleiters haben bis 16 Uhr 55 Prozent der Wahlberechtigten in Thüringen ihre Stimme in einem Wahllokal abgegeben. Bei der Landtagswahl 2019 waren es zur gleichen Uhrzeit 54,1 Prozent gewesen. Die Briefwahlstimmen sind noch nicht enthalten.

Helene Fröhmcke
Helene Fröhmcke

Spürbares Interesse an der Beobachtung der Stimmauszählung

Im Wahllokal in einer Erfurter Schule ist „alles wie immer“, sagen die Wahlhelferinnen. Sie sind nicht zum ersten Mal dabei. Die Stimmung sei gut, aber es habe auch misstrauische Wähler gegeben. Die AfD hatte schon zur Europawahl aufgerufen, in den Wahllokalen die Stimmauszählung zu überprüfen. Es habe auch hier im Wahllokal nun Anfragen gegeben, wann die Stimmzählungen beginnen, erzählen die Wahlhelferinnen. Davor haben sie hier keine Angst: „Jeder Bürger, der will, soll kommen“, sagt eine von ihnen.
Wahlhelferinnen in Erfurt nehmen Interesse an der Stimmauszählung wahr.
Wahlhelferinnen in Erfurt nehmen Interesse an der Stimmauszählung wahr. Helene Fröhmcke

Sarah Kohler
Sarah Kohler

Wer könnte bald regieren?

In den vergangenen Jahren wurde Thüringen von einer rot-rot-grünen Minderheitsregierung regiert. Auch nach der Wahl an diesem Sonntag dürfte die Frage nach einer neuen Regierung in Thüringen besonders schwierig zu beantworten sein. Nach aktuellen Umfragen bekommt die aktuelle Regierung erneut keine Mehrheit. Wenn alle Parteien sich an ihre Aussage halten, nicht mit der AfD zusammenarbeiten zu wollen, müssten sich für eine Mehrheitsregierung gleich mehrere Parteien zusammentun – allen voran CDU und BSW.

Sehen Sie hier, welche Regierungskonstellationen möglich werden könnten:

Sarah Kohler
Sarah Kohler

Grüner Kampf um den Einzug ins Landesparlament

Obwohl sie aktuell mitregieren, müssen die Grünen in Thüringen um den Einzug in das neue Landesparlament bangen. Die Landtagsabgeordnete Madeleine Henfling und der aktuelle Landesumweltminister Bernhard Stengele haben als Spitzenkandidaten im Wahlkampf vor allem auf den Kampf gegen den Rechtsextremismus gesetzt.
Grünen-Landtagsabgeordnete Madeleine Henfling und der aktuelle grüne Landesumweltminister Bernhard Stengele
Grünen-Landtagsabgeordnete Madeleine Henfling und der aktuelle grüne Landesumweltminister Bernhard Stengele. Bodo Schackow/dpa

Sarah Kohler
Sarah Kohler

Der Kurzzeit-Ministerpräsident als Spitzenkandidat

Die FDP hat ein altbekanntes Gesicht in den Wahlkampf geschickt: Thomas Kemmerich wurde 2020 bundesweit bekannt, als er sich mit den Stimmen von FDP, CDU und AfD zum Ministerpräsidenten wählen ließ. Einen Tag später trat Kemmerich nach landesweiten Protesten wieder zurück – kann seinen Fehler aber offenbar bis heute nicht erkennen.

Mein Kollege Ferdinand Otto war mit Kemmerich auf seinem Anti-Establishment-Wahlkampf durch Thüringen unterwegs:

Sarah Kohler
Sarah Kohler

Er warnt schon lange vor dem Rechtsruck

Die SPD ist in Thüringen mit dem aktuellen Innenminister Georg Maier in den Wahlkampf gezogen. Schon im vergangenen Jahr hat Maier vor einem möglichen Ministerpräsidenten Björn Höcke gewarnt – und für eine Verfassungsreform geworben. Seit 15 Jahren ist die SPD in Thüringen in der Regierung – und möchte das trotz schlechter Umfragewerte bleiben. Die Sozialdemokraten hoffen auf ein zweistelliges Ergebnis, auch wenn es danach laut aktuellen Umfragen überhaupt nicht aussieht.
SPD-Spitzenkandidat und aktueller Thüringer Innenminister Georg Maier
SPD-Spitzenkandidat und aktueller Thüringer Innenminister Georg Maier. Martin Schutt/​dpa

Sarah Kohler
Sarah Kohler

Eine pragmatische BSW-Frau, die entscheidend sein könnte

Sie hat nach eigener Aussage lange mit sich gerungen und ist dann doch von der Linken zum neu gegründeten Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) gewechselt. Als Oberbürgermeisterin von Eisenach hat Katja Wolf sich einen Namen gemacht, dann ist sie als Spitzenkandidatin in den Wahlkampf gezogen. Mit der Parteigründerin ist sie sich oft nicht einig; wer die Richtung in Thüringen bestimmen wird, ist noch offen.

Mein Kollege August Modersohn hat Katja Wolf getroffen:

Sarah Kohler
Sarah Kohler

Ein „Faschist“ als Spitzenkandidat

Die Thüringer AfD ist mit Björn Höcke an der Spitze in den Wahlkampf gezogen – einem Mann, der laut Gerichtsentscheid von 2019 als „Faschist“ bezeichnet werden darf. Höcke ist auch innerhalb seiner Partei umstritten, er gilt als besonders radikal. Er hatte die parteiinterne Gruppierung Der Flügel mitbegründet, die vom Landesverfassungsschutz bis zu ihrer Auflösung als gesichert rechtsextrem eingestuft wurde, und ist nun Landeschef der ebenfalls als gesichert rechtsextrem eingestuften Thüringer AfD. Er wurde bereits zweimal wegen der Verwendung einer Parole der SA wegen Volksverhetzung verurteilt; aktuell läuft ein weiteres Verfahren gegen ihn. 

Sarah Kohler
Sarah Kohler

Der CDU-Mann, der Thüringens neuer Ministerpräsident werden will

Zweitstärkste Kraft nach der AfD wird aktuellen Umfragen zufolge die Thüringer CDU. Ihr Spitzenkandidat Mario Voigt will nach der Wahl neuer Ministerpräsident im Freistaat werden – und hat bisher gute Chancen darauf. Voigt hat in einem viel beachteten TV-Duell bereits den AfD-Spitzenkandidaten Björn Höcke getroffen und ihn inhaltlich zu stellen versucht. Im Wahlkampf setzt er darauf, sich von der AfD abzugrenzen und gleichzeitig auch die Ampelregierung und die noch immer starken Linken in Thüringen anzugreifen.

Mein Kollege Ferdinand Otto hat Voigt im Wahlkampf begleitet:

Sarah Kohler
Sarah Kohler

Der scheidende linke Ministerpräsident

Der Linkenpolitiker Bodo Ramelow wurde 2014 zum ersten Mal zum Ministerpräsidenten von Thüringen gewählt und regiert seitdem – mit kurzer Unterbrechung. Er steht der einzigen von der Linken angeführten Regierung vor – und der einzigen aktuellen Minderheitsregierung in Deutschland. Ob die Linke nach der Landtagswahl Teil einer neuen Regierung in Thüringen wird, ist fraglich: Jüngsten Umfragen zufolge kommt sie auf nur 13 bis 14 Prozent, die CDU will nicht mit ihr zusammenarbeiten. Ramelow selbst ist viel beliebter als seine Partei und würde bei einer Direktwahl wohl im Amt bestätigt. Doch einen Amtsbonus wird es bei dieser Wahl voraussichtlich nicht geben. Unser Videoteam hat Bodo Ramelow im Wahlkampf begleitet:

Valerie Schönian

AfD gesichert rechtsextrem? „Das ist nur Gerede“, sagt eine Rentnerin

War was? Erfurt an der berühmten Krämerbrücke – Kinderwagen, Eis schleckende Menschen, Sonnenschein; alles idyllisch, harmonisch auch?
Der Blick auf die Wahl ist ganz verschieden. Ein Mann, Anfang 60, Sicherheitsmitarbeiter, hofft auf BSW: Es brauche einen “Neuanfang”
Eine Rentnerin, ihren Enkel im Kinderwagen vor sich, sagt, ihr gehe es gut. Was sie denn sagen würde zur AfD als Regierung? “Warum nicht.” Dass sie als gesichert rechtsextrem gelten? “Das ist nur Gerede.” Darauf gebe sie nichts, es gehe doch darum, was die Leute wollten.
Ein Student sagt: “Die Anspannung ist im Kopf”. Er hofft auf die Linke; hat Sorge vor der AfD. Eine Freundin, die neben ihm im Gras sitzt, hofft auf Grüne. Gestern sei sie bei der Demo gegen die AfD dabei gewesen; hätte Höcke von Weitem gesehen; seine Anhänger. “Da bekommt man das Gefühl, wir sind hier nicht mehr sicher.” 

Helene Fröhmcke
Helene Fröhmcke

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“ 

Daniel und Peggy haben in Erfurt gewählt. Für sie steht fest: Diese Wahl ist wichtig und diese Wahl entscheidet über ihre Zukunft. Gerade haben sie im Wahllokal am Evangelischen Ratsgymnasium ihre Stimme abgegeben. Daniel hat Angst vor dem Rechtsruck. Seine Frau Peggy sagt: „Wenn wir das nicht verhindern, dann stehen wir vor einer Situation, die nicht mehr umkehrbar ist.“ Die Stimmung hier in Thüringen sei in den letzten Jahren rauer geworden. Trotzdem hoffen die beiden nach der Wahl auf einen positiven Umbruch: „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Peggy. 
Daniel und Peggy wählen in Erfurt.
Daniel und Peggy wählen in Erfurt. Helene Fröhmcke

Ferdinand Otto
Ferdinand Otto

„Höcke stoppen“ – das scheint der CDU nicht zu gelingen

Nichts hat die CDU im Schlussspurt in Thüringen unversucht gelassen: „Höcke stoppen“ plakatierten die Christdemokraten überall im Land. Der Spitzenkandidat Mario Voigt ging die AfD immer wieder hart an, traf sich sogar zum TV-Duell eins gegen eins mit Björn Höcke. Genutzt hat das: nichts. Zumindest bewegten sich die Umfragen seit Monaten kaum. Die Union liegt bei knapp über 20 Prozent, die AfD beinahe uneinholbar vorn um die 30 Prozent.

Gegen diesen besonders radikalen Landesverband der AfD zu verlieren – das würde sicher Diskussionen in der ganzen Partei in Gang setzen. Und dann droht der CDU noch die maximale Schmach: Denn zuletzt rückte das neu gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht in Umfragen bedrohlich nah an die zweitplatzierte CDU.

Immerhin ihr zweites und drittes Wahlziel könnten die Christdemokraten noch erreichen: Eine neue Regierung bilden – und ihr desaströses Wahlergebnis von vor fünf Jahren (21,7 Prozent) überbieten.

Veronika Völlinger
Veronika Völlinger

Wahlbeteiligung liegt nun bei 44 Prozent

Bis 14 Uhr haben nach Angaben des Landeswahlleiters 44,4 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimmen in den Wahllokalen abgegeben. Bei der Landtagswahl 2019 belief sich Wahlbeteiligung zu dieser Uhrzeit auf 42,2 Prozent. Briefwähler sind in diesen Zahlen nicht enthalten.

Mehr dazu lesen Sie hier:

Veronika Völlinger
Veronika Völlinger

Jeder fünfte Wahlbeteiligte hat Briefwahlunterlagen beantragt

Bis vier Tage vor der Wahl haben rund 358.000 Thüringer Wählerinnen und Wähler Unterlagen für die Briefwahl angefordert. Das entspricht einem Anteil von 21,7 Prozent der Wahlberechtigten, teilte der Landeswahlleiter mit. In den Zwischenstand zur Wahlbeteiligung von 32 Prozent um 12 Uhr sind die Briefwähler und Briefwählerinnen nicht einberechnet. Sie werden die Wahlbeteiligung also noch beeinflussen.

Der Trend zur Briefwahl hält damit auch in Thüringen an. Zur Landtagswahl 2019 beantragten ebenfalls vier Tage vor der Wahl nur 13,2 Prozent der Wahlberechtigten die Briefwahlunterlagen.

Doch nicht jeder, der Briefwahlunterlagen beantragt hat, scheint auch daran gedacht zu haben, sie einzuwerfen: Bis Mittwochabend, 28. August, erreichten 17,8 Prozent der beantragten Briefwahlunterlagen die Gemeinden, wo sie ausgezählt werden. Wer seine Briefwahlunterlagen noch immer zu Hause liegen hat, kann sie bis 18 Uhr bei der Adresse vorbeibringen, die auf dem roten Wahlbriefumschlag aufgedruckt ist. Sonst zählt die Stimme nicht.