Künstliche Intelligenz aus Sicht dieser Wirtschaftsexperten – WELT

Der Deutsche KI-Preis wird traditionell in den Kategorien Innovation und Anwendung vergeben. Das sind für Unternehmen die entscheidenden Berührungspunkte mit der neuen Technologie. Drei Top-Manager standen WELT-Moderatorin Katja Losch Rede und Antwort zu Gegenwart und Zukunft der KI.

Nataša Miletković vom Autozulieferer IAV kam ins Schwärmen: „Die Industrie ist wegen KI völlig auf den Kopf gestellt. KI ist magic.“ Sie könne nicht zaubern, aber schaffe „ganz tolle Dinge“. Als Beispiel nannte sie die Innenraumüberwachung von Autos. „Wir gehen auf die nächste Stufe.“ Die Vorausschau einer Verkehrssituation um fünf Sekunden sei bereits möglich.

„Arbeitsplätze gehen nicht verloren“

Björn Viebrock von der Unternehmensberatung PwC nennt als Anwendungsfeld die „Complains“ im Geschäftsverkehr: „Unternehmen müssen tausende von Verträgen prüfen. Wir haben eine Mensch-Maschine-Aktion entwickelt. Es werden konkrete Vorgaben angezeigt, sollte eine bestimmte Regulatorik nicht eingehalten werden.“ Die Resonanz bei Kunden sei riesig. Viebrock betont: „Es führt nicht dazu, dass Arbeitsplätze verloren gehen.“

Bei KI gehe es nicht nur um Start-ups. Auch große Unternehmen seien sehr aktiv. Dies nahm Christopher Fuss von DHL für sich in Anspruch: „Es ist schön zu sehen, mit wie viel Enthusiasmus die Mitarbeiter hier tätig sind.“ KI schaffe viele kleine, aber auch große Lösungen. „Wir haben beispielsweise Systeme, die 320.000 Pakete pro Sekunde analysieren können, etwa, ob sie richtig und effektiv gepackt oder gelabelt sind.“ Viebrock berichtete von zahlreichen Joint Ventures: „Das ist wichtig, um technisches Verständnis mit unserem Fachwissen zu verbinden.“ Die Idee sei das eine, die Anwendung etwas anderes. Er beklagte, in Deutschland komme „die Vorstellungskraft, was möglich ist, etwas zu kurz. Ich wünsche mir mehr Innovationsgeist.

„Kleine Tools des täglichen Lebens“

DHL nutze nicht nur ChatGBT, sondern entwickle auch eigene Tools, sagte Fuss. „Diese werden dann teils auch von eigenen Mitarbeitern geschult.“ Das Unternehmen arbeite aber auch mit Start-ups und den großen Tech-Unternehmen zusammen. Dabei stehe Datenschutz „ganz groß auf der Agenda“. Nicht alles, was technisch möglich sei, werde auch gemacht. Miletković ergänzte: „Die Datenhoheit liegt in der Hand unserer Partner. Sie brauchen aber jemanden, der sie gut berät.“ Diese Rolle nehme IAV ein.

Auch die Unternehmen selbst werden durch die KI verändert. Fuss erläutert, wie die KI bei der Verwaltung oder Vorbereitung von Verträgen hilft: „Wir sind ein internationales Unternehmen. Da geht es etwa um den Übersetzungsservice, der mitläuft, oder um die vielen kleinen Tools im täglichen Leben.“ Als Beispiel nennt er die Routenplanung speziell für die Paketauslieferung: „Google Maps weiß nicht, was im Paketwagen geladen ist.“ Die Auswertung großer Datensätze habe also letztlich auch Auswirkungen auf den Kunden.

„KI wird unsere DNA“

„Wie kann man Arbeitsabläufe verbessern und Effizienzen heben?“ Das war die Fragestellung bei PwC. Björn Viebrock: „Wir haben unseren Mitarbeitern erst einmal in ihrer täglichen Arbeit Technologie zur Verfügung gestellt, damit sie lernen konnten.“ Es würden parallel Anwendungen sowohl geschaffen als auch ausgetauscht. „Herangehensweisen werden hinterfragt, um Dinge anders zu machen als in der Vergangenheit.“ Kompliziert sei der Umgang mit der Menge an hoch vertraulichen Daten. „Man kann nicht voraussetzen, dass 16.000 Leute schon das richtige tun. Es gibt viel Kreativität, die wir manchmal auch einbremsen müssen.“ Ideen werden „priorisiert abgearbeitet. Daraus werden Lösungen und daraus wieder echte Produkte“.

Nataša Miletković betont: „Für unsere Unternehmenskultur war KI bahnbrechend. Bei uns arbeiten mittlerweile 7600 Leute, die Lust haben, KI zu entwickeln.“ Wir nehmen die Mitarbeiter in diesem Prozess mit. „Es besteht eine große Lust, die Grenzen auszuprobieren“, sagt Christopher Fuss. Miletković ist überzeugt, dass KI wegen der Zukunft der vernetzten Automobilität zur „DNA von IAV wird. Es ist wichtig, dem Kunden entsprechende Lösungen zu offerieren. Letztlich verdienen wir auch Geld damit.“ Der DHL-Manager bestätigt: „Wir würden es nicht tun, wenn es nur reines Investment wäre.“ Viele Tools würden zur Produktionssteigerung eingesetzt, etwa bei der Dokumentenerstellung beim Versand. „Davon profitieren wir und die Kunden.“

Source: welt.de