Kryptobörse: US-Behörden verklagen FTX-Gründer Sam Bankman-Fried

Staatsanwaltschaft
und Behörden in den USA haben am Dienstag Klagen gegen den
Gründer und ehemaligen Chef der inzwischen bankrotten
Kryptobörse FTX, Sam Bankman-Fried, vorgelegt. Dieser habe unter
anderem die Einlagen der FTX-Kunden veruntreut, um Ausgaben und
Schulden zu bezahlen sowie Investitionen im Namen seines
Krypto-Hedgefonds Alameda Research zu tätigen, teilte die
Bundesstaatsanwaltschaft mit. Außerdem habe er die Vorschriften zu
Wahlkampfspenden verletzt. Auch die Börsenaufsicht SEC und die
für die Regulierung der Optionsmärkte zuständige CFTC warfen dem
30-Jährigen in eigenen Klageschriften Betrug vor.

Wegen „großer Fluchtgefahr“ kommt Bankman-Fried bis
zum Verhandlungstermin nicht auf freien Fuß. Mit dieser Begründung verweigerte ihm ein Richter auf den
Bahamas am Dienstag das Hinterlegen
einer Kaution und schickte ihn stattdessen bis zum 8. Februar in eine örtliche
Justizvollzugsanstalt, wo er zunächst in der medizinischen
Abteilung untergebracht werden soll. Ihm drohen bei einer
Verurteilung in allen acht Anklagepunkten bis zu 115 Jahre Haft.

Bankman-Fried selbst deutete während eines Gerichtstermins
auf den Bahamas an, er könne ein Auslieferungsgesuch der USA
anfechten. Dort hatte FTX am 11. November Gläubigerschutz
beantragt, nachdem Kunden als Reaktion auf die heimliche
Verschiebung von Einlagen im Volumen von zehn Milliarden Dollar
massenhaft Gelder abgezogen hatten
. Bankman-Fried trat am selben
Tag als Chef zurück. Am Montag wurde er nun auf den Bahamas auf
Bitten der US-Regierung festgenommen. Bankman-Fried hat sich bei
Kunden entschuldigt, Betrugsvorwürfe aber zurückgewiesen. Er
hatte 2020 gut fünf Millionen Dollar an den Präsidialwahlkampf
von Joe Biden gespendet. Der Zusammenbruch von FTX hat die
Krypto-Welt erschüttert. Politiker und Behören weltweit –
darunter auch die EZB – befassen sich verstärkt mit Forderungen
nach einer stärkeren Regulierung des Sektors.

Neuer Firmenchef nennt bisherige FTX-Führung „unerfahren und unbedarft“

Der neue FTX-Chef John Ray zeichnete am Dienstag bei einer
Kongressanhörung ein vernichtendes Bild von den Zuständen in der
Firma unter Bankman-Fried. „Der Zusammenbruch der FTX-Gruppe
kann offenbar auf die absolute Konzentration der Macht in den
Händen einer kleinen Gruppe von äußerst unerfahrenen und
unbedarften Personen zurückgeführt werden“, sagte er vor einem
Ausschuss. Es habe „absolut keine internen Kontrollen“ gegeben.
Ray stufte die Finanzunterlagen von FTX als unzuverlässig ein.
„Wir haben acht Milliarden Dollar an Kundengeldern verloren“,
sagte er den Abgeordneten. „Also vertraue ich per Definition
keinem einzigen Blatt Papier in dieser Organisation.“

Bankman-Fried hatte nach dem Studium zunächst bei einem
Broker an der Wall Street angeheuert und sich 2017 mit Alameda
selbstständig gemacht. Mit dem Geld aus Spekulationen mit
Kryptowährungen gründete er zwei Jahre später FTX, deren
Geschäft explosionsartig wuchs. 2021 machte das Handelsvolumen
zehn Prozent des Weltmarktes aus. Im selben Jahr landete er mit
einem geschätzten Vermögen von 26,5 Milliarden Dollar auf der
Liste der reichsten US-Amerikaner des Magazins Forbes.