Krieg in Nahost: Israel meldet 20 getötete militante Palästinenser im Westjordanland

Israel
hat seit Beginn eines großangelegten Militäreinsatzes im nördlichen
Westjordanland
nach eigenen Angaben 20 militante Palästinenser bei
Schusswechseln und Luftangriffen getötet. Es seien zudem 17 Verdächtige
festgenommen worden, die mit terroristischen Aktivitäten in Verbindung
stehen, teilte das israelische Militär mit. Dutzende Sprengsätze seien zerstört und zahlreiche Waffen beschlagnahmt worden.

Bereits
zuvor gab es Berichte über Tote und Verletzte infolge des Einsatzes.
Laut palästinensischen Berichten sollen unter den Toten auch Zivilisten
gewesen sein. Mehrere sollen aber auch nach palästinensischen Angaben
Mitglieder des militärischen Arms der Hamas sowie anderer
extremistischer Gruppierungen sein. Die israelischen und palästinensischen Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Israel hatte am Mittwoch eine Militäraktion rund um Dschenin, Tulkarem und Tubas begonnen. Ein israelischer Armeesprecher begründete das Vorgehen mit der deutlich gestiegenen Anzahl von Anschlägen auf Israelis.
Ziel sei es, gegen Terrorzellen der islamistischen Hamas sowie des
Islamischen Dschihad vorzugehen. Zugleich hat auch die Gewalt
extremistischer israelischer Siedler
im besetzten Westjordanland zugenommen.

Britische Regierung ruft zu Deeskalation auf

Am dritten Tag ihres Großeinsatzes im
besetzten Westjordanland haben israelische
Sicherheitskräfte nach eigenen Angaben einen Hamas-Kommandeur getötet. Bei ihm
habe es sich um Wassem Hasem, den Chef der
Islamisten-Organisation in der Stadt Dschenin gehandelt, teilte
das Militär mit. Er sei von Grenzpolizisten getötet
worden. Zwei weitere Hamas-Kämpfer,
die mit Hasem in einem Auto unterwegs gewesen seien, hätten
versucht zu fliehen. Sie seien von einer Drohne getötet worden. Die Hamas bestätigte den Tod aller drei Männer, bei denen es
sich nach Angaben der Organisation um Mitglieder ihres
bewaffneten Flügels der Al-Kassam-Brigaden handelte.

Israels Einsatz im Westjordanland hat international für starke Kritik gesorgt. Der spanische Außenminister kritisierte das Vorgehen Israels. „Es gibt derzeit eine Welle von Gewalt im Westjordanland, die eindeutig inakzeptabel ist“, sagte er auf einer Pressekonferenz. Die UN-Sonderberichterstatterin für die besetzten Gebiete Palästinas, Francesca Albanese,
erklärte, dass sich Israels Vorgehen im Westjordanland nicht mit dem
Recht der Selbstverteidigung rechtfertigen lasse. In einem Post bei X
nannte sie Israels Präsenz „rechtswidrig“.

Auch das britische Außenministerium äußerte sich besorgt. Man erkenne Israels Recht, sich zu verteidigen, an, sei aber „zutiefst besorgt
über die Methoden, die Israel anwendet“, sagte ein Sprecher des
Ministeriums. In der Erklärung rief die Regierung zur Deeskalation auf. London
kritisierte in diesem Zusammenhang auch den israelischen
Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir
, der am Montag gefordert hatte, auf
dem Tempelberg in Ost-Jerusalem eine Synagoge zu errichten. Die
britische Regierung verurteile die Gewalt israelischer Sielder und „aufwieglerische Äußerungen“ wie von Ben Gvir „auf das Schärfste“, erklärte der Sprecher.

Teil des Einsatzes bereits beendet

In Tulkarem im Norden des Westjordanlands hat das israelische Militär
einen zweitägigen Einsatz bereits für beendet erklärt. Vom Ende des Einsatzes in der Region
wurde aus Armeekreisen und in palästinensischen Berichten gesprochen.
Wie Dschenin gilt Tulkarem als Hochburg militanter Palästinenser. Palästinensischen Angaben zufolge sind in der Stadt Häuser, Straßen, Wasser- und Stromleitungen zerstört worden.

Die
Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem
Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 deutlich verschärft. Seitdem wurden
bei israelischen Militäreinsätzen,
Konfrontationen oder eigenen Anschlägen nach Angaben des
Gesundheitsministeriums im Westjordanland mehr als 640 Palästinenser
getötet.