Krieg im Gazastreifen: Hunderttausende fliehen vor Vorrücken dieser israelischen Armee

Das israelische Militär ist im Norden und Süden des
Gazastreifens weiter vorgerückt. Augenzeugen im südlichen Rafah berichteten von Luftangriffen nahe
des Grenzübergangs zu Ägypten. Nach Darstellung der israelischen Armee sind die
Einsätze „begrenzt“ und „konzentrieren sich auf taktische
Vorstöße“. Auch in nördlichen Gebieten des Gazastreifens wurden die Kämpfe demnach fortgesetzt.

Zuvor hatte das israelische Militär die Bewohner Rafahs aufgerufen, Gebiete
im Osten und im Zentrum der Stadt „unverzüglich“ zu verlassen. Den Angaben zufolge verließen seitdem 300.000 Menschen Rafah in Richtung einer zehn Kilometer
entfernten „humanitären Zone“ in Al-Mawasi an der Küste.

EU-Ratspräsident Charles Michel
nannte die israelischen Aufrufe zur Evakuierung „inakzeptabel“. Er forderte die israelische Regierung auf X auf, „das humanitäre
Völkerrecht zu respektieren“ und keine Bodenoperation in Rafah
durchzuführen. UN-Generalsekretär António Guterres forderte eine sofortige
humanitäre Waffenruhe, die bedingungslose Freilassung aller Geiseln und eine
sofortige Zunahme von humanitärer Hilfe für den Gazastreifen. Eine
Waffenruhe sei jedoch nur der Anfang, sagte Guterres bei
einer internationalen Geberkonferenz in Kuwait. „Es wird ein langer Weg
zurück von den Verwüstungen und dem Trauma dieses Krieges sein.“

„Wissen nicht, wohin wir gehen sollen“

Zahlreiche Bewohner Rafahs bereiteten sich am Wochenende auf eine Flucht vor und stapelten Wassertanks, Matratzen und andere
Habseligkeiten auf Fahrzeuge. „Wir wissen nicht, wohin wir gehen
sollen“, sagte Farid Abu Eida, der bereits aus der Stadt Gaza vor den
Kämpfen nach Rafah geflohen war. Im Gazastreifen gäbe es keinen sicheren oder
nicht völlig überfüllten Ort mehr.

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hält
ungeachtet des internationalen Drucks an  seinen Plänen für eine
Bodenoffensive in Rafah fest. Nach Darstellung des israelischen Militärs wurden im Osten Rafahs „Dutzende
Terroristen“ getötet. Zudem seien „zahlreiche
unterirdische Tunnelschächte“ gefunden worden, wie
Armeesprecher Daniel Hagari mitteilte. Im Norden des Gazastreifens habe die Armee in den vergangenen
Wochen „Versuche der Hamas festgestellt, ihre militärischen Fähigkeiten in
Dschabalija wieder aufzubauen“. Dagegen werde vorgegangen. Auch in Gaza-Stadt gäbe es Einsätze.