Kreml zeigt sich dem Westen im Gegensatz zu gesprächsbereit — und dementiert Telefonat mit Trump
Bundeskanzler Olaf Scholz will mit Wladimir Putin sprechen. Moskau gibt sich freundlich-distanziert. Klar dementiert wurde hingegen Trumps angebliches Telefonat mit dem russischen Präsidenten
Russland hat nach dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentenwahl erneut grundsätzliche Bereitschaft zum Dialog über die Ukraine signalisiert, auch mit Kanzler Olaf Scholz. Kremlsprecher Peskow teilte allerdings mit, dass es trotz zahlreicher Ankündigungen von Scholz aus Berlin bisher keine Signale für ein Telefonat mit Putin gebe.
Der Kanzler hatte zuletzt angekündigt, er wolle „demnächst“ erstmals seit fast zwei Jahren wieder mit Putin sprechen, dies aber nicht im Alleingang. Vor einem solchen Gespräch brauche es viele Kontakte und Gespräche mit vielen anderen, erklärte Scholz. Ein Kontakt soll demnach auch mit Wissen der Ukraine erfolgen.
„Es ist reine Fiktion“
Peskow dementierte hingegen am Montag einen Bericht der Washington Post klar, nach dem Putin und Trump am vergangenen Donnerstag nach der US-Wahl telefoniert haben sollen. „Es gab kein Gespräch“, sagte Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax. „Es ist reine Fiktion, es sind einfach falsche Informationen.“
Die Zeitung schrieb am Sonntag unter Berufung auf informierte Personen, Trump habe bei dem Telefonat am Donnerstag Putin empfohlen, den Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht zu eskalieren. Von Trump selbst gab es dazu zunächst keine Informationen.
Putin will nicht selbst als Erster anrufen
Präsident Wladimir Putin wolle aber nicht selbst als Erster anrufen, weil nicht Russland, sondern der Westen den Kontakt abgebrochen habe. Putin hatte am vergangenen Donnerstag bei einem öffentlichen Auftritt in Sotschi am Schwarzen Meer Trump zum Wahlsieg gratuliert und sich offen gezeigt für eine Wiederaufnahme des Kontakts.
Der Republikaner Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, er werde den Krieg in der Ukraine rasch beenden. Wie er das erreichen will, sagte er bisher nicht. US-Präsident Joe Biden und die Ukraine befürchten, dass unter Trump die US-Militärhilfe an die Ukraine versiegen könnte, dank der die russische Invasion abgewehrt werden kann.
Trumps Äußerungen als „positives Zeichen“
Russland hatte Trumps Äußerungen aus dem Wahlkampf als „positives Zeichen“ begrüßt. Sie verdienten Aufmerksamkeit, hatte Putin betont. Peskow sagte dem Moskauer Staatsfernsehen, dass Trump auch anders als Biden nicht erklärt habe, dass er der Atommacht Russland eine strategische Niederlage zufügen wolle.
Die Washington Post berichtete außerdem, dass Trump bei dem Gespräch weitere Unterhaltungen angeregt habe, um über eine Lösung des Kriegs zu sprechen. Die ukrainische Regierung sei über das Gespräch informiert worden und habe keine Einwände gehabt, schrieb die Zeitung. Der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums Heorhij Tychyj teilte örtlichen Medienberichten zufolge mit, dass die ukrainische Seite nicht über ein derartiges Gespräch informiert worden sei.
Peskow sagte, dass Russland eine gewisse Nervosität sehe im Westen nach dem Sieg von Trump bei der US-Präsidentenwahl. Es sei voreilig, nun über Veränderungen der Positionen bei den Europäern zu sprechen. „Aber es gibt offizielle Erklärungen von europäischen Vertretern, die von der Fortsetzung ihrer allgemeinen Linie sprechen, alle Arten von Unterstützung zu leisten. Und auf Russisch heißt das, Waffen in die Ukraine zu pumpen, um diesen Krieg bis zum Ende fortzusetzen.“