Konjunkturprognose: Ifo Institut erwartet „Winter-Rezession“

Ausrechnen was am Ende des Monats übrig bleibt. Durch die hohe Inflationsrate gehen die realen Haushaltseinkommen kräftig zurück.

Das Ifo Institut hat seine Prognose für das Wirtschaftswachstum in Deutschland drastisch gekappt. „Wir gehen in eine Winter-Rezession“, sagt Timo Wollmershäuser, Leiter der Ifo Konjunktur-Prognosen.

Für das kommende Jahr erwartet das Institut nun ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung um 0,3%, für dieses Jahr nur noch 1,6% Wachstum. Im Vergleich zum Juni senkt das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut somit seine Wachstumsprognose für 2023 um 4 Prozentpunkte.

Gleichzeitig erhöht das Ifo Institut die Inflationsprognose kräftig um 6 Prozentpunkte. Das seien natürlich „ungewöhnlich hohe Änderungen“ in einem sehr kurzen Zeitraum, so Wollmershäuser weiter. Die Energieversorger würden jedoch – vor allem zu Jahresbeginn 2023 – ihre Strom- und Gaspreise spürbar an die hohen Beschaffungskosten anpassen. Das werde die Inflationsrate im ersten Vierteljahr auf rund 11% hochtreiben. Für das gesamte Jahr 2023 prognostiziert das Institut eine Teuerungsrate von 9,3%. 2022 werde sie bei 8,1% liegen.

Kaufkraftverlust so hoch wie nie

Damit gehen die realen Haushaltseinkommen kräftig zurück, und die Kaufkraft wird laut Ifo spürbar sinken. „Das dritte Entlastungspaket der Regierung dürfte diesem Rückgang zwar etwas entgegenwirken, ihn aber bei weitem nicht ausgleichen“, sagt Wollmershäuser. Der Kaufkraftverlust, gemessen am Rückgang der realen Pro-Kopf-Löhne wird dem Institut zufolge in diesem und im kommenden Jahr bei jeweils etwa 3% liegen. „Er ist so hoch wie nie zuvor seit dem Beginn der heutigen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen im Jahre 1970“, so Wollmershäuser.

Timo Wollmershäuser, Leiter der Ifo Konjunktur-Prognosen „Die Kürzungen der Gaslieferungen aus Russland im Sommer und die dadurch ausgelösten drastischen Preissteigerungen verhageln die wirtschaftliche Erholung nach Corona.“

Im weiteren Verlauf des kommenden Jahres schwäche sich der Preisanstieg allmählich ab. Dabei nimmt das Ifo Institut allerdings an, dass im Winter genügend Gas zur Verfügung steht. „Deshalb sollten die Energiepreise nicht weiter steigen und spätestens ab dem Frühjahr 2023 wieder sinken“, teilen die Münchner mit.

Schwere Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt erwartet das Institut nicht. Der Beschäftigungsaufbau werde sich nur vorübergehend verlangsamen. Der Anstieg der Arbeitslosen um gut 50.000 Personen im kommenden Jahr könne vor allem auf den sprunghaften Anstieg der arbeitslosen ukrainischen Staatsbürger und Staatsbürgerinnen im Sommer 2022 zurückgeführt werden. Diese würden aber nun allmählich in den Arbeitsmarkt integriert.

Eine Normalisierung der gesamten Entwicklung, etwa mit 1,8% Wachstum und 2,5% Inflation, erwartet das Ifo Institut erst für 2024.