Konflikt im Kongo: UN zählen mittlerweile 2.900 Tote nachdem Ringen in Goma

Die Zahl der Toten nach den mehrtägigen Kämpfen in der Stadt Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist nach UN-Angaben auf mindestens 2.900 gestiegen. „Wir erwarten, dass diese Zahl steigen wird“, sagte UN-Vertreterin Vivian van de Perre in Goma. In bestimmten Gebieten der Stadt lägen noch immer Leichen.

Vor Ort hilft ein UN-Team den Angaben zufolge bei der Abholung und würdevollen Behandlung der Leichname. Dabei kooperiere das Team mit der M23-Miliz, die Goma vergangene Woche nach mehrtägigen Kämpfen gegen Regierungstruppen erobert hatte. Vor Ort sind laut Van de Perre auch Blauhelmsoldaten der UN-Friedensmission Monusco stationiert.

Einseitige Waffenruhe wurde offenbar gebrochen

Unterdessen hat die M23-Miliz offenbar ihre eigene, erst vor Kurzem einseitig erklärte Waffenruhe gebrochen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters hat die M23 am Morgen die Bergbaustadt Nyabibwe in der ostkongolesischen Provinz Süd-Kivu eingenommen. „Seit 5 Uhr morgens gab es Kämpfe, und um 9 Uhr fiel die Stadt in die Hände der Rebellen. Sie befinden sich derzeit im Stadtzentrum“, sagte ein Zeuge, der anonym bleiben wollte.

Der kongolesische Kommunikationsminister Patrick Muyaya bestätigte dies gegenüber Reuters. Streitkräfte der kongolesischen Regierung hätte vor Ort Widerstand geleistet. Auch der Anführer der Milizengruppe Congo River Alliance,
zu der auch die M23 gehört, bestätigte die Einnahme Nyabibwes – allerdings mit einer anderen Darstellung. „Sie haben uns
angegriffen und wir haben uns verteidigt“, sagte er Corneille Nangaa.

Die M23-Miliz hatte die einseitige Waffenruhe humanitär begründet, wollte aber eroberte Stellungen verteidigen. Ursprünglich hatte die politische Führung der M23-Miliz einen
Marsch auf die weiter westlich gelegene kongolesische Hauptstadt Kinshasa angekündigt. Die Eroberung Nyabibwes könnte auf einen Vormarsch gegen die Hauptstadt der Provinz Süd-Kivu, Bukavu, hindeuten.

Die bereits eingenomme Stadt Goma ist die Hauptstadt der
angrenzenden kongolesischen Provinz Nord-Kivu. Die gesamte Region an der Landesgrenze
zwischen der DR Kongo und Ruanda gilt als sehr rohstoffreich. In Nyabibwe werden beispielsweise Gold, Coltan und andere Metalle abgebaut.

Friedensgipfel soll Konflikt beruhigen

Angesichts der eskalierenden Gewalt hat Kenias
Präsident William Ruto kurzfristig einen regionalen Krisengipfel einberufen. Daran werden Rutos Angaben zufolge der kongolesische Präsident Patrick Félix Tshisekedi und Ruandas
Präsident Paul Kagame, sowie zahlreiche weitere Staatschefs süd- und ostafrikanischer
Staaten teilnehmen.

Die M23-Miliz wird laut UN-Experten von rund 4.000 Soldaten aus dem Nachbarland Ruanda
unterstützt. Der ruandischen Regierung wird seit Langem eine
Unterstützung der M23 durch Ressourcen vorgeworfen, die Regierung in
Kigali streitet das ab. Die DR Kongo beschuldigt Ruanda, die M23 zur Plünderung wertvoller Mineralvorkommen einzusetzen. Ruanda behauptet dagegen, es verteidige sich und die Volksgruppe der Tutsi gegen Sicherheitsrisiken im Kongo.