Kommunalpolitiker im Wahlkampf: „Ich kann die Wut vieler Bürger auf die Politik nachvollziehen“

Die Innenstadt von Weißenfels hat das Problem vieler ostdeutscher Kleinstädte: Einige historische Fassaden wurden aufwendig saniert, andere drohen einzustürzen. Zwischen Geschäften herrscht in der Fußgängerzone viel Leerstand. Vor einem dieser sanierungsbedürftigen Häuser gegenüber einem Kaufhaus hat die Linke an einem Montagmorgen Ende Mai ihren Wahlkampfstand aufgebaut. Ein kleiner Plastiktisch, dahinter ein Pappkarton mit Wahlkampfgeschenken. Vom nahen Marktplatz kommen ab und zu Menschen vorbei.  

Eric Stehr, Kandidat für den Stadtrat der 40.000-Einwohner-Stadt in Sachsen-Anhalt, versucht, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Viele winken direkt ab oder nehmen die Tüte mit Infomaterial schweigend an. Nur manche wollen diskutieren oder formulieren ihre Wünsche: „Hier müssten mehr Läden rein, Fashion und so was“, sagt ein etwa 15-Jähriger, der mit einer Gruppe von Gleichaltrigen stehen geblieben ist. Eric Stehr, selbst erst 23, versucht, ihnen klarzumachen, was in der Kommunalpolitik umsetzbar ist. „Wir können ja H&M nicht zwingen, hier reinzugehen, wenn sie hier keinen Gewinn machen.“ Dann erzählt er, welche Geschäfte weiterhin da sind und wie er in den vergangenen Jahren im Stadtrat dafür gesorgt habe, dass der Leerstand durch Kunst gefüllt wird. Er weist auf das Haus hinter ihm, wo Drucke einer in Weißenfels geborenen Künstlerin hängen. Am 9. Juni will Stehr wieder in das Stadtparlament gewählt werden, weil er davon überzeugt ist, trotz knapper Gemeindekassen für seine Heimat etwas verändern zu können.