„Königin Esther“ von John Irving: Neue Lektion in Mitgefühl

Ringer, Waisen, Leihmütter, lesbische Aktivistinnen, Nazibräute und co-abhängige Schäferhunde: Wir sind wieder in Irving County, dem Land, in dem die Exzentrik blüht und eine Rhetorik gedeiht, die man mit Dickens, Balzac und Thomas Mann, spätestens aber mit Günter Grass, einem Vorbild und Freund Irvings, abgewickelt glaubte. Doch er ist mit 83 Jahren immer noch der verbale Kraftmeier, als den ihn seine Fans seit dem Welterfolg Garp und wie er die Welt sah (1978) lieben gelernt haben. Und so ist auch Königin Esther ein literarisches All-you-can-eat-Buffet, mit weit ausladenden Szenarien und einem Figurenpersonal, für das man sich eines jener Register wünschte, wie es Anna Karenina und Krieg und Frieden vorangestellt wird.