„Knisternde Schädel“ von Roger Van de Velde: Ihr größtes Gefängnis im Kontrast dazu sind sie selbst

Wenn
Jules Leroy breitbeinig in der Tür des Speisesaales steht und triumphierend den
Kadaver des Anstaltskaters über seinen Kopf schwingt, sodass Blut und Hirn aus
dem zerplatzten Kopf spritzen, dann läuft es einem als Leserin gleich in der
ersten von Roger Van de Veldes Erzählungen kalt über den Rücken. Der Kater hieß
Puschkin, sein Fell war weiß wie die Arztkittel, und Leroy liebte ihn sehr.
Aber die Grillscheibe, die hätte ihm Puschkin nicht vom Teller klauen dürfen. Weiß
war der Kater
heißt denn auch die erste von zwanzig Kurzgeschichten des
belgischen Autors Roger Van de Velde, die der Erzählband Knisternde Schädel
versammelt. Dem armen Puschkin kann man nun in den Kopf gucken, und was man
sieht, erfüllt einen mit Grausen. Das wäre bei den Menschen, könnte man ihre
Gedanken lesen, nicht anders. Van de Veldes Protagonisten, alle Insassen einer
psychiatrischen Klinik im Belgien der 1960er-Jahre, nennt der Autor seine
„Kompagnons der Misere“. Das Knistern in ihren Schädeln kennt er nur zu gut; er
war selbst Patient in einer, wie er sie nennt, Irrenanstalt.