KI verändert Aufgaben: Prüfriese PWC will trotz Rekordumsatz sparen

Der deutsche Arm des internationalen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsanbieters PWC hat zum ersten Mal mehr als drei Milliarden Euro verdient. Genauer gesagt stieg die Gesamtleistung, bestehend aus Honoraren zuzüglich Reisekosten, im Geschäftsjahr vom 1. Juli 2023 bis zum 30. Juni 2024 um 4,2 Prozent auf 3053 Millionen Euro.

Der Rekord kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Wachstumstempo stark nachgelassen hat. Bemerkbar macht sich das vor allem im Geschäft mit der Unternehmensberatung. Hier sank die Gesamtleistung sogar um knapp 2 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Das ist ein tiefer Einbruch im Vergleich zum Vorjahr, als PWC Deutschland in der Unternehmensberatung noch um fast 20 Prozent zulegte.

Für Unternehmen wird es schwerer, Gewinne zu erzielen

Hintergrund ist das düstere gesamtwirtschaftliche Umfeld. „Es wird für Unternehmen immer schwerer, nachhaltige Gewinne zu erzielen“, sagte Petra Justenhoven, Chefin von PWC Deutschland, auf einer Pressekonferenz in Frankfurt. Dadurch ändert sich auch die Struktur von Beratungsaufträgen für Dienstleister wie PWC. Weil Unternehmen ihre Beratungsbudgets auf überlebenswichtige Transformationsprojekte konzentrieren und alltägliche Beratungsprojekte stoppen, haben die Berater eher mit wenigen Großaufträgen zu tun als mit vielen kleineren Mandaten.

Angesichts der vielen Herausforderungen für Unternehmen mit Blick etwa auf Kriege, Cyberangriffe oder den klimatischen und technologischen Wandel sieht Justenhoven PWC aber gerade in herausfordernden Zeiten als gefragten Dienstleister.

Während das Beratungswachstum im vergangenen Geschäftsjahr eingebrochen ist, legte das Geschäftsfeld Wirtschaftsprüfung bei PWC Deutschland um über zwölf Prozent auf mehr als 917 Millionen Euro zu. In der Steuer- und Rechtsberatung wuchs PWC um 7,1 Prozent auf 615 Millionen Euro. „In Deutschland bleiben wir Marktführer“, sagte PWC-Finanzchef Stefan Frühauf und verwies etwa darauf, dass PWC 40 Prozent der Unternehmen aus dem Leitindex Dax prüft. Als neue Prüfungskunden aus dem Dax habe PWC den Konsumgüterhersteller Beiersdorf und den Autohersteller Mercedes-Benz gewonnen.

An einigen Bereichen fallen Jobs weg

Wegen des rasanten technologischen Wandels und der steigenden Regulierungsauflagen braucht PWC ständig Mitarbeiter mit neuen Fähigkeiten und will die Belegschaft weiter vergrößern, was wegen des Fachkräftemangels nicht einfach ist.

Auf der anderen Seite will das Unternehmen aber auch Personalkosten sparen und die Effizienz steigern. Das geschehe laut Justenhoven und Frühauf jedoch ohne Entlassungen. Betroffenen Mitarbeitern würden alternative Stellen im Unternehmen angeboten oder Angebote gemacht, die Beschäftigung freiwillig aufzulösen.

Eine Zahl an Stellen und einen festen Zeitraum nannte PWC nicht. Es handele sich vielmehr um einen kontinuierlichen Prozess. Hintergrund sei, dass neue Technologien Arbeitsabläufe veränderten, wodurch in manchen Bereichen weniger Stellen benötigt würden. Abgebaut werde wohl vorwiegend im Backoffice, also bei unterstützenden Tätigkeiten. Eher nicht betroffen seien kundenbezogene Aufgaben. So ist in der gesamten Branche zu beobachten, dass sich durch die Digitalisierung Prozesse und Strukturen zum Beispiel im Personal- oder Finanzbereich verändern.

Wie der technologische Wandel nicht nur Stellen verschwinden lässt, sondern auch neue Aufgaben und Geschäftschancen schafft, erläuterte PWC-Technologiechef Rusbeh Hashemian. So sei das internationale PWC-Netzwerk mit seinen insgesamt 370.000 Mitarbeitern, davon 15.000 in Deutschland, der größte Nutzer des auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Chatassistenten Copilot von Microsoft sowie von ChatGPT Enterprise aus dem Hause Open AI. In Deutschland hat PWC alle Mitarbeiter mit einer Lizenz für Copilot ausgestattet.

PWC größter Lizenznehmer von Copilot

Die KI-Werkzeuge ermöglichen es Wirtschaftsprüfern oder Steuerberatern zum Beispiel, mit umfangreichen Gesetzestexten oder Vertragswerken zu chatten, also Fragen zum Inhalt zu stellen und Antworten viel schneller zu erhalten. Zusammen mit dem deutschen KI-Unternehmen Aleph Alpha hat PWC laut Hashemian einen KI-Assistenten entwickelt, der Banken bei der aufwendigen Umsetzung der EU-Verordnung Dora hilft.

Die Finanzunternehmen könnten damit viel leichter und schneller prüfen, ob ihre Verträge Dora-konform seien. Die KI markiert problematische Stellen in den Texten oder weist auf Widersprüche hin. Die Nachfrage nach dem Tool sei am Finanzplatz Frankfurt sogar weit größer als erwartet. Auch für die Analyse von Nachhaltigkeitsberichten habe PWC ein KI-Assistenzprogramm namens Sara entwickelt.