Kein Nahost-Stück: Das Maxim Gorki-Theater cancelt Adiana Shibli

Das für sein moralisches Selbstbewusstsein bekannte Berliner Maxim Gorki Theater hat aus politischen Skru­peln eine Premiere abgesagt. Es handelt sich um eine Adaption des Romans „Eine Nebensache“ der palästinensischen Autorin Adania Shibli.

In dem bereits 2017 auf Arabisch erschienenen Text geht es um einen Gewaltexzess israelischer Soldaten an unbewaffneten Beduinen im Jahr 1949. Die Abwesenheit palästinensischer Militanter sei „sehr auffällig“, hieß es auch in wohlwollenden Rezensionen des Buches.

Das führte wohl dazu, dass Shibli einen ihr zugesprochenen Preis auf der Frankfurter Buchmesse 2023 bis heute nicht verliehen bekam.

Mit Kufiya posiert

Und es führt offenbar auch dazu, dass die Inszenierung des Regisseurs Oliver Frljić jetzt nicht gezeigt wird – „aufgrund von Dynamiken und Differenzen innerhalb des Casts“, wie das Theater sagt. Was das bedeutet, bleibt unklar.

Dass zwei Beteiligte für eine Plakataktion mit Kufiya posierten, wirkt als Beweggrund zu dünn. Es scheint, dass das für seine post­migrantische Weltoffenheit gerühmte Haus angesichts der Nahostkrise an Selbstvertrauen verliert.

Source: faz.net