Karl Schlögel: Dieses Buch des Friedenspreisträgers sollten Sie Vorlesung halten
Wenn Karl Schlögel am Sonntag in der Frankfurter
Paulskirche den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält, wird es um
die unfassbare Zahl an Büchern gehen, die er in einem jahrzehntelangen
Forscherleben geschrieben hat. Sie sind so dicht, klug, erfahrungssatt und
originell, dass man sich fragt, ob man als Normalsterblicher überhaupt dazu in
der Lage ist, sie alle zu durchdringen. Dass jemand sogar die Kraft aufgebracht
hat, dieses ehrfurchtgebietende Gesamtwerk zu schreiben – das ist ein kleines
Wunder.
Innerhalb der letzten vierzig Jahre hat Schlögel die
Sowjetunion neu vermessen, geistig und geografisch, er hat sich immer wieder
neu hineingewühlt in ihre Geschichte, auch in die Polens, der Ukraine, des
gesamten Ostblocks. Praktisch im Alleingang hat er dafür gesorgt, dass sich
erst der Blick der Bonner und dann der Berliner Republik nicht immer nur starr
nach Westen richtet, sondern in die entgegengesetzte Himmelsrichtung dreht.