Julius Bär verliert Deutschlandchef Schlag

Axel Hoffmanns wird neuer Deutschlandchef von Julius Bär. Das hat die F.A.Z. in Finanzkreisen erfahren. Hoffmanns, bisher Leiter des Private Banking von HSBC Deutschland, tritt in sechs Monaten die Nachfolge von Heiko Schlag an, der das Geschäft der Schweizer Bank in Deutschland seit 2012 führt und dessen Vertrag im Januar 2025 ausläuft.

Unter Schlag hat Julius Bär die ver­walteten Kundenvermögen ohne Zukäufe anderer Banken deutlich gesteigert. Höhere Kundenvermögen unter Verwaltung sind im Private Banking die Basis für höhere Gebühreneinnahmen aus der Vermögensverwaltung und Anlageberatung für reiche Privatleute und Selbständige (meist Unternehmer) oder auch Stiftungen. 2023 kam hinzu, dass Banken von den gestiegenen Zinsen profitierten – so auch Julius Bär. Ihr Nettogewinn kletterte deutlich von 22,3 auf 45,3 Millionen Euro.

Heiko Schlag
Heiko SchlagMartin Leissl

2024 strebt Julius Bär – trotz höherer Steuerquote und Investitionen in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages über zwei Jahre – nun einen Nettogewinn knapp unter dem Vorjahr an. Julius Bär bleibt also auf erhöhtem Gewinnniveau. Der Abgang von Deutschlandchef Schlag kommt insofern überraschend. Nach Informationen der F.A.Z. hat der 60 Jahre alte Schlag die Schweizer Bankführung schon im vergangenen Jahr darüber informiert, dass er für eine Vertragsverlängerung nicht zur Verfügung steht. Schlag will sich offenbar auf private Themen konzentrieren. Darüber ist indes bisher kaum etwas nach außen gedrungen.

HSBC hatte hingegen das Ausscheiden von Hoffmanns in dieser Woche bekannt gegeben, allerdings ohne sein neues Berufsziel zu nennen. Deutschlandchef von Julius Bär passt insofern gut, als er Schweizer Bankenkultur aus seinem früheren Berufsleben schon kennt: Hoffmanns war bis 2020 für die Credit Suisse tätig, bevor er zu HSBC stieß.

Hoffmanns’ Aufgaben als neue Leiterin des Private Bankings von HSBC Deutschland hat bereits zum 1. Juli Liv Wyen übernommen, die seit 2014 für HSBC tätig ist. Damals war die heutige deutsche Private-Banking-Einheit von HSBC noch ei­genständig als traditionsreiche Düsseldorfer Bank unter dem Namen Trinkaus & Burkhardt. Seit 2021 ist HSBC Deutschland indes auch nur noch eine Nieder­lassung der in Paris angesiedelten Europa-Holding der britisch-asiatischen Bank. Seit Wochen wird spekuliert, das deutsche Private-Banking-Geschäft stünde zum Ver­kauf. Die Bank selbst bestätigte, sie prüfte „strategische Optionen“.

Ertragsmarge von 90 Prozent

HSBC verwaltet in Deutschland im Private Banking nach eigenen Angaben etwa 26 Milliarden Euro an Kundenvermögen. Julius Bär 16 Milliarden Euro. Allerdings wachsen die Kundenvermögen der Schweizer Bank in Deutschland nicht nur wegen der gestiegenen Kurse internationaler Aktien, sondern auch weil Kunden mehr und mehr privates Vermögen zu Julius Bär bringen: 2024 flossen der Bank in Deutschland dem Vernehmen nach bisher 500 Millionen Euro zu.

Dabei gelingt es Julius Bär, gegen den Branchentrend die Ertragsmarge auf das verwaltete Kundenvermögen bei 90 Prozent zu halten – manche Wettbewerber kommen dem Vernehmen nach so gerade auf die Hälfte. Deshalb weitete Julius Bär auch 2024 die Erträge um weitere 16 Prozent aus, getrieben nur noch von steigenden Provisionseinnahmen, während im Zinsgeschäft auf Einlagen die Erträge stabil blieben.

Die Margen von Julius Bär im Private Banking sind auch deshalb so hoch, weil die Schweizer Bank nicht nur eine Ver­mögensverwaltung anbietet, bei der die Kunden einen Großteil der Anlageentscheidung delegieren. Etwa 20 Prozent der Kunden nutzen deren Kundenberater und Analysten an zehn Standorten in Deutschland, aber auch zum Beispiel in Asien vielmehr als Sparringspartner für ihre Anlageentscheidungen und lassen sich beraten – wenn sie einzelne Aktien kaufen, aber etwa auch bevor sie größere Unternehmensbeteiligungen (Private Equi­ty) eingehen.

Viele Wettbewerber von Julius Bär, darunter in Frankfurt das Bankhaus Metzler, bieten im Private Banking nur noch eine Vermögensverwaltung an und keine Vermögensberatung mehr. Denn die Finanzaufsicht hat die Regeln für die Kundenberater etwa in der Dokumentation eines Beratungsgeschäfts erheblich verschärft. Die Kosten dafür sind für viele Banken einfach zu hoch.