Jugend im Einsatz pro den Frieden: Protest-Aktion gegen Dritten Weltkrieg in Berlin

In Berlin besetzen Aktivistinnen und Aktivisten die Skulptur „Molecule Man“, um gegen Kampfflugzeug-Lieferungen und Mittelstreckenraketen-Stationierung zu protestieren, und dagegen, dass junge Menschen hierzulande in den Krieg ziehen sollen


Protest auf der Spree

Foto: jugendkommune berlin


30 Meter hoch und 45 Tonnen schwer ist der Molecule Man in Berlin – und stets ein Blickfang in der Spree zwischen Oberbaum- und Elsenbrücke, gerade von letzterer her, über die die meist gut gefüllte S-Bahn den Ring entlangfährt. Im Namen des Friedens ist die Skulptur, die das Zusammentreffen der Stadtteile Treptow, Kreuzberg und Friedrichshain im Kleinen und das „aller kreativen und geistigen Traditionen“ der Welt im Großen symbolisieren soll, an diesem Donnerstagmorgen von zwei Aktivistinnen und zwei Aktivisten besetzt worden.

„Keine Eurofighter in Kurdistan“

„3. Weltkrieg verweigern“, steht auf dem roten, etwa zehn mal zwanzig Meter großen Banner, „Keine Mittelstreckenraketen in Deutschland“ und „Keine Eurofighter in Kurdistan“. Gezeichnet von einer „Jugend Kommune“, deren Initialen von etwas umrandet werden, was empor züngelnde Flammen sein könnten. Morgens um sechs Uhr haben die vier Aktivistinnen und Aktivisten mit einem Ruderboot vom Ufer her zum Fundament der Skulptur übergesetzt und sind nach oben geklettert, erzählt eine von ihnen, Kali, am Mittag, inzwischen wieder am Boden und in eine wärmende Rettungsdecke eingehüllt. Oben sind noch Kletterer der Polizei zugange, entfernen restliche Kletterutensilien der Aktivist*innen, seilen sich ab, werfen eine Rewe-Plastiktüte in den Fluss.

Polizeiautos stehen herum, drei der vier Aktivist*innen werden vorübergehend zur Identitätskontrolle auf die Wache in Berlin-Friedrichshain mitgenommen. Zuvor erzählt Kali, dass sich die Aktion gegen die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen hierzulande richte, auch weil Deutschland so zunehmend zur Zielscheibe für Russland werde. Sie kritisiert das eurozentristische Narrativ des Westens, selbst ein „Repräsentant des Friedens zu sein, die eigene Rolle an Kriegsschauplätzen aber zu ignorieren“.

Keine Profite mit Krieg

Hinter der „Jugend Kommune“ sollen sich die „Internationalistischen Jugendkommen“ verbergen, bundesweit organisiert, erstmals in Erscheinung getreten im sachsen-anhaltinischen Zeitz, mit einer antifaschistischen Konferenz und einer „Jugend steht auf“-Kundgebung. Die Gruppe befürchtet, dass im Zuge der allgemeinen Aufrüstungsstimmung „zukünftig junge Menschen in Deutschland in den Krieg geschickt werden“. Langfristig strebe sie eine „föderale, demokratische Selbstverwaltung“ an. „Jeder Konflikt, an dem sich die NATO bisher beteiligt, beschwört Kriege herauf und führt zu einer Verschlechterung der Lage, nicht zu einer Verbesserung“, sagt ein Sprecher der Initiative am Telefon. In zwei Monaten möchte die Gruppe bei einem „Gründungskongress“ zusammenkommen.

Gegen die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland richtet sich die Aktion, und dagegen, dass die Bundesregierung gerade beschlossen hat, Eurofighter-Kampfjets an die Türkei zu liefern, knapp einen Monat, nachdem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu einem kurzfristigen Wochenendbesuch bei Präsident Recep Tayyip Erdoğan in Istanbul gewesen ist. Mit den Kampfflugzeugen werde auch zivile Infrastruktur der demokratischen selbstverwalteten Region in Nord-Ost Syrien, in Rojava bombardiert, empört sich Aktivist Joao. Auch die Waffenlieferungen an Israel zeigen, „die BRD ist ein Kriegstreiber“, sagt eine Marie in einer Pressemitteilung. Statt Waffenlieferungen bräuchte es eine neue demokratische Kultur, die sich dagegen stellt, mittels Kriegen Profite zu erwirtschaften und sich für ein ökologisches demokratisches Leben einsetzt.