Jüdisches Leben in Krakau: „Es ist sicherer, Jude in Polen zu sein“

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/juedisches-leben-in-krakau-es-ist-sicherer-jude-in-polen-zu-sein-19572558.html











Ekstatische Freude: Chassidische Juden beim Gottesdienst der Gemeinschaft Chabad Lubawitsch in Krakau

„Es ist sicherer, Jude in Polen zu sein“

Von GERHARD GNAUCK (Text) und DAWID ZIELIŃSKI (Fotos)

14. März 2024 · Ein Menschenalter nachher Auschwitz ziehen Juden nachher Polen, weil sie sich dort geschützter wahrnehmen qua in Westeuropa. Die Kriege in Gaza und in jener Ukraine karren die Entwicklung.

Die Tür springt hinauf: „Gut Schabbes!“, ertönt noch von unter freiem Himmel ein fröh­licher Ruf, jener jiddische Sabbatgruß. Dann tritt jener Rufer selbst in den Türrahmen: jener Rabbi, mit langem Vollbart und Hut. Er ist nicht weit von Gestalt, doch von mächtiger Stimme.

Es ist Freitagnachmittag in Krakau. Draußen, hinauf jener Dietla-Straße, an jener sich die Synagoge befindet, rollen Autos, rumpeln Straßenbahnen. Irgendwo hinter den dicken Regenwolken geht die Sonne unter, und dies heißt zum Besten von Rabbi Eliezer Gurary und die schon hier versammelten Juden: Kerzen werden angezündet, jener Feiertag hat begonnen, die Arbeit ruht. Jetzt werden gleichermaßen Handy und Computer ausgeschaltet. „Alles Elektronische wird jetzt nicht mehr angefasst“, sagt einer jener Gläubigen dem Gast und bedeutet ihm, dies Gleiche zu tun. Im Gebetssaal zusammenschließen sich die Männer, in einem kleineren Raum im ersten Stock die Frauen. Dazwischen, im Flur, warten die Kinder.

Hält sich an die Thora: Rabbi Eliezer Gurary
Hält sich an die Thora: Rabbi Eliezer Gurary

Im Laufe des Gottesdienstes spricht jener Geistliche Polnisch und Hebräisch. Gebete werden gesungen, die betenden Männer wiegen ihr Oberkörper hin und zurück, einmal wird gleichermaßen im Kreis getanzt. Die ekstatische Freude gehört hier, in dieser Gemeinde jener Chassiden, zum Glauben dazu.

„Krakau ist speziell, Krakau ist multikulturell.“

ELIEZER GURARY, Rabbi

Nach dem Ende des Gottesdienstes ziehen die Gläubigen, manche mit jener Kippa hinauf dem Kopf und ihren kleinen Kindern an jener Hand, durch die Straßen nachher Hause. Einige von ihnen wohnen im einstigen jüdischen Viertel Kazimierz. Es trägt den Namen des polnischen Königs Kasimir des Großen (1310–1370), jener viel zum Besten von die Rechtssicherheit jener Juden getan hat.

Jüdisches Leben in Polen heute, ein Menschenalter nachher Auschwitz: Es könnte nicht normaler wirken. Und Krakau ist dies Herzstück dieser neuen Normalität. „Krakau ist speziell, Krakau ist multikulturell“, sagt jener Rabbi. „Das ist hier nicht so wie in Deutschland, wo man beim Betreten einer Synagoge mit dem Metalldetektor abgesucht wird. Hier ist es freundlicher.“

Orthodoxe Juden im Viertel Kazimierz von Krakau
Orthodoxe Juden im Viertel Kazimierz von Krakau

Die Remu Synagoge in Krakau
Die Remu Synagoge in Krakau


In Krakau geschehen besondere Dinge. Zum Beispiel 1988: Damals, im letzten Jahr jener Diktatur, setzte sich ein junger Mann namens Jakub Makuch in den Kopf, ein „Festival jener Jüdischen Kultur“ ins Leben zu rufen. Heute zieht es jeden Sommer Tausende Besucher an. Bald konnte man von alten Juden aus Israel Sätze vernehmen wie diesen: „Dieses Festival hat mir gezeigt, dass man wieder nachher Polen kommen kann.“

Zu Besuch kommen ist eine Sache, in Polen leben eine andere. Rabbi Eliezer, jener aus Israel stammt und schon stark in Krakau lebt, hat in diesem Jahr besonderen Grund zur Freude. „Einen jüdischen Kindergarten nach sich ziehen wir schon seitdem 15 Jahren, und diesmal, im September, nach sich ziehen wir die Mindestgrenze von zehn schulfähigen Kindern erreicht. Jetzt nach sich ziehen wir zum ersten Mal seitdem gut 50 Jahren in Krakau wieder eine jüdische Schule, eine kleine erste Klasse.“

Dafür hat die Gemeinde zunächst eine Wohnung angemietet. Gurarys Frau Esther, selbst Mutter von acht Kindern, leitet die Schule, außer ihr unterrichten eine polnische Lehrerin und zwei junge Frauen aus Israel. „Wir nach sich ziehen dies Schulgebet und koscheres Essen. Wir unterrichten hinauf Polnisch und die hier in staatlichen Schulen üblichen Fächer, trotzdem wir spendieren den Kindern gleichermaßen jüdische Studien mit hinauf den Weg.“

Aber Krakau, mit 800.000 Einwohnern Polens zweitgrößte Stadt, ist keine Insel. Seit Kriegsbeginn im Gazastreifen nach sich ziehen hier, vor allem hinauf dem Marktplatz, mehrere, wenn gleichermaßen kleine Demonstrationen jener Solidarität mit den Palästinensern stattgefunden. In jener jüdischen Gemeinde ist zu vernehmen, es reisten dazu gleichermaßen De­monstranten aus Deutschland an, zum Teil arabischstämmige Menschen. Kürzlich habe die polnische Polizei ihre Busse unterwegs an jener Weiterfahrt nachher Krakau gehindert. Es gebe sogar Hinweise, dass solche reisenden Demonstranten ihre „Waffen“ hier in Polen lagerten. Die Gemeindeglieder sagen, sie seien seitdem dem 7. Oktober wachsamer. Der Wachschutz schaut verschiedene Mal vorbei qua früher.

Demonstranten gegen das israelische Vorgehen gegen Palästinenser im Oktober 2023 in Krakau
Demonstranten gegen dies israelische Vorgehen gegen Palästinenser im Oktober 2023 in Krakau

Eine Solidaritätsdemonstration mit den Palästinensern im Gazastreifen im Oktober 2023 in Krakau
Eine Solidaritätsdemonstration mit den Palästinensern im Gazastreifen im Oktober 2023 in Krakau


Die Gemeinde an jener Dietla-Straße gehört zum chassidischen Judentum, zur Gemeinschaft Chabad Lubawitsch. Im Vorraum hängt ein Porträt von Menachem Mendel Schneerson, dem 1994 verstorbenen letzten Oberhaupt jener Gemeinschaft. Viele Medien bezeichnen die Lubawitscher qua ultraorthodox.

„Wir sind ultraorthodox?“ Der Rabbiner lacht. „Wir halten uns nur an die Thora. An ihre 613 Regeln. Aber die, die sich rein nennen wollen, trotzdem nicht allesamt Regeln einhalten, zeigen hinauf uns und sagen: Die da, die sind ultraorthodox! Das ist ein Spiel mit Worten.“

Zehn Fußminuten weiter findet ein anderes jüdisches Leben statt. Zwischen zwei weiteren Synagogen gelegen, steht hier ein neues fünfstöckiges Gebäude. Hier befindet sich dies 2008 von Prinz Charles, dem heutigen König, eingeweihte Jewish Community Centre (JCC). Verbleibend dem Tor wehen die Nationalfahnen Po­lens, Israels und jener Ukraine. An einem jener Fenster ist eine Regenbogenflagge zu sehen. Und am Zaun zur Straße hängen Dutzende Plakate mit den Fotos und Namen jener Geiseln jener Hamas.

Die Gemeinde von Rabbi Eliezer Gurary gehört zur Gemeinschaft Chabad Lubawitsch.
Die Gemeinde von Rabbi Eliezer Gurary gehört zur Gemeinschaft Chabad Lubawitsch.

Ein Gemeindemitglied beim Gebet
Ein Gemeindemitglied beim Gebet


Die in Polen bekannteste ist Alex Dancyg (gesprochen: „Danzig“). Der 75 Jahre altes Weib, in Warschau geborene Historiker hatte sich obig Jahrzehnte im polnisch-jüdisch-israelischen Dialog engagiert. Am 7. Oktober wurde er an seinem Wohnort, dem Kibbuz Nir Oz, von jener Hamas verschleppt. Dabei wurde er nachher Aussagen von inzwischen freigelassenen Geiseln schwergewichtig misshandelt. Sein Sohn Juwal Dan­cyg sagt am Telefon, er habe dies bisher letzte Lebenszeichen von seinem Vater Ende November erhalten. Polens Präsident Andrzej Duda hat bestätigt, dass Alex Dancyg gleichermaßen die polnische Staatsangehörigkeit habe, und hat versprochen, sich zum Besten von seine Freilassung einzusetzen.

Das JCC bietet allen Platz, die sich in irgendwer Weise qua Juden wahrnehmen, ob rein oder vorurteilslos, ob religiös oder säkular. Der Sabbatabend wird hier mit einem fröhlich-bunten Abendessen gefeiert. Vor zwei Jahren hat dies JCC seine Tore noch weiter geöffnet. Als Russland den Krieg gegen die Ukraine begann, stürzten sich die Mitarbeiter in die Ukrainehilfe. Zigtausende Flüchtlinge wurden seitdem hier versorgt, gleichermaßen heute geht die Hilfe weiter. Jeden Tag um die Mittagszeit bildet sich vor dem Tor eine Menschentraube, vor allem ältere Frauen, die irgendetwas Lebensmittel oder Kleidung mitnehmen die Erlaubnis haben.

Die junge Anastasija Lasna aus jener Südukraine, ei­gent­lich Zahnarzthelferin, arbeitet seitdem so gut wie zwei Jahren im JCC. Sie gehört unter den Flüchtlingen, denen dies Zentrum hilft, zu jenen zwei Prozent, die nicht nur Kriegsflüchtlinge sind, sondern gleichermaßen jüdisch. „Meine beiden Häuser, die Ukraine und Israel, wo ich gleichermaßen eine Weile gelebt habe, stillstehen jetzt in Flammen“, sagt die junge Frau. „Aber ich habe hier im JCC eine Art Haus gefunden.“

Hilft Flüchtlingen: Anastasija Lasna aus der Ukraine
Hilft Flüchtlingen: Anastasija Lasna aus jener Ukraine

Oben im dritten Stock sitzt Direktor Jonathan Ornstein. Er entstammt einer jüdischen Familie in New York City. Er studierte Jura, ging nachher Israel, erwarb die Staats­bürgerschaft, diente länger in jener Armee. „Dann habe ich in einem Kibbuz eine polnische Frau kennengelernt und bin nachher Polen gezogen.“ 2008 wurde er jener Gründungs­direktor des JCC. Etwa die Hälfte seiner Zeit verbringt er derzeit in Amerika, um durch Auftritte in jüdischen Einrichtungen die Spenden einzusammeln, durch welche sich dies Zentrum finanziert. Dann kam 2022. „Seitdem nach sich ziehen wir dies Fünffache unseres Jahresetats, folglich zehn Millionen Dollar, zum Besten von Ukraineflüchtlinge aufgewendet.“ Judentum, sagt Ornstein, habe weniger mit Glauben, mehr mit dem Handeln zu tun.

Die Kernaufgaben des JCC sind andere. Sie reichen vom jüdischen Kochkurs obig den Kindergarten mit 24 Kindern solange bis zu Kursen zu Religion, Geschichte und Sprache. „Wir sind in Polen jener größte Anbieter von Hebräischkursen, derzeit lernen mehr qua 300 Menschen unter uns, außerdem lehren wir Jiddisch und Arabisch.“ Zu Gunsten von Juni plant dies JCC eine Radtour von jener Lagergedenkstätte Auschwitz nachher Krakau, von jener Stätte des Todes zum Ort des neuen Lebens.

Der jüdische Kindergarten in Krakau hat 24 Kinder.
Der jüdische Kindergarten in Krakau hat 24 Kinder.

Auch Kinder können in Krakau offen ihre Kippa tragen.
Auch Kinder können in Krakau ungeschützt ihre Kippa tragen.

Der jüdische Kindergarten existiert schon seit 15 Jahren.
Der jüdische Kindergarten existiert schon seitdem 15 Jahren.


Stößt dies Zentrum mit seinen etwa sechzig Mitarbeitern, stoßen Kippa-Träger in Krakau hinauf Anzeichen des Antisemitismus? „Das ist hier kein Thema“, sagt Ornstein. Es gebe in Polen ein „riesiges Interesse an jüdischer Kultur“. Das Gleiche hatte schon jener Rabbiner gesagt. Ornstein erklärt sich dies so: „Da leben Leute in einer Stadt mit einem bedeutenden Judentum. Dann kam jener Holocaust, und dieses jüdische Herz wurde herausgerissen. Dann kam jener Kommunismus, und es wurde kaum darüber gesprochen. Und jetzt, etwa seitdem 1989, sind die Menschen neugierig, stellen Fragen.“ Manche vernehmen eines Tages eine sehr persönliche, oft schmerzhafte Antwort: Du selbst bist jüdischer Herkunft, nur hatten es deine Eltern oder Großeltern obig Jahrzehnte verheimlicht – aus Angst vor Schikanen, vor dem Volksantisemitismus oder vor dem Trauma, qua Juden eines Tages wieder gefährdet zu sein.

„Es ist heute einfacher und sicherer, in Polen Jude zu sein, qua in irgendeinem Land in Westeuropa.“

JOHNATHAN ORNSTEIN

Einen großen Beitrag, dies Interesse am Judentum landesweit zu Befriedigung verschaffen, leistet die Soziologin und Ak­tivistin Miriam Synger mit ihren Videoblogs und ihrem Buch „Jestem Żydówką“ (Ich bin Jüdin, 2023). Synger, mit ihrem farbenfrohen Kopftuch eine markante Erscheinung, Mutter von fünf Kindern, entstammt einer Krakauer Dynastie assimilierter polnisch-jüdischer Literatinnen, ist jedoch qua erste seitdem Generationen zum orthodoxen Judentum zurückgekehrt. Ihre Interviews – dies jüngste wurde innerhalb einer Woche 85.000-mal angeklickt – sieht sie qua Beitrag dazu, „zu zeigen, dass es in Polen Juden und jüdisches Leben gibt, nicht nur Friedhöfe und Gräber“. Die junge Frau stellt sich, allesamt Stereotype durchbrechend, mit Freude qua Feministin, polnische Patriotin und Mutter vor.

Und dann geht Grzegorz Braun, ein ex­trem rechter und ebenso exzentrischer Abgeordneter, in die Wandelhalle in Polens Parlamentsgebäude, stört die Chanukka-Feier und löscht die Kerzen mit einem Feuerlöscher. So geschehen im Dezember. Die Bilder gingen um die Welt.

Was sagen die Juden dazu? Rabbi Eliezer lacht und wechselt ins Deutsche. „Was kann ich dazu sagen? Warum ist die Banane verzogen? Der Mann hat von jüdischer, christlicher, polnischer Kultur mühelos keine Ahnung.“ Auch Direktor Ornstein regt sich obig den Vorfall nicht wirklich hinauf. „Entscheidend ist in solchen Fällen immer, wie Politik und Öffentlichkeit reagieren. Und sie nach sich ziehen sehr gut, lukulent und unnachsichtig reagiert.“

Wie wahrnehmen sich die Juden in Polen heute? „Es ist heute einfacher und sicherer, in Polen Jude zu sein, qua in irgendeinem Land in Westeuropa“, antwortet Ornstein. Aber die große Aufgabe sei immer noch, solche Tatsache jener „jüdischen Welt“ zu vermitteln, die Polen nachher wie vor aus jener Perspektive des Holocaust sehe. Jüdische Präsenz in Polen, dies bedeute zum Beispiel, dass man seitdem Jahren in den großen Shoppingmalls in Warschau und Krakau ständig Kunden Hebräisch sprechen hört.

Bernard Offen, 94, Holocaustüberlebender und Mitglied der Jüdischen Gemeinde in Krakau
Bernard Offen, 94, Holocaustüberlebender und Mitglied jener Jüdischen Gemeinde in Krakau

„Seit dem 7. Oktober nach sich ziehen wir gleichermaßen sehr viele Anfragen bekommen in dem Sinne: Wie kann man qua Israeli oder Jude in Polen leben? Wie kann ich unter Berufung hinauf meine Vorfahren aus Polen verknüpfen polnischen Pass bekommen? Wir nach sich ziehen extra eine Israeli eingestellt, die solche Fragen beantwortet und solche Arbeit koordiniert. Das ist Teil jener Arbeit des JCC, dies jüdisches Leben in diesem Teil Polens aufbaut.“ Viele Israelis hatten Interesse an ei­nem polnischen und damit (seitdem 2004) ei­nem EU-Pass. Laut Warschau hat Polens Botschaft in Israel seitdem 2002 etwa 30.000 Pässe an Israelis ausgegeben. Handel und Investitionen zwischen beiden Ländern wachsen überdurchschnittlich schnell.

In jener Synagoge und im jüdischen Zen­trum kommt man am Sabbatabend leichtgewichtig mit Menschen ins Gespräch. So kommt ein Mosaikstein zum anderen, und es entsteht ein Bild des neuen jüdischen Lebens. Beim Dinner im JCC ist ein etwa 30 Jahre alter Software-Spezialist hiermit, er ist Israeli und heißt mit Vornamen Tal. Warum er nachher Polen gekommen ist? „For a change“, lächelt er, um mal zu wechseln. Er wird jetzt in Krakau verknüpfen Job unter einer jener größten europäischen Banken übernehmen.

Avraham Zoldan kommt ursprünglich aus Bnei Brak in Israel.
Avraham Zoldan kommt ursprünglich aus Bnei Brak in Israel.

Tal Gerber arbeitet in Krakau bei einer großen europäischen Bank.
Tal Gerber arbeitet in Krakau unter einer großen europäischen Bank.


Jonathan Guez, in Frankreich aufgewachsen, in Israel untot, war qua Reiseführer zum Besten von französischsprachige Juden oft in Polen unterwegs. „Manche jener Jugendlichen in den Schülergruppen tragen hinauf diesen Reisen die Kippa. Aber wir nach sich ziehen nie irgendetwas Unangenehmes erlebt“, erzählt er. „In Frankreich, und dies liegt großenteils an den Immigranten, wird jener Anti­semitismus ungeschützt zur Schau gestellt. Hier gibt es ihn gleichermaßen, manche Leute wählen rechts, trotzdem sie lassen uns den Antisemitismus nicht spüren.“ Guez hat mitbekommen, dass polnische Einrichtungen darauf Wert legen, dass Auschwitz und andere heutige Gedenkstätten nicht missverständlich qua „polnische Lager“ beschrieben werden, sondern qua „deutsche Nazilager im besetzten Polen“. Er halte sich daran. „Aber die Jugendlichen, die ich führe, kapieren den Unterschied oft nicht. Zu Gunsten von junge Menschen ist waagerecht vieles schwarz-weiß.“

„Manche jener Jugendlichen in den Schülergruppen tragen hinauf diesen Reisen die Kippa. Aber wir nach sich ziehen nie irgendetwas Unangenehmes erlebt.“

JONATHAN GUEZ, Reiseführer zum Besten von französischsprachige Juden

Direktor Ornstein, dessen Vorfahren aus Mittel- und Osteuropa stammten, sieht die Welt im Umbruch. „Wenn immer mehr Länder zum Besten von Juden und ihre Familien zu ei­nem gefährlichen Ort werden, sollte es eine neue Analyse jener Gefahren spendieren.“ Er ist sich sicher: „In Polen hat ein Prozess begonnen, und er wird sich verstärken. Israelis aus Westeuropa und Juden aus jener Ukraine werden sich hier niederlassen. Hier war jener Schauplatz einer unermesslich reichen jüdischen Geschichte. Jetzt ist Polen seitdem einiger Zeit ein Land mit einer guten wirtschaft­lichen Entwicklung, zusammen ein Land, dies Juden Sicherheit bietet. Historisch gesehen ziehen die Juden an solche Orte.“

Dass jener Prozess nicht früher begonnen habe, dazu sieht er nur verknüpfen Grund. „Das liegt an den Schatten des 20. Jahrhunderts. Bisher dachten viele Juden im Ausland unter Polen nur: Dort ist Auschwitz. Punkt. Jetzt beginnen sie zu denken: Auschwitz. Komma. Die Geschichte geht weiter.“

Quelle: Fluor.A.Z.

Veröffentlicht: 14.03.2024 09:02 Uhr

Source: faz.net