John Eliot Gardiner: Showdown in dieser Elbphilharmonie

„Das Schlimmste in mir kommt während der ersten zehn Minuten nach einem Auftritt heraus“, hat der britische Stardirigent John Eliot Gardiner einmal gesagt. Der Auftritt lauge ihn körperlich, mental und spirituell aus – und mache ihn verletzlich. So muss es auch im August 2023 in La Côte Saint André gewesen sein. Sir John Eliot ist mit seinem Chor und einem seiner Orchester angereist, um beim Festival Berlioz die Oper Les Troyens aufzuführen. Er befindet sich auf dem Gipfel seines Ruhms. Drei Monate zuvor hatte er bei der Krönungszeremonie von König Charles Werke von Bach und Bruckner dirigiert, vor einem Millionenpublikum. Es war auch eine Krönung für Gardiner selbst, der einst als Geschichtsstudent in Cambridge angefangen hatte, der mit einer berauschenden Aufführung der Marienvesper von Claudio Monteverdi 1989 im Markusdom zu Venedig berühmt wurde, der mit seinem Monteverdi Choir den vielleicht besten Chor der Welt geformt hat und Bach dirigiert wie kein Zweiter: intensiv, klug und tief. Gardiner ist ein Pionier der historischen Aufführungspraxis – und ein Publikumsliebling, aber ein schwieriger.