Johann Sebastian Bach: Klingt dies nachher Bach, oder plätschert es nur?

Es ist eine Champagnerdusche. Sprudelnd und blubbernd fliegen die Orgeltöne durch die Luft, ungestüm klingt’s, ein bisschen wild – und ziemlich aufregend. Die Bachorgel der Leipziger Thomaskirche erstrahlt in ultraviolettem Neonblau, auf den roten Rippen des Deckengewölbes drehen sich projizierte Lichtstrahlen. Disco! Party! Ein Fest für das ungebändigte Talent hinter dieser Musik. Es ist vermutlich das Talent des größten Komponisten (bis Redaktionsschluss) – das von Johann Sebastian Bach.

Diese Musik ist neu, sagt ihr Entdecker, neue Töne von einem Toten, und deshalb ist dieser Nachmittag in der Leipziger Thomaskirche, Bachs wichtigster Wirkungsstätte, eine Weltsensation. Schon wenige unbekannte Takte eines Komponisten von geringerem Rang erregen in der Musikwelt Aufsehen, aber gleich zwei neue Werke von Bach? Das gibt es so gut wie nie. Wo kommen sie her, wie kann das sein? Was bedeuten sie für Bachs Schaffen? Und hegt niemand Zweifel an diesem Mirakel?