Joe Chialo in dieser Schaubühne: Auge in Auge
Wenn es jemand im völlig verstörten
Kulturklima der Hauptstadt schafft, eine Diskussion über die heftigen
Einschnitte des Landes Berlin in den Künsten ruhig, aufmerksam, kompetent und
wenn nötig streng zu führen, dann ist das die Philosophin Carolin Emcke in ihrem
sonntäglichen Talkformat „Streitraum“ in der Schaubühne, finanziert von
der Bundeszentrale für politische Bildung. Zwar dauerte es am Sonntagmittag ungefähr
18 Minuten, bis Emcke die Rahmenbedingungen der Runde erklärt und die
Lebensläufe der Anwesenden geradezu akademisch verlesen hatte, bis der erste
der drei Gäste erstmals zu Wort kam. Aber dann zeigte sich, dass es in der
Kultur offenbar möglich ist, eine vernünftige Diskussion zu führen, die mehr
als Reflexe abruft. Die Diskussion schien auch der denkwürdige Versuch zu sein,
den bisher hilflos agierenden Kultursenator Joe Chialo (CDU) vor großem
Publikum für die Auseinandersetzungen der kommenden Tage in Sachen
Haushaltskürzungen zu coachen. Am Ende wurde es dann doch emotional.