Joe Biden im TV-Duell ein Desaster: Haben die Demokraten noch Leckermäulchen anderen?

Politiker, die zu einer Wahl dieser Bedeutung nicht nur für die USA antreten, sollten die besten sein, die Demokraten und Republikaner zu bieten haben. Zu erleben war stattdessen: Donald Trump log wie gewohnt, beantwortete viele Fragen nicht, versprach, den Ukraine-Krieg im Fall seiner Wahl bereits vor seinem Amtsantritt zu beenden, erschien aber in vielem rationaler und disziplinierter als bei den meisten seiner wilden Wahlveranstaltungen. Für die Demokraten hingegen war die CNN-Debatte in Atlanta ein totales Desaster.

Nicht einmal ein zusammenhängendes Abschlussstatement

Warnungen vor Joe Bidens hohem Alter und schwindender Kompetenz sind nicht neu. Auf demokratischer Seite hat man lange versucht, diese Vorhaltungen und Risiken wegzuwischen als eine republikanische Übertreibung. Die CNN-Kameras zeigten jedoch einen Mann, der unsicher und manchmal fast verwirrt wirkte, Sätze nicht zu Ende brachte, Trump nur schwach kontert und nicht einmal ein zusammenhängendes Abschlussstatement hinbekam. Bei der Antwort auf die Frage zu seinem Alter verzettelte sich Joe Biden in Ausführungen über die Computerchipindustrie.

Es schockierte. Der Mann soll sich eine Woche lang auf die Debatte vorbereitet haben, mit Hilfe hochkarätiger Politikexperten. Donald Trump kommentierte nach einer unscharfen Aussage Bidens zur Grenzsicherheit, er wisse nicht, was Biden gesagt habe, „und ich glaube, er weiß es auch nicht“. Optisch und akustisch: Trump sah jünger aus und dynamischer, er trug seine Positionen und Unwahrheiten mit Überzeugung vor. Biden war blass, seine Stimme heiser, das Gesicht fast leblos.

US-Präsidentschaftsdebatten, die vermeintlich großen TV-Duelle vor der Wahl alle vier Jahre, werden gern überbewertet, besonders von traditionellen Medien, die an ihren eigenen Einfluss glauben wollen. Oftmals geschieht die Überbewertung mit Hinweisen auf Versprecher und Fehltritte, die das Schicksal des einen oder anderen Alpha-Tieres besiegelt haben. Wenn man nun auf das Trump-Biden Spektakel blickt, ist eines unstrittig: Es wird tatsächlich prägend für den Rest des Wahlkampfes sein.

Noch ist es für die Demokraten nicht zu spät

Zum Debattenritus gehört die Frage, wer denn nun „gewonnen“ hat. Normalerweise erklären sich beide Seiten zum Sieger. Bei den Demokraten muss man am Tag danach heftig nach einem Hoffnungsschimmer suchen. Die Frage wird sein, ob Biden sich von diesem Desaster erholen kann. Hier ging es nicht nur um Fehltritte und Versprecher. Unmittelbar nach der Debatte wurden Forderungen laut, Joe Biden solle sich zurückziehen.

Es ist nicht zu spät für die Demokraten, einen alternativen Kandidaten zu wählen. Theoretisch zumindest. Sehr theoretisch. Möglich wird eine solche Wendung nur dann, wenn Biden selbst zum Schluss kommt und sich zu der Erkenntnis durchringt, er müsse Platz machen zum Wohl von Partei und Nation. Formell wird der Kandidat beim demokratischen Nominierungskonvent im August bestimmt.

Fernsehkameras zeigten Biden und First Lady Jill Biden nach der Debatte in einem Waffle House-Restaurant. Seiner Ansicht nach sei die Debatte gut verlaufen, sagte der Präsident. Und es sei eben schwierig, mit einem Lügner zu debattieren.