Jimmy Kimmel Live! zurück im TV: „Trump zwingt Millionen Amerikaner meine Show zu sehen“
Late-Night-Show-Moderator Jimmy Kimmel kehrte am Dienstagabend auf den Bildschirm zurück und bezeichnete die Drohungen der US-Regierung, Comedians zum Schweigen zu bringen, als „anti-amerikanisch“. Damit brach er sein Schweigen über die vorläufige Absetzung seiner Show durch den Sender ABC, die eine nationale Debatte über die Meinungsfreiheit und einen Aufschrei über die Mobbing-Taktiken der Regierung von US-Präsident Donald Trump ausgelöst hatte.
„Diese Show ist nicht wichtig“, sagte Kimmel während seines ersten Auftritts, seit ABCs Mutterkonzern Disney dem Druck von rechts nachgegeben hatte, die Late-Night-Show auszusetzen. Trump-Anhänger und Mitarbeiter hatten den Moderator wegen seines Kommentars zum tödlichen Anschlag auf den rechten Aktivisten Charlie Kirk kritisiert. „Wichtig ist, dass wir in einem Land leben können, das uns erlaubt, eine Show wie diese zu haben“, betonte Kimmel am Dienstag.
Am Tag zuvor hatte Disney nach einem Backlash von Hollywood-Stars, Gewerkschaften, Medien-Moderatoren und sogar Republikanern wie Ted Cruz wieder grünes Licht für Jimmy Kimmel Live! gegeben.
Disney hatte die Show auf unbestimmte Zeit ausgesetzt, nachdem es einen Aufschrei des rechten politischen Flügels über Kimmels Monolog in der Show vom 15. September gegeben hatte. Kimmel hatte damals gesagt: „die Maga-Gang versucht verzweifelt, diesen jungen Mann, der Charlie Kirk ermordet hat, als irgendetwas Anderes als einen von ihnen darzustellen. Sie tut alles, was sie nur kann, um politisch damit zu punkten.“
Am meisten möchte ich mich bei den Unterstützern bedanken, die meine Show und meine Ansichten nicht befürworten
Am Dienstagabend dankte Kimmel den anderen Late-Night-Moderatoren für ihre Unterstützung und bedankte sich auch bei seinem Publikum und Unterstützern. „Am allermeisten möchte ich mich bei denjenigen bedanken, die meine Show und meine Ansichten nicht befürworten, aber trotzdem mein Recht darauf unterstützen, sie zu äußern“, fügte Kimmel hinzu.
„Ich möchte eines klarstellen, weil es mir als Mensch wichtig ist. Ich möchte, dass Sie verstehen, dass es nie meine Absicht war, den Mord an einem jungen Mann zu verharmlosen“, erklärte Kimmel. „Ich finde daran rein gar nichts Lustiges“, fügte er hinzu.
„Ebenso wenig war es meine Absicht, eine bestimmte Gruppe für die Taten von jemandem verantwortlich machen, der offensichtlich ein tief gestörtes Individuum ist“, so versuchte er offensichtlich die Wogen zu glätten: „Das war wirklich das Gegenteil von dem, was ich eigentlich sagen wollte, aber ich verstehe, dass es für manche entweder unpassend klang oder unklar war, oder vielleicht sogar beides. Und bei denen, die glauben, ich hätte mit dem Finger auf jemanden gezeigt, verstehe ich, warum sie verärgert sind. Wäre die Situation umgekehrt gewesen, hätte ich wahrscheinlich genauso empfunden.“
Später aber teilte Kimmel einen gezielten Schlag gegen Trump aus: Der US-Präsident habe „sein Bestes getan, um mich zu canceln“, aber „stattdessen Millionen von Menschen gezwungen, die Show anzusehen“.
Für Kimmel ist klar: „Der Präsident der Vereinigten Staaten hat sehr deutlich gemacht, dass er möchte, dass ich und Hunderte von Menschen, die hier arbeiten, unsere Jobs verlieren. Unser Staatschef freut sich darüber, dass Amerikaner ihre Existenzgrundlage verlieren, weil er keinen Spaß versteht.“
Droht eine Regierung, einen Komiker zum Schweigen zu bringen, den der Präsident nicht mag, so ist das anti-amerikanisch
Und: „Eine Sache, die ich von Lenny Bruce und George Carlin und Howard Stern gelernt habe, ist: Die Drohung einer Regierung, einen Komiker zum Schweigen zu bringen, den der Präsident nicht mag, ist anti-amerikanisch.“
Zum Abschluss zeigte der Moderator sich beeindruckt von dem, was Charlie Kirks Witwe Erika bei der Trauerfeier für ihren verstorbenen Mann am Wochenende in ihrer Rede gesagt hatte. „Erika Kirk hat dem Mann vergeben, der ihren Mann erschossen hat. Das ist ein Beispiel, dem wir folgen sollten.“ Es „hat mich tief berührt“, sagte er weiter. „Und wenn wir irgendetwas von dieser Tragödie in die Zukunft tragen sollten, hoffe ich, dass es das sein kann, und nicht das Andere.“
Kimmels Äußerung zum tödlichen Attentat auf Kirk verärgerten Trump-Anhänger und Politiker, die geschworen haben, den Tod des konservativen Aktivisten zu rächen. Am vergangenen Mittwoch drohte der von Trump ernannte Vorsitzende der Federal Communications Commission (FCC), Brendan Carr, mit dem Entzug der Lizenzen für ABC-Tochtergesellschaften, sollte Disney nicht „Maßnahmen“ gegen den Moderator ergreifen. Zwei Rundfunkkonzerne, die Hunderte von Tochtergesellschaften besitzen – Nexstar, das derzeit die Genehmigung der FCC für eine Fusion im Wert von 6,2 Milliarden Dollar beantragt, und Sinclair – weigerten sich daraufhin, die Sendung auszustrahlen. Disney-Chef Bob Iger und die Co-Vorsitzende von Disney Entertainment, Dana Walden, ließen die Produktion einstellen.
Der Schritt provozierte Reaktionen aus Hollywood und von Verfechtern der Redefreiheit aus, es kam zu Boykotten und Protesten gegen ABC und Disney.
Donald Trump nennt ihn „Fake News Jimmy Kimmel“
Rund eine Stunde vor Kimmels Rückkehr am Dienstag griff Trump Kimmel scharf an und kritisierte ABC dafür, die Show des Komikers wieder auf Sendung zu lassen. „Ich kann nicht glauben, dass ABC Fake News Jimmy Kimmel seinen Job zurückgegeben hat“, schrieb Trump. „ABC hat dem Weißen Haus mitgeteilt, dass seine Show abgesagt wurde! Etwas muss seitdem passiert sein, denn sein Publikum ist WEG und sein ‘Talent’ hat es niemals gegeben.“
„Ich glaube, wir werden ABC deswegen verklagen“, so Trump weiter. „Mal sehen, wie es läuft. Als ich das letzte Mal gegen sie vorgegangen bin, haben sie mir 16 Millionen US-Dollar (13,6 Millionen Euro) gezahlt. Dieses Mal klingt es sogar noch lukrativer.“ Trump bezog sich damit offenbar auf den Vergleich, den er letztes Jahr mit ABC News in einer Verleumdungsklage erzielt hatte, die er gegen den Sender angestrengt hatte.
ABC-Tochtersender fordern zuerst eine Spende von Jimmy Kimmel
Am Montag, wenige Stunden bevor Disney Kimmels Rückkehr bekanntgab veröffentlichte die US-Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union (ACLU) einen offenen Brief, der von über 400 Hollywood-Stars unterzeichnet war. Darin wurde Disneys Entscheidung als „ein dunkler Moment für die Meinungsfreiheit in unserem Land“ verurteilt. Zu den Unterzeichnern gehörten Schauspielstars wie Jennifer Aniston, Meryl Streep, Tom Hanks, Ben Affleck und Robert De Niro.
In einem Statement von Montag erklärte Disney, die Entscheidung, Kimmels Show durch eine andere Sendung zu ersetzen, sei getroffen worden, „um eine angespannte Situation in einem für unser Land emotionalen Moment nicht weiter anzuheizen.“
„Wir kamen zu der Entscheidung, weil wir der Meinung waren, dass einige der Kommentare zu einem unangebrachten Zeitpunkt geäußert wurden und daher unsensibel waren“, heißt es in der Erklärung weiter. „Wir haben in den vergangenen Tagen ausführliche Gespräche mit Jimmy geführt. Nach diesen Gesprächen haben wir die Entscheidung getroffen, die Show am Dienstag zurückzubringen.“
Obwohl Kimmels Show am Dienstag wieder auf ABC ausgestrahlt wurde, kehrte sie nicht auf die ABC-Tochtersender von Sinclair zurück. Das Unternehmen, das bekannt dafür ist, konservative Ansichten zu fördern, will die Late-Night-Show erst wieder auf Sendung bringen, wenn Kimmel sich bei Kirks Familie entschuldigt und an dessen konservative Aktivistengruppe Turning Point USA gespendet hat.
Auf Hulu und Disney+ ist „Jimmy Kimmel Live!“ landesweit verfügbar
„Beginnend mit Dienstagabend wird Sinclair Jimmy Kimmel Live! auf unseren ABC-Tochterstationen mit Nachrichtensendungen ersetzen“, so das Unternehmen mit den landesweit meisten ABC-Tochterstationen. „Die Gespräche mit ABC dauern an, während wir die mögliche Rückkehr der Show evaluieren“, fügte die Gruppe in einem Statement am späten Montag hinzu.
Auch Nexstar bestätigte, dass Jimmy Kimmel Live! auf seinen Sendestationen in 22 Staaten vorerst nicht ausgestrahlt wird. „Wir haben letzte Woche beschlossen, Jimmy Kimmel Live! aus dem Programm zu nehmen, nach den Äußerungen von Herrn Kimmel in einer kritischen Phase unserer nationalen Debatte, die ABC als ‘zeitlich unangebracht und unsensibel‘ bezeichnet hat“ so das Unternehmen. „Wir stehen zu dieser Entscheidung, bis gesichert ist, dass sich alle Parteien dazu verpflichten, in den von uns bedienten Märkten ein Klima des respektvollen, konstruktiven Dialogs zu fördern.“
Die Konsequenz ist, dass Jimmy Kimmel Live! auf fast einem Viertel der mit ABC-Tochtersender nicht ausgestrahlt wurde. Die Sendung ist weiterhin online sowie über die Streaming-Dienste Hulu und Disney+ verfügbar.