Jakob Augstein trifft Daniel Marwecki: Wie weit geht die deutsche Staatsräson?
Jakob Augstein im Gespräch mit Daniel Marwecki: Wie weit geht die deutsche Staatsräson?
Es gibt ein Foto, das auf den 14. März 1960 datiert ist: Der israelische Premier David Ben-Gurion streckt bei einem offiziellen Treffen die Hand nach dem deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer aus. Man kann das als Geste der Versöhnung interpretieren. „Orchestrierte Nähe“, so bezeichnet es der Historiker Daniel Marwecki im Gespräch mit der ZEIT. Für ihn ist klar: Dass Westdeutschland den jüdischen Staat nach dessen Gründung 1948 stark unterstützte, hatte nur wenig mit „Wiedergutmachung“ zu tun. Vielmehr verfolgte die Bundesrepublik das Ziel, nur wenige Jahre nach der Shoah wieder zu einem moralisch anerkannten Player auf der Weltbühne zu werden.
In seinem Buch Absolution? Israel und die deutsche Staatsräson analysiert Marwecki ungeschönt die deutsche Israelpolitik in den Nachkriegsjahren.
Heute steht unsere Beziehung zu dem Land im Nahen Osten wieder auf dem Prüfstand. Nach dem Terrorangriff der Hamas haben sich die deutschen Waffenexporte nach Israel fast verzehnfacht. Jakob Augstein fragt den Historiker Marwecki: Wie weit geht die deutsche Staatsräson?
Am Montag, den 27. Mai 2024, im Literaturhaus Berlin (Fasanenstraße 23, 10719 Berlin) sowie live auf radioeins vom rbb. Restkarten sind an der Abendkasse erhältlich.
Daniel Marwecki, geboren 1987, lehrt derzeit an der Universit of Hongkong das Fach Internationale Beziehungen. 2018 veröffentlichte er sein Buch „Germany and Israel: Whitewashing and Statebuilding“ (Hurst Publishers, S. 274, 47,35 €). Im selben Jahr wurde er an der SOAS University of London promoviert. Marwecki hat Beiträge in der Le Monde Diplomatique, der taz sowie im Jacobin-Magazin veröffentlicht.
Regelmäßig trifft Jakob Augstein im Kaminzimmer des Berliner Literaturhauses einen Gast, um über Wahrheit und Erfindung in den großen Erzählungen unserer Zeit zu reden. Ungestört von der Erregungsmaschine des Internets treffen sich zwei Menschen zum Gespräch und üben sich in Fähigkeiten, die rar zu werden drohen: Fragen, zuhören, verstehen, lernen. Das Vorbild dieses Diskussionsformats sind die legendären Gespräche des Journalisten Günter Gaus, die im Fernsehen gezeigt wurden, als dieses noch schwarz-weiß war.