IWF und Weltbank: Argentinien lässt Privatleute unerschöpflich US-Dollar kaufen

Argentiniens Zentralbank lockert in Erwartung neuer internationaler Hilfskredite die strikten Währungskontrollen für das hoch verschuldete Land. In der Folge könnte sich der argentinische Peso nach Ansicht von Ökonomen gegenüber dem US-Dollar um bis zu einem Drittel abwerten.

Privatpersonen können in dem südamerikanischen Land künftig unbegrenzt US-Dollar kaufen, wie die Zentralbank mitteilte. Bislang war der Umtausch auf 200 Dollar pro Monat begrenzt. Statt eines festen Wechselkurses soll sich der Kurs künftig laut Zentralbank je nach Angebot und Nachfrage innerhalb einer Bandbreite von 1.000 bis 1.4000 Peso pro Dollar frei bewegen. Auch die Beschränkungen für den Zugang zu Fremdwährungen werden demnach ab Montag aufgehoben.

Der argentinische Wirtschaftsminister Luis Caputo begrüßte den Schritt. Ab Montag würden die 2019 eingeführten Devisenbeschränkungen enden, die „das normale Funktionieren der Wirtschaft einschränken“, sagte der Minister.

IWF und Weltbank schießen Milliardenkredite zu

Die Lockerung der Wechselkurse ist nur möglich, weil der Internationale Währungsfonds (IWF) der extrem marktliberalen Regierung Argentiniens kurz zuvor einen neuen Hilfskredit in Höhe von 20 Milliarden Dollar (18,1 Milliarden Euro) zugesagt hatte. Argentiniens Zentralbank braucht das frische Geld, um ihre schwindenden Vorräte an ausländischen Währungen aufzustocken. Zudem hofft die Regierung, die anhaltend hohe Inflation zu bekämpfen und das Wirtschaftswachstum zu beleben.

Zeitgleich kündigte auch die Weltbank am Freitag ein neues Hilfspaket in Höhe von 12 Milliarden Dollar (rund 10,6 Milliarden Euro) für Argentinien an. Dieses solle Wirtschaftsreformen in dem Land unterstützen und zur Schaffung neuer Jobs beitragen. Der Kredit sei ein Signal für das „starke Vertrauen in die Anstrengungen der Regierung, die Wirtschaft zu stabilisieren und zu modernisieren“, teilte die Weltbank mit.

Argentinien ist der größte Schuldner des IWF und hat dort bereits jetzt Verbindlichkeiten von mehr als 44 Milliarden US-Dollar. Die neuen Kredite sollen Argentinien auch dazu dienen, den Schuldendienst gegenüber dem IWF stemmen zu können.

Ökonomen rechnen mit launischen Märkten

Argentiniens ultraliberaler Präsident Javier Milei hat dem hoch verschuldeten Land seit seinem Amtsantritt ein radikales Reformprogramm verordnet. Der Wirtschaftswissenschaftler entließ Tausende Staatsbedienstete und kürzte Subventionen. Er beendete zudem die preistreibende Routine, einfach neues Geld zu drucken, um öffentliche Ausgaben zu finanzieren. Damit gelang es ihm, die Inflation deutlich zu senken und einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen.

Volkswirte wundern sich dennoch, dass die Zentralbank ausgerechnet mitten im von den USA angezettelten weltweiten Zollkrieg seine Währung entfesselt. Sie rechnen nun mit zusätzlichen Kursschwankungen an den örtlichen Börsen. „Das ist eine Abwertung, die dem Vorhaben der Regierung, ruhig zu den nächsten Wahlen zu gelangen, zuwiderläuft“, sagt Ricardo Delgado, Ökonom an der Universität von Buenos Aires. „Es ist etwas überraschend, dass die Kontrollen just in dieser Zeit der globalen Volatilität aufgehoben werden.“