Italien will sich einen neuen Großanbieter im Geschäft der Gasversorgung schaffen. Das führende nationale Unternehmen Italgas übernimmt den wichtigsten Konkurrenten 2i Rete Gas, der bei der Transaktion mit gut 5 Milliarden Euro bewertet wird. Damit entstehe „der führende europäische Betreiber im Gasverteilungssektor“, sagte Paolo Gallo, der Vorstandsvorsitzende von Italgas, am Wochenende.
Das fusionierte Unternehmen wird ein Gasleitungsnetz von mehr als 155.000 Kilometern betreiben. Gallos Unternehmen bezeichnet sich heute als Marktführer in Italien und Griechenland in der lokalen Gasversorgung von Haushalten und Unternehmen. Die Wettbewerbsbehörde muss noch zustimmen, was nicht ausgemacht ist.
In Italien ist Gas der wichtigste Energieträger, weit vor den erneuerbaren Energien, dem nur noch geringen Kohleanteil und etwas importierter Atomenergie. In den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts befand sich der Gassektor weitgehend unter der Kontrolle des Eni-Konzerns. Italgas war weitgehend für die lokale Gasverteilung zuständig und unterstand dem Anbieter Snam, der sich um den Gastransport auf nationaler Ebene und die Speicherung kümmerte.
Staat weiterhin aktiv
2016 wurden Snam und Italgas von Eni getrennt, was zum Börsengang von Italgas führte. Die Anleger bewerten Italgas heute mit rund 4,3 Milliarden Euro. Die öffentliche Hand redet aber weiter mit. Bei Snam ist die staatliche Beteiligungsgesellschaft CDP mit einem knappen Drittel beteiligt, bei Italgas mit 26 Prozent. Zudem hält Snam 13 Prozent an Italgas.
Das Unternehmen 2i Rete Gas wird von seinen Aktionären F2i SGR und Finavias an Italgas verkauft. Für das Eigenkapital werden bei der Bewertung gut zwei Milliarden Euro zugrundegelegt. Die Nettofinanzschulden von 2i Rete Gas werden auf rund 3,25 Milliarden Euro beziffert. Das Unternehmen gilt als der zweitgrößte Gasversorger Italiens, der im größten Teil der Halbinsel vertreten ist und 4,9 Millionen Kunden betreut.
Im Jahr 2023 verzeichnete 2i Rete Gas einen bereinigten Umsatz von 815 Millionen Euro – etwa halb so viel wie Italgas – und ein bereinigtes Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) von gut 546 Millionen Euro. Der bereinigte Nettogewinn erreichte rund 181 Millionen Euro. Der Kauf soll in der ersten Hälfte des Jahres 2025 abgeschlossen werden. Die Verhandlungen hatten im Mai begonnen. Italgas nimmt für die Finanzierung der Übernahme einen Kredit auf.