Iran: Berlinale-Gewinner Rasoulof zu Haft und Peitschenhieben verurteilt

Der iranische Regisseur und Berlinale-Gewinner Mohammad Rasoulof ist nach Angaben seines Anwalts im Iran zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Ein Berufungsgericht habe die Haftstrafe von acht Jahren Gefängnis wegen „Verschwörung gegen die nationale Sicherheit“ bestätigt, erklärte sein Anwalt Babak Paknia am Mittwoch im Onlinedienst X. Rasoulofs Film Der Samen der Heiligen Feige soll diesen Monat beim Filmfestival in Cannes aufgeführt werden.

Wegen Besonderheiten im iranischen Recht wird der 52-Jährige nur fünf Jahre seiner Strafe absitzen müssen. Paknia teilte mit, das Urteil beinhalte auch „Auspeitschung, Geldstrafe und Beschlagnahmung von Eigentum“. Das Urteil wurde noch nicht in den staatlichen Medien veröffentlicht.

Der Anwalt erklärte, die Behörden hätten am 30. April einige Mitglieder der Filmcrew für Befragungen vorgeladen. Sie seien unter Druck gesetzt worden, den Film vom Festival in Cannes zurückzuziehen. In den vergangenen Wochen seien mehrere Mitglieder verhört, Schauspielerinnen und Schauspielern sei die Ausreise aus dem Iran untersagt worden. Paknia hatte zuvor erklärt, es sei nicht klar, ob Rasoulof den Iran werde verlassen dürfen, um am Festival in Südfrankreich teilzunehmen.

Die Auftritte iranischer Regisseure und Schauspieler beim Festival von Cannes waren in den letzten Jahren zunehmend problematisch. Der bekannte Regisseur Saeed Roustaee wurde wegen der Vorführung seines Films Leilas Brüder auf dem Festival 2022 zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Die iranischen Behörden begründeten dies damit, der Film sei ohne Erlaubnis gezeigt worden.

Reise nach Cannes sollte verhindert werden

Vor gut einem Jahr war Rasoulof mit einem Ausreiseverbot belegt worden. Damit sollte damals laut Aktivisten eine Teilnahme des kritischen Regisseurs an den Filmfestspielen von Cannes verhindert werden. Im Februar 2023 war der Filmemacher nach rund sieben Monaten Haft aus dem berüchtigten Teheraner Gefängnis Ewin freigelassen worden. Vor seiner Inhaftierung hatte er sich kritisch zu dem Einsturz einer Einkaufspassage in der südwestiranischen Stadt Abadan mit vielen Toten geäußert.

Der 52-jährige Rasoulof hatte 2020 den Goldenen Bären der Berlinale für seinen Film Doch das Böse gibt es nicht erhalten. Als regimekritischer Filmemacher schaffte er es trotz langjährigen Berufsverbots immer wieder, Filme zu drehen. Rasoulof lebt abwechselnd in Teheran und Hamburg.