Insolvenzen: Wirtschaftsforscher registrieren meiste Firmenpleiten seit zehn Jahren

Im Juli sind so viele Firmen in Deutschland pleitegegangen, wie zehn Jahre nicht mehr. 1.406 Unternehmen meldeten im vergangenen Monat Insolvenz an, teilte das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) mit. War die Zahl der Firmenpleiten im Mai und Juni noch zurückgegangen, legte sie im Juli um 20 Prozent gegenüber dem Vormonat zu. Gegenüber dem Juli 2023 waren es sogar 37 Prozent mehr Insolvenzen, im Vergleich zum Juli-Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 gar 46 Prozent.

Dem IWH zufolge betrifft der aktuelle Anstieg alle Branchen. Besonders deutlich falle er aber in der Industrie aus: Nach 100 insolventen Industrieunternehmen im Juni lag die Zahl im vergangenen Monat bei 145. Seit das IWH im Januar 2020 begonnen habe, die Branchenzugehörigkeit von erfassten insolventen Unternehmen zu registrieren, sei das ein Höchstwert, teilte das Institut mit.  

Vor allem in Berlin, Hessen und Nordrhein-Westfalen seien deutlich mehr Firmenpleiten angemeldet worden. Dem Institut zufolge waren allein in den größten zehn Prozent der betroffenen Firmen zuletzt etwa 10.000 Menschen angestellt. Diese Zahl wiederum entspreche in etwa den Werten der Vorjahresmonate. Grund dafür sei das Fehlen von Großinsolvenzen im Juli, stattdessen gingen viele kleinere Firmen pleite.

„Wir rechnen damit, dass die Insolvenzzahlen im August leicht sinken und dann im September wieder ansteigen“, sagte der Leiter der IWH-Insolvenzforschung, Steffen Müller. Die Zahl der Insolvenzen dürfte damit weiterhin durchgehend über dem Niveau vor der Corona-Pandemie liegen. Mögliche Gründe für den Anstieg bei den Firmenpleiten führte das Institut nicht auf.