Indien: Indiens klaffende Wunde

In einer Straße am Rand von Ayodhya, einer Stadt im Norden Indiens, humpelt ein Mann eine dunkle Treppe hinauf. Er trägt ein weißes Unterhemd und einen weißen Gehrock, seine Haare sind kurz geschoren, bis auf eine Locke am Hinterkopf, die ihn als Hindupriester zu erkennen gibt. Alle paar Stufen macht er eine Pause, bis er auf dem Dach seines Hauses angekommen ist und den Blick nach Osten richtet. Dort, gut 100 Meter von seinem Haus entfernt, habe sie damals gestanden: die Babri-Moschee.

Kamlendra Kumar Tripathi packt den Stock, den er seit einem Schlaganfall vor einiger Zeit zum Laufen braucht, und hält ihn auf Brusthöhe von seinem Körper weg. Mit beiden Händen habe er die Eisenstange damals festgehalten, habe sie immer wieder in das muslimische Gotteshaus gerammt, erst in die Mauern, später auch in die Kuppel. Hieb um Hieb habe er die Moschee mit abgetragen, bis nichts mehr von ihr übrig war.