In zweiter Jahreshälfte droht eine Flut an Firmenpleiten

Schon seit dem Ende der Corona-Pandemie sorgt eine steigende Zahl an Unternehmensinsolvenzen für Unruhe in der deutschen Wirtschaft. Es trifft nicht nur kleine Betriebe, sondern auch große und etablierte Unternehmen. Auch im zweiten Quartal verharrte die Zahl der Großinsolvenzen laut einer Studie der Restrukturierungsberatung Falkensteg auf einem bedenklich hohen Niveau.

Demnach meldeten in diesem Zeitraum 43 Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 20 Millionen Euro Insolvenz an. Das entspricht einem Anstieg von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum und liegt oberhalb des fünfjährigen Durchschnittswerts von 35 Insolvenzen im Quartal. Für die erste Jahreshälfte 2024 stehen damit insgesamt 87 Insolvenzen zu Buche, fast ein Drittel mehr als im fünfjährigen Durchschnitt. Diese Insolvenzen bedrohen laut Falkensteg mehr als 64.000 Arbeitsplätze.

Frühindikator für größere Insolvenzen

Noch düsterer ist allerdings der Ausblick auf die zweite Jahreshälfte. „Das zweite Halbjahr verspricht einen Sturm von Firmenpleiten, zumal die zweite Jahreshälfte immer deutlicher höhere Fallzahlen aufweist“, sagt Restrukturierungsfachmann Jonas Eckhardt, Partner bei Falkensteg und Autor der Studie. Die vierteljährliche Auswertung des Insolvenzgeschehens durch Falkensteg erfasst Insolvenzen schon zum Zeitpunkt der Anmeldung, nicht erst zum Zeitpunkt der Eröffnung des Verfahrens und gilt daher als Frühindikator für Großinsolvenzen.

Unternehmen müssen Insolvenz anmelden, wenn ihnen das Geld ausgeht oder die Schulden über den Kopf wachsen, damit die Gläubiger zumindest einen Teil ihrer Forderungen in einem fairen Verfahren zurückbekommen können. Ein Insolvenzverfahren muss nicht zwingend zum Ende des betroffenen Unternehmens führen. Doch eine Rettung geht in der Regel mit tiefen Einschnitten für Mitarbeiter, Investoren, Kunden und Gläubiger einher.

Prominente Insolvenzfälle im zweiten Quartal sind der Reiseveranstalter FTI Touristik , dessen Insolvenz zahlreichen Urlaubern den Sommer verhagelte, der Buchhändler Weltbild oder die Modekette Esprit, die ihre deutschen Filialen schließt und Mitarbeiter entlässt. Investoren wollen nur das Markenrecht von Esprit übernehmen. Einen Lichtblick stellt die leicht gestiegene Zahl geretteter insolventer Unternehmen dar. So wurden laut Falkensteg im zweiten Quartal für 19 Unternehmen eine Lösung gefunden, zwei mehr als im Vorquartal. Einen neuen Eigentümer fanden die Handelskette SportScheck, der Elektrogerätehersteller Gigaset, die Eisenwerke Hasenclever oder die Deutsche Confiserie Group mit den Marken Hussel, Arko und Eilles.

Was die Fortführung insolventer Unternehmen erschwert: Durch den Anstieg des Zinsniveaus steht weniger Geld für die Rettung zur Verfügung. Zudem schrecken die wegen düsterer Wirtschaftsaussichten unsicheren Umsätze laut Falkensteg-Fachmann Eckhardt Investoren ab.