Immobilienpreise: Baden-Württembergs Pendler-Alternativen zum Besten von Stuttgart und Tübingen – WELT
Baden-Württemberg zählt zu den wirtschaftlich stärksten Bundesländern, viele wichtige Konzerne und Mittelständler haben hier ihren Sitz. Dass das Land hochattraktiv ist, spiegeln auch die Immobilienpreise wider. WELT stellt die diesbezüglich dynamischsten Städte und Regionen vor.
Wer die Bedeutung Baden-Württembergs für Deutschland einschätzen möchte, der muss nur auf die deutsche Fußballnationalmannschaft schauen. Im jüngst berufenen Kader hat mehr als die Hälfte der Spieler einen Bezug zum Ländle, entweder weil sie mal dort gespielt haben oder dort geboren und aufgewachsen sind.
Etwas relevanter als der Beitrag zum Sport ist der zur deutschen Wirtschaft. Rund 15 Prozent des BIPs werden in Baden-Württemberg erwirtschaftet, viele Weltmarktführer kommen dort her, der deutsche Mittelstand ist dort zu Hause.
All das macht das Land im Süden Deutschlands hochattraktiv, die Immobilienpreise spiegeln das wider. Nach einer Delle in den Jahren 2022 und 2023 ziehen sie aktuell wieder an. Welche Städte haben aktuell die dynamischste Preisentwicklung? Und warum? Ein Überblick.
Mannheim
Um 8,4 Prozent legten Wohnungspreise in den vergangenen zwölf Monaten laut Immobilienportal Immowelt (gehört wie WELT zu Axel Springer) in der zweitgrößten Stadt des Landes zu. Das ist nicht nur Spitzenwert in Baden-Württemberg, sondern auch unter den 200 größten Städten Deutschlands.
Völlig überraschend ist das nicht. Schließlich sitzen in Mannheim und Umgebung reichlich große Unternehmen, vor allem aus dem Maschinenbau und der Chemieindustrie, unter anderem Mercedes-Benz, ABB, Lanxess und Roche haben Standorte dort. Wer über den Rhein fährt, ist in der Schwesterstadt Ludwigshafen am Rhein, dem Hauptsitz von BASF.
Bei großer Nachfrage mangelt es Mannheim aber an Wohnraum, vor allem im mittleren und niedrigen Preissegment. Bürgerinitiativen kritisieren diese Entwicklung seit Jahren. Einige Neubauprojekte versprechen zumindest in der Theorie, den Preisdruck zu senken. So sollen unter anderem auf dem Gelände der früheren „Turley Barracks“ der US-Armee mehrere hundert Wohnungen entstehen. Ob das reichen wird, bleibt fraglich.
Karlsruhe
Mangelnde Neubautätigkeit ist auch einer der Haupttreiber für den Preisanstieg in Karlsruhe. Als Universitätsstadt ist Karlsruhe für Studenten attraktiv, dazu kommen Unternehmen wie der Energieversorger EnBW und die Drogeriehandelskette DM sowie wichtige öffentliche Einrichtungen wie das Bundesverfassungsgericht und der Bundesgerichtshof.
Viele der ansässigen Unternehmen erweiterten in den vergangenen Jahren ihre Standorte sogar noch. Eine wichtige Rolle spielt auch das Zusammenspiel des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und des Technologieparks Karlsruhe (TPK). Viele aus dem KIT hervorgegangene Start-ups siedeln sich gerne im TPK an und locken weitere neue Arbeitskräfte, oft in hoch bezahlte Jobs.
Das Stadtgebiet Karlsruhe ist allerdings weitestgehend voll. Neubauprojekte wie das Upper-East-Quartier entlasten nur kurzzeitig den Markt. Die Wohnungspreise sind im vergangenen Jahr um 5,4 Prozent gestiegen, Hauspreise sogar um sechs Prozent.
Ärgerlich für aktuelle und zukünftige Karlsruher: Einige große Projekte stocken. Auf einem ehemaligen Gelände der US-Armee in der Karlsruher Nordstadt sollten zum Beispiel eigentlich mehrere tausend Wohnungen entstehen, seit Jahren passiert aber nicht viel. Der aktuelle Projektträger spricht immerhin von einer „Realisierung“ in den nächsten Jahren.
Zollernalbkreis und Kreis Tuttlingen
Die dynamischste Region abseits der Großstädte in Baden-Württemberg findet sich zwischen Stuttgart und Tübingen. Dort liegen der Zollernalbkreis und der Kreis Tuttlingen, in denen die Wohnungspreise im vergangenen Jahr um 4,3 beziehungsweise 4,1 Prozent anstiegen.
Attraktiv macht diese Region die Lage zwischen den beiden Zentren. Trotzdem sind Immobilien hier immer noch relativ billig zu haben. Aktuell kostet eine Wohnung im Zollernalbkreis laut Immowelt 2431 Euro pro Quadratmeter, in Tuttlingen 2671 Euro pro Quadratmeter. Zum Vergleich: In Stuttgart kostet eine solche im Schnitt 4681 Euro auf den Quadratmeter, in Tübingen 4055 Euro.
Wer also aktuell in Tübingen oder Stuttgart nach einer Wohnung sucht, schielt vielleicht auf diese Landkreise. Der Anstieg im vergangenen Jahr dürfte also vor allem auf Nachholeffekte zurückzuführen sein und auf den Pendlerzuzug.
Darauf deuten auch die Preisunterschiede innerhalb der Kreise hin. Im Zollernalbkreis sind die Preise zum Beispiel in Balingen und Hechingen höher, beides Orte, die an die Bundesstraße 27 angebunden sind und deswegen kurze Wege nach Stuttgart und Tübingen versprechen.
Source: welt.de