Im Kaunertal wartet hinauf Skifahrer großes Kino

Wer im Februar im Tiroler Kaunertal über die Pisten gleitet, der hat die Chance, Film-Action ganz nah zu erleben. Denn dann werden hier die Winterfolgen für die neue Staffel der Serie „Die Bergretter“ gedreht. Ansonsten erwartet Wintersportler im Gletscherskigebiet alpine Stille.

Es ist die schönste Sackgasse der Ostalpen: Über spektakuläre Kurven windet sich die Passstraße am Ende des Kaunertals in die Höhe. Sie führt vorbei am magisch blau-grün leuchtenden Gepatsch-Stausee bis auf 2700 Meter.

Von dort geht es nur noch per Kabinenbahn und Sessellift weiter in die Höhe. Rundherum ragen weiß verschneite 3000er-Gipfel in die Höhe, dazwischen schiebt sich das eisige Blau des Weißenseeferners, der zusammen mit Gepatsch- und Kesselwandferner das größte zusammenhängende Gletschergebiet der Ostalpen bildet.

Die Gipfelkönigin des Tals ist die 3518 Meter hohe Weißseespitze. Sie thront über allem. Es sind grandiose Landschaften, die man im Kaunertal zu Gesicht bekommt. Kein Wunder, dass dort seit Jahren die Winterfolgen der ZDF-Serie „Die Bergretter“ gedreht werden. „Die etwa 25-köpfige Filmcrew ist meistens von Ende Januar bis Anfang März im Tal. Die Hauptdarsteller haben sogar eigene Wohnungen hier“, sagt Dietmar Walser, Geschäftsführer beim Tourismus Verband Tiroler Oberland.

Wenn die Schauspieler Sebastian Ströbel, alias Bergretter-Chef Markus Kofler, und Luise Bähr als Notärztin Katharina Strasser mit dem Rest der Crew anreisen, läuft am Kaunertaler Gletscher großes Ski-Kino, denn meist ist dann der Helikopter im Einsatz, und Sebastian Ströbel seilt sich schon mal aus schwindelerregender Höhe ab, um im ewigen Eis einen Film-Verunglückten zu retten. Währenddessen läuft der Liftbetrieb in aller Regel weiter, und die Skifahrer sind hautnah an der Action dran.

Echte Bergretter begleiten die Dreharbeiten

Damit bei den Dreharbeiten alles glattläuft, sind auch echte Bergretter mit am Start. Die Kaunertaler Berg- und Skiführer müssen vor Drehbeginn die Locations am Hang präparieren und Schnee wegschaufeln, damit das Kamerateam sicher steht und nicht selbst Bergretter braucht.

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„Wir machen auch Stunts und doubeln manchen Schauspieler“, sagt Bergführer Simon Moest, der im Kaunertal aufgewachsen ist und im Gletscherskigebiet jeden Winkel kennt. „Es sind immer aufregende sechs Wochen, wenn die Filmcrew da ist. Aber mein schönster Moment ist der, wenn sie alle wieder weg sind. Denn dann kehrt die Ruhe ins Tal zurück“, sagt er lachend.

Die 640 Kaunertaler lieben ihre Berge und die wildromantische Idylle im Gletscherskigebiet. Den Besucher erwartet im Gegensatz zum großen Skizirkus in den Tiroler Nachbartälern wie dem Paznaun-, Inn-, Pitz- und Ötztal alpine Stille. Wummernde Beats an den Skibars oder Anstehen an Gondel oder Lift? Fehlanzeige.

Auch Freerider werden am Kaunertaler Gletscher glücklich

Von der Ochsenalm auf 2150 Metern schwebt man auf drei 3000er-Gipfel, die eine famose Weitsicht auf die Südtiroler und Schweizer Bergwelt bis zum Piz Bernina bieten. Oben angekommen liegt Wintersportlern ein kleines, aber feines Skigebiet mit 55 gut präparierten Pistenkilometern und 36 Kilometern Variantenabfahrten zu Füßen.

Wunderbar breite blaue und rote Gletscherbahnen führen zurück zur Ochsenalm, und wer sich eine der steilsten Abfahrten Europas zutraut, nimmt am 3113 Meter hohen Falginjoch die „Black Ibex“. Bei 87,85 Prozent Gefälle läuft die Oberschenkelmuskulatur am Limit und im Gletscherrestaurant braucht man anschließend eher einen eisgekühlten Drink als etwas Warmes.

Dagegen ist die „schwarze 19“ vom 3108 Meter hohen Karlesjoch für alle guten Fahrer machbar und obendrein variantenreich. Sie führt durch einen Tunnel und über eine Brücke. Freerider sind am Kaunertaler Gletscher ebenfalls im Glück: Insgesamt sieben Routen und 36 Kilometer Pulverschnee-Hänge mit unverspurten Abfahrten locken.

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Wer die ganz große Bergkulisse mit 4000 Höhenmetern an Powder-Runs haben will, der bucht einen Bergführer für eine Safari. Oder er macht es wie Bergführer Simon Moest, stürzt sich am Karlesjoch in die Tiefe und carvt durch Pulverschnee bis ins Dorf Melag im Südtiroler Vinschgau. Ganz großes Ski-Kino eben. Zurück geht es bequem per Shuttle-Bus.

Tipps und Informationen:

TV-Tipp: Staffel 17 der Serie „Die Bergretter“ wird voraussichtlich Ende 2025 im ZDF-Programm zu sehen sein. Staffel 16 (Ausstrahlung Ende 2024) ist in der ZDF-Mediathek verfügbar. Außerdem stehen die Folgen zu den Staffel 1-13 zur Verfügung unter: zdf.de/serien/die-bergretter

Anreise: Per Bahn aus Deutschland, Schweiz, Italien und Österreich nach Tirol: mehrere Direktverbindungen täglich und zahlreiche Umsteigeverbindungen. Zielbahnhof ist Landeck-Zams. Von dort geht es per Postbus oder Taxi ins Kaunertal, nach Kauns, Kaunerberg, Fendels oder Feichten am Talende. Mit der kostenlosen Winter-Tal-Card, die bis zum 30. April 2025 gültig ist, gibt es viele Ermäßigungen wie kostenloses Busfahren im Tal und ins Skigebiet. Weitere Informationen: bahn.de.

Per Flugzeug: Der Flughafen Innsbruck ist 100 km von der Ferienregion Kaunertal entfernt. Weitere Flughäfen sind in Memmingen (160 km entfernt) und in München (240 km entfernt). Vom Flughafen in Zürich sind es 235 km bis ins Kaunertal.

Per Auto: Viele Unterkünfte haben E-Ladestationen. Es gibt aber auch zwei öffentliche Ladestationen im Tal. In Österreich muss eine Autobahngebühr entrichtet werden. Wer ohne gültige Vignette unterwegs ist, zahlt 120 Euro Strafe. Die Vignetten sind an Kiosken und Tankstellen erhältlich oder digital (asfinag.at). Eine Zehn-Tages-Vignette kostet 12,40 Euro. Die Vignettenpflicht gilt ebenfalls im Landecker Tunnel (Umfahrung über die Piller Höhe/Gachenblick möglich).

Das Skigebiet: Das Skigebiet Kaunertaler Gletscher ist von Oktober bis Mai geöffnet. Wer das Skiticket online kauft, spart bis zu 30 Prozent. Je früher man bucht, desto günstiger wird es. Kostenlose Kinder-Skikurse gibt es für Familien, die mindestens fünf Tage in der Region übernachten vom 16. bis 19. März 2025 in Fendels und vom 23. bis 26. März 2025 am Gletscher für Kinder von drei bis sechs Jahren. Das Familienskigebiet Fendels am Taleingang bei Landeck hat 15 Pistenkilometer, eine Skischule und eine 4,5 km lange Rodelbahn. Der Bergführer-/Freeride-Guide-Tagessatz beträgt ca. 500 Euro.

Unterkunft: Vier-Sterne-Hotel „Weißseespitze“ im Dorf Platz mit neuen Panoramasuiten und großem Wellness-Bereich inkl. beheiztem In- und Außenpool. Das Hotel ist barrierefrei. Eine Übernachtung mit ¾-Verwöhnpenison ab ca. 138 Euro pro Person (weisseespitze.com). Vier-Sterne-Hotel „Feichtnerhof“ im Hauptort Feichten mit 44 renovierten Zimmern und Wellness-Bereich mit Saunen. Gleich hinter dem Hotel ist der Dorflift. Eine Übernachtung Doppelzimmer/Frühstück ab ca. 210 Euro (feichtnerhof.at). „Hotel Lärchenhof“ in Feichten mit kleinem, älterem Wellness-Bereich inkl. Innenpool und Saunen. Eine Übernachtung im Doppelzimmer inkl. Frühstück ab ca. 160 Euro. kaunertal-ferien.com. Das „Gepatschhaus“ im hinteren Kaunertal auf 1928 Metern Seehöhe ist die älteste Alpenvereinshütte Österreichs, wurde umfassend renoviert und eröffnet am 14. Juni 2025. Übernachtung im Zwei-Bettzimmer 42 Euro, Halbpension mit Marschbrot und Tee 43 Euro (gepatschhaus.at).

Aktivitäten: Sport und Genuss bietet das Quellalpin in Feichten mit Hallenbad und Kinderbecken, großem Sauna-Bereich, gutem Restaurant, Kletterhalle, Kegelbahn, Fitness-Studio und Eislaufbahn. Im Untergeschoss ist eine sehenswerte Ausstellung über den Kaunertaler Gletscher und die Auswirkungen durch die Klimaveränderung (quellalpin.at). Schlitten fahren in Feichten: Auf der beleuchteten Naturrodelbahn Ögg rodelt man auch am Abend bis 22 Uhr. Ferner gibt es ein großes Loipennetz und Winterwanderwege.

Termine: Women’s Freeride Camp am Gletscher vom 7. bis 9. März und gemischtes Freeride Camp 12. bis 14. März. Internationale Bergführer-Meisterschaften vom 25. bis 27. April. Eisbaden am Gletscher findet am 10., 17. und 18. Mai 2025 statt.

Weitere Auskünfte: kaunertal.com

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt vom Tourismus Verband Tiroler Obertal. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter go2.as/unabhaengigkeit.

Source: welt.de