Holocaust und Eichmann-Prozess: Hannah Arendt zeigt die „Banalität des Bösen“

Als vor 80 Jahren das Vernichtungslager Auschwitz befreit ist, wird die Shoa offenbar. Der Eichmann-Prozess in Jerusalem und Hannah Arendts Buch darüber sind Versuche, ein Geschehene zu begreifen, das nicht zu begreifen ist


Als „Gespenst in der Glaskiste“ bezeichnete Hannah Arendt (hier 1949) Adolf Eichmann vor Gericht in Jerusalem zwischen 11. April und 15. Dezember 1961 – das Bild zeigt die Verhandlung am 22. Juni 1961

Foto: GPO/Getty Images (l.); Fred Stein Archives/Archive Photos/Getty Images (r.)



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Ludwig van Beethoven komponierte zum Amüsement Bonner Adliger und ihrer Schranzen eine Orchestermusik. Ihr 2. Satz ist betitelt „Deutscher Gesang“. Und „in altdeutscher Tracht“ zu erscheinen waren die Bonner Party-Gäste gebeten. Zwei Jahrhunderte später wird die Musik zum Intro einer Sendereihe im, natürlich, deutschen Fernsehen. Günter Gaus’ Gespräche Zur Person beginnen so, erlesen deutsch. Ein Schelm, wer den subversiven Unterton auch hört.

Zum Interview, das im Oktober 1964 ausgestrahlt wird, dem 17., hat der Journalist erstmals eine Frau eingeladen. Hannah Arendt. Schonungslos und zugleich aus tiefem Herzen spricht die jüdische Intellektuelle von den Abgründen, die sie durchschritt. 1933 aus Deutschland geflohen