Hintergrund: Der Kampf um die Swing States

Die US-Präsidentschaftswahl zwischen Kamala Harris und Donald Trump wird voraussichtlich in den Swing States entschieden. So ist die Lage in den sieben Bundesstaaten


Wählt!

Foto: Michael Bihlmayer/Chromeorange/picture alliance


Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris und der Republikaner Donald Trump liegen in Umfragen eng beieinander. Umso wichtiger ist jede Stimme in den sieben Swing States. Entsprechend intensiv haben die beiden dort um die Wähler geworben.

Der Grund dafür liegt im komplexen Wahlsystem der USA. Die Wahl entscheiden 538 Wahlleute, die proportional zur Bevölkerungsgröße der Bundesstaaten entsandt werden. In fast allen Staaten gilt, wer die meisten Stimmen bekommt, erhält alle Wahlleute.

Mittleren Westen und „Sun Belt“

Viele Staaten haben klare Präferenzen, so ist etwa Kalifornien ist eine Hochburg der Demokraten, Texas eine der Republikaner. Der Fokus liegt deshalb auf den Swing States im Mittleren Westen und dem sogenannten Sun Belt, wo keine klaren Verhältnisse herrschen.

Der Mittlere Westen umfasst eine Region im Norden der USA mit industriell geprägten Staaten wie Wisconsin, Michigan und Pennsylvania. Der Sun Belt mit Georgia, North Carolina, Arizona und Nevada zieht sich vor allem durch den Süden der USA und ist bekannt für sein warmes Klima sowie schnelles Bevölkerungswachstum.

Pennsylvania (19 Wahlleute)

Der von einer starken Mittelschicht geprägte Bundesstaat gilt als unverzichtbar für beide Kandidaten. Mit seinen vielen Wahlleuten ist ein Sieg ohne Pennsylvania kaum vorstellbar. Neben Themen wie hohen Lebenshaltungskosten und der umstrittenen Erdgas-Gewinnung durch Fracking sorgte zuletzt ein rassistischer Witz bei einer Trump-Veranstaltung für Empörung in der großen puerto-ricanischen Gemeinschaft.

Georgia (16 Wahlleute)

Zuwanderung aus anderen Bundesstaaten beeinflusst das politische Kräfteverhältnis in Georgia. Nach jahrzehntelangen Siegen der Republikaner konnte Joe Biden 2020 dort für die Demokraten gewinnen – vor allem dank einer starken Mobilisierung schwarzer Wähler, die rund ein Drittel der Wählerschaft ausmachen. Harris kämpft insbesondere um jüngere schwarze Männer, die sich zuletzt vermehrt Trump zuwandten.

North Carolina (16 Wahlleute)

Trotz konservativer Tradition hofft Harris in North Carolina auf einen Überraschungserfolg, nicht zuletzt wegen vieler Zugezogener. Dass die Republikaner mit Mark Robinson einen extremen Gouverneurskandidaten aufgestellt haben, der unter anderem den Holocaust leugnet und Abtreibung verbieten will, könnte der Demokratin in die Karten spielen. Gleichzeitig leidet North Carolina noch immer unter den Folgen von Hurrikan „Helene“. Trump nutzte die Katastrophe, um Biden und Harris schlechtes Krisenmanagement vorzuwerfen – begleitet von Falschinformationen.

Michigan (15 Wahlleute)

Michigans demokratische Gouverneurin Gretchen Whitmer ist beliebt, doch das Wahlergebnis bleibt ungewiss. In diesem Industriestaat leben viele arabischstämmige Amerikaner, weshalb Bidens Nahost-Politik zum Stolperstein werden könnte, da Harris als Vizepräsidentin in der Kritik.

Arizona (11 Wahlleute)

Arizona an der US-Südgrenze spielt sowohl bei der Präsidentschaft als auch bei den Mehrheitsverhältnissen im Senat eine Schlüsselrolle. Migration ist hier wegen der Nähe zu Mexiko ein dominierendes Thema. Der progressive Demokrat Ruben Gallego tritt bei der Senatoren-Wahl in Arizona gegen Trump-Freundin Kari Lake an. Ein Volksentscheid zur Abtreibung könnte zudem zusätzliche Stimmen für die Demokraten mobilisieren.

Wisconsin (10 Wahlleute)

Wisconsin ist hart umkämpft: 2016 gewann Trump hier knapp gegen Hillary Clinton, 2020 lag Biden nur hauchdünn vor ihm. Drittkandidaten könnten hier das Zünglein an der Waage sein, wenn sie Harris oder Trump entscheidende Stimmen abnehmen.

Nevada (6 Wahlleute)

Trotz weniger Wahlleute könnte Nevada entscheidend sein. Der „Silberstaat“ kämpft mit den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie: Die Arbeitslosigkeit ist hoch, und die Erholung verlief schleppend. Drei Viertel der Bevölkerung leben im Großraum der Glücksspielmetropole Las Vegas.

Die Wählerinnen und Wähler in den USA entscheiden am 5. November über das künftige Staatsoberhaupt.