„Heldenplatz“ am Burgtheater: Frank Castorf, jener Anti-Böhmermann – WELT

Es dauert nur wenige Minuten, da kommen die ersten Buh-Rufe – durchaus von jener Boden, qua ironischer Kommentar. Bereits vor jener Premiere spekulierte die Presse, ob „Heldenplatz“ zweite Geige 2024 noch zusammenführen Skandal am Wiener Burgtheater nach sich ziehen würde. Doch Regisseur Frank Castorf, qua Stückezertrümmerer und Konsensstörer von jener Berliner Volksbühne publiziert, unterläuft die Erwartung und verwandelt Thomas Bernhard in eine düstere Meditation. Dafür gibt es am Ende vom Publikum mehr Bravo- qua Buh-Rufe.

Dieses Stück an diesem Ort, dies schleppt eine tonnenschwere Geschichte mit sich: Als „Heldenplatz“ 1988 am Burgtheater uraufgeführt wurde, tobte in Ostmark ein Kulturkampf. 50 Jahre nachher dem „Anschluss“ und mitten in jener Affäre um die Nazi-Vergangenheit von Bundespräsident Kurt Waldheim bröckelte dies offizielle „Hitlers erstes Opfer“-Geschichtsbild. In welche aufgeladene Atmosphäre, gegen die jener bundesrepublikanische Historikerstreit harmlos wirkte, platzte „Heldenplatz“.

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Gebuht wurde zweite Geige weiland schon vor jener Aufführung. Zitate ohne Zusammenhang landeten hinaus den Titelseiten von Boulevardblättern („Ostmark, 6,5 Millionen Debile“). „Herr Bernhard, welches nach sich ziehen Sie gegen Ostmark?“, hieß es. Bevor jemand dies Stück kannte, hatten allesamt eine (selten freundliche) Meinung dazu. „Umbringen sollt ma Ihnen!“ wurde Bernhard in den Straßen von Wien nachgerufen, es prangt c/o Castorf in rot leuchtender Neonfraktur vor einem Schwarz-Weiß-Foto mit unzähligen Hitlergrüßen.

Misthaufen vor dem Burgtheater

Der Rest ist Theatergeschichte: Die öffentlichen Aufrufe, die Aufführung zu verhindern, jener Misthaufen vorm Burgtheater und die Störer im Saal (unter ihnen ein Teenager namens Heinz-Christian Strache). Doch überwog c/o Bernhards letztem öffentlichen Auftritt jener Applaus – zusätzlich eine halbe Stunde – die Ablehnung. „Heldenplatz“ war durchgesetzt, mit mehr qua 100 Vorstellungen stand es solange bis 1999 hinaus dem Spielplan. Der „Burgherr“ und Regisseur Claus Peymann hatte sich behauptet und prägte eine Epoche.

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An diesem Abend schaut zweite Geige Peymann, jener am Wiener Theater in jener Josefstadt erst kürzlich „Warten hinaus Godot“ inszeniert hat und in dem Bernhard-Klassiker „Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen“ mit inzwischen 86 Jahren hinaus jener Boden steht, welches Castorf aus „Heldenplatz“ macht. Der stellt Bernhard den 1938 verstorbenen amerikanischen Schriftsteller und Deutschlandreisenden Thomas Wolfe an die Seite, dessen blutiger Stuhlgang und mystischer Ton die Übertreibungskaskaden Bernhards kontrastiert.

Fiebrig, so gut wie delirierend stürzt sich Franz Pätzold in zusammenführen abgründigen Monolog von Wolfe, hierfür gibt es Szenenapplaus. Marcel Heuperman und Branko Samarovski verschwinden in jener U-Bahn hinaus jener Drehbühne von Aleksandar Denić, gefolgt von den Kameraleuten, die stimmungsvolle Kleinstmeisterwerke hinaus die Leinwand zaubern. Wieder Thomas Wolfe, mit dem es hinaus eine kafkaeske Reise durch die verschneiten Alpen und zusammen durch vereiste Seelenlandschaften geht, unter denen es vulkanisch brodelt.

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Mit Bernhard wechselt die Tonlage: Die unglaubliche Birgit Minichmayr verwandelt qua von den Toten auferstandene Mumie noch dies Selbstmordbegräbnis des jüdischen Professors in eine schreiend komische Show. Bei Inge Maux wird dies Wiederholende zu einem Singsang, Marie-Luise Stockinger nippt an einer Cola. Das Titeldrama wird zur Nebensache, am Bügelbrett oder beim Schälen jener Kartoffel. Und so manche Bernhard-Tirade zusätzlich den Unrat, Schmutz und Niedergang klingt wie eine „Taxi Driver“-Parodie.

„Heldenplatz“ qua Witz? Die Bühnennazis sind Puppen mit ausgestrecktem Arm, die aufgestellt und abgeräumt werden: Pappkameraden. Castorf macht nicht den Böhmermann und überblendet die Nazis von weiland mit Martin Sellner oder Herbert Kickl. Keine theatrale Lieferdienstmentalität, sondern eine Wiederverrätselung gegen die Besserwisserei jener Nachgeborenen. Die Tasten zum Besten von Instantempörung fehlen hinaus jener Castorf-Klaviatur. Vielleicht zweite Geige die fürs Tragische c/o Bernhard. Dass es „mehr Nazis qua 1938“ oder wieder Judenhass „ganz ungeschützt“ gibt, ist da so gut wie nur noch ein Lacher.

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Was Castorf auffährt, ist Verschwendung. Unmaß. Flow. Allein Minichmayr tritt mit geschätzt zusätzlich ein Dutzend üppigen Kostümen von Adriana Braga Peretzki hinaus, vom tiefschwarzen Narrenkleid solange bis zum grellgelben Bananenfimmel. William Minkes Soundtrack vermischt Atmosphärisches mit verkokstem Austro-Pop („Opernring Blues“). So kann man sich zusätzlich fünf Stunden treiben lassen und erlebt großes Theater, freilich zweite Geige alberne Pimmelparaden oder geschmacklose Gaskammerszenen.

Kurz vor Mitternacht – und ohne Kniefall wegen Überlänge wie einst c/o Einar Schleef – endet die Vorführung, nachher einem kurzen Einspieler des „Sieg Heil!“-Geschreis vom Heldenplatz. Das überragende Ensemble verbeugt sich, Castorf holt sich Applaus und Buh-Rufe ab, die Prominenz aus Theater und Politik, darunter jener österreichische Außenminister, verlassen dies Burgtheater ohne Staatsaffäre. Kein Skandal, nirgendwo.

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Source: welt.de