Heinrich von Kleist: Ein Sensationsfund
Damit hatte wohl niemand gerechnet. Es sind, mehr als 200 Jahre nach seinem Tod, fünf Briefe von Heinrich von Kleist (1777 bis 1811) aufgetaucht, einem der berühmtesten, rätselhaftesten und faszinierendsten Schriftsteller deutscher Sprache überhaupt. Sie werden an diesem Donnerstag, am 19. September, an der Freien Universität Berlin erstmals der Öffentlichkeit präsentiert, es ist ein literaturhistorisches Großereignis. Nicht nur, weil seit mehr als hundert Jahren kein derart umfangreicher Kleistfund gemacht worden ist, sondern weil wir den preußischen Schriftsteller als unmittelbaren Beobachter und Darsteller einer Schlachtszene der Napoleonischen Kriege erleben dürfen, als Agenten mit politischer Mission, als einen Autor, der alles auf den Widerstand gegen Frankreich setzt und sich, als die Hoffnungen verfliegen, an einem Tiefpunkt seines Lebens befindet, von dem er sich nicht mehr erholen sollte. Passagenweise sind die Briefe hochliterarisch. Sie sind in der Bibliothek des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum in Innsbruck gefunden worden und stammen aus den Jahren 1809 und 1810. Nur wenige Monate später wird sich Kleist mit einer Freundin, der krebskranken Henriette Vogel, am Kleinen Wannsee umbringen: Er schoss ihr im November 1811 ins Herz und sich in den Kopf.