Handelszentrum: Dax fällt aufwärts tiefsten Stand seitdem Mitte Januar, Ölpreise sacken ab
Der verschärfte Handelskonflikt zwischen den USA und China hat den Kursrutsch im Dax beschleunigt. Mit einem Minus von mehr als 1.000 Punkten oder gut fünf Prozent fiel er auf ein Tagestief von 20.590 Punkten. Zwischenzeitlich verlor er bis zu 5,2 Prozent. Damit weitete der deutsche Leitindex sein Wochenminus auf rund acht Prozent aus. Der Dax lag etwa auf dem tiefsten Stand seit Mitte Januar.
China hatte auf die US-Zollflut vom Vortag mit Gegenzöllen auf US-Importe reagiert. Sie sollen bei 34 Prozent liegen, nachdem die USA in zwei Schritten Abgaben von mehr als 50 Prozent auf Waren aus der Volksrepublik verhängt hatten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gab zuletzt um rund viereinhalb Prozent nach.
Besonders stark traf der Einbruch an der Börse den Bankensektor. Der europäische Branchenindex rutschte zeitweise um bis zu 10,5 Prozent ab und ist auf dem Weg zu seinem schlechtesten Tag seit März 2020. Die Aktien der Deutschen Bank verloren im Dax bis zu 12,1 Prozent. Damit steuern sie auf ihren größten Tagesverlust seit Juni 2022 zu. Die britische Bankenbranche verlor fast fünf Prozent. Der japanische Branchenindex gab zeitweise 11,6 Prozent nach.
Auch in anderen europäischen Ländern sackten die Börsen ab: In Paris
und London sanken die Kurse um über vier Prozent. In Mailand und Madrid
wurden seit Handelsbeginn sogar Kursstürze um 7,74 und 6,29 Prozent
verzeichnet.
An den US-Börsen dürfte sich der Kurssturz nach der
Öffnung der Börse ebenfalls fortsetzen. „Die Wahrscheinlichkeit, dass
US-Aktien in einen Bärenmarkt geraten, steigt“, sagen die Strategen von
UBS Global Research. Von einem Bärenmarkt spricht man, wenn die Kurse
über einen längeren Zeitraum sinken. Der Vix-Volatilitätsindex, der als
Angstmesser der Wall Street gilt, kletterte auf ein Sieben-Monats-Hoch
und stand zuletzt bei 45,33 Punkten.
Zoll-Ankündigungen drücken Rohstoffpreise deutlich
Ähnlich reagierten die Preise von Öl und Kupfer. Sie rutschen weiter steil nach unten. Die Preise für Rohöl aus der Nordsee und US-Rohöl fielen auf den tiefsten Stand seit 2021. Nordseeöl Brent steht 8,5 Prozent im Minus bei 64,21 Dollar je Fass. Der Preis für US-Öl WTI stürzte um über neun Prozent auf 60,84 Dollar je Fass ab. Auf Wochensicht verloren die Preise damit jeweils mehr als zwölf Prozent. Die Anleger erwarteten eine niedrigere Ölnachfrage infolge der US-Zölle.
Auch beim Industriemetall Kupfer schlugen Konjunktursorgen zu Buche. Der Preis fiel um bis zu 2,7 Prozent auf 9115 Dollar je Tonne. Die Aussicht auf einen globalen Handelskrieg und ein schwächeres Wirtschaftswachstum dürften den Abwärtsdruck auf den Rohstoffmärkten erst einmal aufrechterhalten“, prognostizierten die Analysten der ANZ-Bank.
Staatsanleihen werden bei Anlegern beliebter
Gleichzeitig ermuntern die Zollsorgen Anleger, Staatsanleihen zu kaufen. Die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihen und der US-Bonds mit derselben Laufzeit fallen im Gegenzug zu den steigenden Kursen auf 2,539 (Vergleich zum Vortag: 2,640) und 3,951 Prozent (Vergleich zum Vortag: 4,055 Prozent). Damit liegen sie auf dem tiefsten Stand seit Anfang März und Anfang Oktober.
Die Angst vor einem Abschwung der globalen Konjunktur nach der Einführung beispielloser US-Zölle erhöht Experten zufolge die Attraktivität von Anlagen, die als sicher gelten. „Zweifellos ist die Wahrscheinlichkeit einer Rezession gestiegen“, sagt Robert Tipp, Chefstratege beim Vermögensverwalter PGIM Fixed Income. Starke Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und
weitere Kursverluste seien jederzeit vorstellbar, sollten die
Zölle in Kraft treten und lange bestehen bleiben, warnte Thomas
Altmann von QC Partners.