Handelspolitik: EU-Kommission bedauert neue Zölle, Kanada kündigt rasche Reaktion an
In Europa und Kanada haben Politiker irritiert bis verärgert auf die neuen US-Einfuhrzölle auf Autos reagiert. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen schrieb auf X: „Ich bedaure zutiefst die US-Entscheidung, Zölle gegen europäische Auto-Importe zu verhängen.“ Die Zölle seien schlecht für Unternehmen und noch schlechter für die Verbraucher, schrieb sie. Die EU werde sich um Verhandlungslösungen bemühen. „Als große Handelsmacht und starke Gemeinschaft“, werde man in der EU aber gemeinsam Arbeitnehmer, Unternehmen und Verbraucher schützen.
Auch in Deutschland forderten Politiker eine Reaktion auf EU-Ebene. Eine Antwort könne nur europäisch sein, sagte CDU-Außenpolitiker Armin Laschet dem ZDF. Die Antwort müsse aber „mit voller Wucht“ kommen. Zugleich müsse die EU Gespräche anbieten. Geschlossenheit sei wichtig, sagte auch der CDU-Politiker Norbert Röttgen. „Ich erwarte gezielte und maßvolle Gegensanktionen, die demonstrieren, dass wir auch Instrumente haben, aber nicht eskalieren“, sagte Röttgen.
„So große Schmerzen wie möglich“ für amerikanische Bürger
Beim US-Nachbarn Kanada fiel die Antwort auf die neuen US-Zölle weniger diplomatisch aus. Trumps Vorgehen sei ein „direkter Angriff“ auf den man bald reagieren werde, sagte Kanadas neuer Premierminister Mark Carney und schloss Gegenzölle nicht aus. Eine entsprechende Entscheidung könnte schon bei einer Kabinettssitzung am Donnerstag fallen. „Es wird bald passieren“, kündigte Carney an. Außerdem sagte er, es sei angebracht, bald mit Trump zu sprechen. Seit Carneys Amtsübernahme vor knapp zwei Wochen gab es noch keinen direkten Kontakt zwischen ihm und dem US-Präsidenten.
Offen konfrontativ gab sich der Gouverneur der kanadischen Provinz Ontario, Doug Ford. Man werde alles tun, um dem amerikanischen Volk „so große Schmerzen wie möglich“ zuzufügen, ohne den Kanadiern zu schaden, sagte Ford. Er ziehe es vor, zu kämpfen, anstatt klein beizugeben. Das Verhältnis zwischen Kanada und den USA ist bereits stark angespannt, weil Trump in den vergangenen Monaten immer wieder gefordert hatte, Kanada müsse den USA als 51ster Bundesstaat beitreten. Eine Mehrheit der Kanadier lehnt das ab.
Vorerst geringe Folgen für deutsche Autobauer
Die Automobilindustrien Kanadas wie auch der EU sind eng mit den USA verwoben. Auf Deutschland dürften sich die Auswirkungen der neuen Zölle vorerst jedoch in Grenzen halten. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW), der dem Handelsblatt vorliegt. Demnach würde das reale Bruttoinlandsprodukt kurzfristig um 0,18 Prozent niedriger ausfallen. Grund dafür sei, dass die Hersteller Autos in der Regel in der Nähe des Marktes bauen, auf dem sie verkauft würden, sagte der IfW-Ökonom Julian Hinz. Viele deutsche Automobilhersteller hätten in den vergangenen Jahren ihre Fertigungskapazitäten in den USA ausgebaut.
Dennoch kritisierte auch der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) die Zollankündigung. Die Aufschläge seien ein „fatales Signal für den freien und regelbasierten Handel“, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller der Bild-Zeitung. Die Abgaben stellten eine „erhebliche Belastung“ für Unternehmen dar, mit „negativen Folgen“ vor allem für Verbraucher und Verbraucherinnen. Der VDA fordert nach der Zollankündigung umgehende Verhandlungen zwischen den USA und der EU über ein bilaterales Abkommen.