Halbjahresbilanz: Frasers Group: Schwache Zahlen und Gewinnwarnung
Sports Direct wächst weiter. Doch das reicht nicht, um die Schwächen anderer Formate zu kompensieren.
Die britische Frasers Group bekommt das schwächere Konsumentenvertrauen vor und nach Bekanntgabe des britischen Staatshaushalts zu spüren. Die Frasers-Aktie geht auf Talfahrt. Doch daran sind nicht allein die Maßnahmen der Regierung schuld. An den Hugo Boss-Plänen hält Frasers fest.
Die britische Frasers Group, Mutterkonzern von Sports Direct, House of Fraser und der Luxus-Modekette Flannels, meldet für das erste Geschäftshalbjahr (27. Oktober) einen Umsatzrückgang um 8,3% auf 2,54 Mrd. Pfund (3,1 Mrd. Euro). Der Vorsteuergewinn ist um 33,2% auf 207,2 Mio. Pfund gesunken. Der Retailer erwartet nun für das Gesamtjahr einen bereinigten Vorsteuergewinn von 550 Mio. bis 600 Mio. Pfund. Das liegt leicht unter der früheren Prognose von 575 Mio. bis 625 Mio. Pfund.
Preiserhöhungen nicht ausgeschlossen
Dafür verantwortlich gemacht wird das schwache Verbrauchervertrauen rund um den Haushalt der neuen Labour-Regierung. Die Erhöhung der Arbeitgeberbeiträge und des Mindestlohns werde das Ergebnis mit wenigstens 50 Mio. Pfund belasten. CEO Michael Murray, Schwiegersohn von Frasers-Mehrheitsgesellschafter Mike Ashley, bezeichnet die Maßnahmen, die von Schatzkanzlerin Rachel Reeves Ende Oktober bekanntgegeben wurden, als „schädigend“. Die Gruppe versuche, die Auswirkungen auf Gewinn und Konsumenten abzumildern, Preiserhöhungen seien aber nicht ausgeschlossen.
Ausbau der globalen Präsenz
Frasers übernimmt den nächsten Händler
Frasers Group bleibt auf Expansionskurs. Die jüngste Akquisition steht in Einklang mit den Plänen des Handelskonzerns, seine Produktpalette und geografische Reichweite zu diversifizieren. Gleichzeitig soll die etablierte Marktpräsenz und lokale Expertise von Holdsport genutzt werden.
Die Frasers-Aktie notierte am Donnerstagmittag 9,18% niedriger bei 672,00 Pence. Das entspricht einem Börsenwert von 3,03 Mrd. Pfund. Das Papier des Unternehmens, das in den vergangenen Jahren durchweg besser als der Markt abgeschnitten hat, hat in den letzten fünf Jahren 117,17% an Wert gewonnen. Jetzt leidet es allerdings auch unter der Tatsache, dass Frasers aus dem FTSE 100 im Rahmen der vierteljährlichen Neugewichtung des am meisten beachteten Londoner Börsen-Indexes ausscheiden wird. Der FTSE Russell bestätigte, dass alle Änderungen am Montag, den 23. Dezember, in Kraft treten. Laut Londoner Börse sollen die unparteiliche, regelbasierte vierteljährliche Umstrukturierung sicherstellen, dass die Indizes ein genaues Abbild des Marktes darstellen, den sie repräsentieren.
„Eine weitere Periode des Fortschritts“
Konzern-Chef Murray sprach von einer „weiteren Periode des Fortschritts“, wobei die Elevation Strategy mit Trading up und Diversifizierung ihre Ziele erreiche und fortgeführt werde. „Wir haben Glück, dass wir ein starkes, gut investiertes Business sind, aber ich sehe, dass der Haushalt der Regierung sehr schädlich für den Sektor sein wird“, sagt Murray. „Jeder schaut sich alles an“, fügte er mit Hinweis auf verschiedenen Einsparungsmöglichkeiten hinzu. Im Berichtszeitraum konnten Kosteneinsparungen in Höhe von 74,7 Mio. Pfund und Synergievorteile durch die kürzlichen Investitionen in die Warehouse-Automatisierung erzielt werden. Die Bruttomarge im Einzelhandel verbesserte sich von 41,8% auf 42,2%, während die Bruttomarge der Gruppe von 43,0% auf 43,4% stieg. Das wird auf einen verbesserten Mix zurückgeführt, da der Anteil der Geschäfte mit niedrigeren Margen am Gesamtumsatz zurückging und der Anteil des margenstärkeren Sports Direct-Geschäfts anstieg.
„Mahmud Kamani muss gehen“
Boohoo: Machtkampf zwischen Frasers und Kamani eskaliert
Der erbitterte Streit zwischen der britischen Boohoo Group und dem Einzelhandelskonzern Frasers Group spitzt sich zu: Obwohl Boohoo-Mitbegründer und Executive Chairman Mahmud Kamani sich auf die Position des Executive Vice-Chairman zurückgezogen hat, fordert die Frasers Group seinen völligen Ausstieg aus der Unternehmensführung des Online-Modehändlers.
UK Sports Retail betreibt 782 Stores
Die Sparte UK Sports Retail trägt mit 1,37 Mrd. Pfund (-7,6%) den Löwenanteil zum Gruppenumsatz bei. Sie umfasst die Sports-Retail-Operationen der Gruppe in Großbritannien, sowie das Sports Retail-Online-Geschäft und andere Sports Retail- und Wholesale-Operationen. Das anhaltende Umsatzwachstum von Sports Direct wurde durch die geplanten Rückgänge bei Game UK, Studio Retail und Sport Master in Dänemark sowie durch einen schwierigeren Luxusmarkt mehr als aufgefressen. Die Anzahl der Stores ging von 807 auf 782 zurück, was vor allem auf den Austausch von eigenständigen Game Stores durch Game Concessions in größeren Sports Direct-Standorten zurückzuführen ist.
Auf die Sparte Sports Direct International Retail entfielen 611,4 Mio. Pfund (-5,3%) und hatte damit Anteil von 24,1% am Gruppenumsatz. Nach der Akquisition von Twinsport in den Niederlanden stieg die Anzahl der Stores von 583 auf 595. Die Twinsport-Übernahme ist inzwischen abgeschlossen. Zudem wurde in die australisch-neuseeländische Gruppe Accent sowie in den Retailer Hudson investiert, der in Malta und Nordafrika tätig ist und Nike vertreibt. Zu Beginn des zweiten Geschäftshalbjahres wurde zudem die Akquisition von Holdsport in Südafrika/Namibia bekannt gegeben. Frasers bleibt weiter auf der Suche nach internationalen Expansionsmöglichkeiten.
Gedämpftes Luxus-Business
Das Premium Lifestyle-Segment mit der Luxus-Modekette Flannels, Cruise, Van Mildert, Jack Wills, House of Fraser, Gieves and Hawkes und Sofa.com erzielte einen Umsatz von 472,7 Mio. Pfund (-14,1%) und trägt 18,6% zum Gruppenumsatz bei. Die langfristigen Ambitionen für das Luxus-Geschäft bleiben unverändert, werden aber kurz- bis mittelfristig wahrscheinlich durch die herausfordernden Marktkonditionen gedämpft sein, so Murray. Gerade wurden mit Flannels in Leeds und Frasers in Sheffield zwei weitere Flagship Stores eröffnet. In der Sparte ging die Zahl der Läden von 205 auf 167 zurück.
Nach Vorwürfen wegen Insiderhandel
Hugo Boss: Aufsichtsrat hält an Daniel Grieder fest
Der Aufsichtsrat des Modekonzerns Hugo Boss will weiter an seinem heftig kritisierten Vorstandsvorsitzenden Daniel Grieder festhalten.
Frasers will Sitz im Hugo Boss-Aufsichtsrat
Die akquisitionsfreudige Gruppe will mit ihren strategischen Investments Verbindungen und kommerzielle Partnerschaften mit relevanten Retailern und Brands entwickeln. Dazu gehören Beteilungen an Mulberry (37,3%), CCL.ASA (32,5%), Boohoo Group (26,2%, AO World (24,0%), Asos (21,1%), N Brown Group (20,3%), Hugo Boss (15,2%), Accent Group (14,6%) und Hornby (9,1%). Wie Frasers mitteilt, hält die Gruppe an ihrem Vorhaben fest, einen Sitz im Aufsichtsrat von Hugo Boss zu bekommen.