Hajat Tahrir al-Scham: Syrische Regierung verliert laut Beobachtern die Kontrolle übrig Aleppo

In Syrien hat die Dschihadistengruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) nach Anagben von Aktivisten die vollständige Kontrolle über Aleppo erlangt. „Erstmals seit Beginn des Konflikts im Jahr 2012 ist die Stadt Aleppo nicht mehr unter der Kontrolle der syrischen Regimekräfte“, sagte der Chef der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman. Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle (OSDH) verfügt über ein Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.

Aleppo ist die zweitgrößte Stadt Syriens und war bis zur Rückeroberung durch die Regierungstruppen von Machthaber Baschar al-Assad 2016 Schauplatz heftiger Kämpfe während des Bürgerkrieges. Am Mittwoch hatte HTS, ein Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida, überraschend einen Großangriff auf die Stadt gestartet. Seitdem wurden mindestens mehr als 320 Menschen getötet, darunter 44 Zivilisten. 

Die syrische Armee bestätigte am Samstag, dass die Dschihadisten in „große Teile“ von Aleppo einmarschiert seien. Wie Syriens enger Verbündeter Iran mitteilte, griffen „bewaffnete terroristische Gruppen“ das iranische Konsulat in Aleppo an. Assad kündigte eine Gegenoffensive an. Die russische Armee flog Luftangriffe auf Aleppo.

Iran sicherte Syrien Unterstützung zu

Indessen trat der iranische Außenminister Abbas Araghtschi eine Reise nach Damaskus an, um der syrischen Regierung und ihren Streitkräften die Botschaft der Unterstützung seines Landes zu übermitteln. „Wir unterstützen die Armee und die Regierung in Syrien nachdrücklich“, zitierte die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna den Minister vor seinem Abflug. Der Iran ist neben Russland einer der wichtigsten Verbündeten des syrischen Regimes.

Die russische Luftwaffe war es 2016 auch, die Machthaber Assad durch zahlreiche Bombenangriffe dabei unterstützte, Aleppo zurückzuerobern. Die Rückeroberung der Stadt gilt als ein entscheidender Wendepunkt im syrischen Bürgerkrieg, in dem die Regierungstruppen seitdem wieder rund zwei Drittel des Landes kontrollieren. In Aleppo leben etwa 2,5 Millionen Menschen.

Das deutsche Außenministerium rief alle Akteure dazu auf, das
humanitäre Völkerrecht einzuhalten. Die Bevölkerung und die zivile
Infrastruktur müssten geschützt werden, hieß es aus dem Auswärtigen Amt in Berlin: „Wir unterstreichen die Notwendigkeit für eine politische
Lösung im Einklang mit den einschlägigen UN-Resolutionen.“

Der syrische Bürgerkrieg begann 2011, als Assad Demonstrationen brutal niederschlagen ließ, die sich im Zuge des Arabischen Frühlings gebildet hatten. Daraus wurden Massenproteste und schließlich ein Konflikt, der sich zu einem Stellvertreterkrieg mit internationaler Beteiligung entwickelte. Im Norden Syriens gilt seit 2020 ein von der Türkei und Russland
vermittelter Waffenstillstand. Dieser war immer wieder gebrochen
worden, hatte die Region in den vergangenen Jahren aber weitgehend
beruhigt.