Haft | Literatur im Knast: Hinter tausend Stäben keine Welt

Für viele Gefangene kann das literarische Schreiben ein Rettungsanker sein. Der Ingeborg-Drewitz-Literaturpreis würdigt ihre Arbeiten. Zu Besuch bei der Verleihung


Oft ist von der Würde die Rede, die im Gefängnis verloren geht

Illustration: der Freitag


Die Stadt ist bewehrt mit unzähligen Türmen, im Zentrum so nahe, dass die Spitzen sich grüßen. Unter St. Lamberti stemmen sich Adventsbläser gegen das Gesamtrauschen, Unterwasserkirche und St. Ludgeri empfangen mit einem beängstigend überfüllten Weihnachtsmarkt, halb Nordrhein-Westfalen scheint an diesem Wochenende in Münster einzufallen. Jeder Regionalzug spuckt eine weitere Menschenprozession in die Stadt, weniger heilig gestimmt als glühweinselig. Die Festung des Katholizismus muss bangen, bei der Adventsvesper im Dom sind die Reihen lichter als die der neugierigen Touristen hinten in der Basilika.

Dennoch ist Münster ein angemessener Ort, um über Schuld nachzudenken. Nicht in St. Lamberti, sondern nebenan im Festsaal des histor