Grimme Online Award: Auszeichnung zu Händen Recherche zu Waffenhandel und KI-Podcast

Das Grimme-Institut hat in seinem Sitz in Marl die diesjährigen Gewinner des Grimme Online Awards bekannt gegeben. Das Institut, das auch den prestigeträchtigen Grimme-Preis für Fernsehsendungen verleiht, ehrt mit der Auszeichnung Medienangebote im Internet. 

Zu den diesjährigen Gewinnern gehört unter anderem in der Kategorie Information die Recherche Europäische Waffen, amerikanische Opfer, die der Tagesspiegel gemeinsam mit dem ZDF-Format Magazin Royale durchführte. Darin geht es um die Waffen, die bei Massentötungen in den USA eingesetzt werden sowie deren Herstellerfirmen in Deutschland und Österreich.

Ebenfalls in der Kategorie Information ging ein weiterer Preis an die Plattform netzpolitik.org. Sie wurde für ihre Podcastreihe Systemeinstellungen ausgezeichnet, in der die Geschichten von Menschen erzählt werden, „die plötzlich ins Visier des Staates geraten“. Für die Databroker Files, in denen es um unkontrollierten Datenhandel im Netz geht, gewann netzpolitik.org zusammen mit dem Bayerischen Rundfunk einen Spezialpreis.

Auszeichnungen für Projekte zur NS-Thematik

In der Kategorie Wissen und Bildung ging ein Preis an den Instagram-Kanal „Robinga Schnögelrögel„, auf dem der Hobbygärtner Robin König über Artenvielfalt und Biodiversität aufklärt. Abseits davon lag der Schwerpunkt in dieser Kategorie nach den Worten der Jury „deutlich bei historischen Themen und ihrer Bedeutung in einer Zeit, in der Gesellschaft und Öffentlichkeit zunehmend von Populismus und menschenfeindlichen Tendenzen geprägt werden“. 

So wurde etwa das Projekt #LastSeen. Bilder der NS-Deportationenausgezeichnet, an dem unter anderem die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft beteiligt war. Das Projekt sammelt Fotos von Deportationen von Juden, Sinti und Roma sowie kranker und behinderter Menschen zwischen 1938 und 1945.

Auch weitere Projekte zur Thematik des Nationalsozialismus wurden ausgezeichnet: Der TikTok-Kanal „keine.erinnerungskultur“ von Susanne Siegert schafft der Jury zufolge etwa einen „sehr gegenwartsbezogenen Zugang zu den Verbrechen der Nationalsozialisten“. Ein Preis in der Kategorie Kultur und Unterhaltung ging zudem an das Onlinearchiv Het Onderwater-Cabaret über den in der Zeit des Nationalsozialismus in den Niederlanden untergetauchten Autor Curt Bloch. In derselben Kategorie ging auch ein Preis an die Library of Lost Books des Leo Baeck Instituts: ein Projekt über die Bibliothek der Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und ihre geraubten Bücher.  

Finanzielle Schwierigkeiten bedrohten Preisverleihung

Erstmals wurde in diesem Jahr auch ein Sonderpreis verliehen, der dem Thema künstliche Intelligenz gewidmet war. Die Jury verlieh ihn an den Podcast In 5 Tagen Mord – Die Krimi-Challenge mit KI des Bayerischen Rundfunks.

Die Preisverleihung stand in diesem Jahr zunächst unter einem Fragezeichen und wäre wegen finanzieller Schwierigkeiten des Grimme-Instituts beinahe ausgefallen. „Es ist genau das richtige Signal zur richtigen Zeit, dass trotz aller Widrigkeiten der Grimme Online Award jetzt stattfindet“, sagte der Medienminister Nordrhein-Westfalens, Nathanael Liminski (CDU), bei der Preisverleihung. „Er ist seit Jahren ein wichtiger Kompass für digitale Qualität.“ Das Bundesland habe aber gemeinsam mit dem Institut „in die Hände gespuckt, um die Vergabe des Preises sicherzustellen“. 

Der Grimme Online Award wird seit 2001 verliehen und soll nach Institutsangaben „herausragende Formen und Entwicklungen öffentlicher Kommunikation und Information“ auszeichnen sowie eine „beispielhafte Orientierung für publizistische ‚Qualität im Netz'“ bieten. Einen Geldpreis gibt es dabei nicht.